Senioren gegen Rechtsextremismus

Nagold: "Omas gegen Rechts"-Gründerin als Ehrengast bei Demo

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Autor/in
Tim Richter
Tim Richter ist Reporter für Hörfunk, Online und Fernsehen beim SWR im Studio Tübingen.

Sie ist 73 Jahre und kämpft gegen Rechtsextremismus. Die Gründerin des bundesweiten Bündnisses "Omas gegen Rechts", Anna Ohnweiler. Sie lebt in Nagold und sprach bei einer Demo.

In vielen Städten in der Region gingen Menschen auch am vergangenen Wochenende auf die Straße, um gegen Rechtsextremismus zu demonstrieren. In Nagold (Kreis Calw) beteiligten sich laut Polizei knapp 2000 Menschen. Unter ihnen: Anna Ohnweiler. Die Gründerin der deutschlandweiten Bürgerinitiative "Omas gegen Rechts" sprach auf der Bühne zu den Demonstrierenden.

Nach Rechtsruck: Bürgerinitiative gegründet

Angefangen habe alles mit einer Facebook-Gruppe im Jahr 2018, sagt Anna Ohnweiler, die in Nagold lebt. Inspiriert wurde die damals 67-Jährige von den "Omas gegen Rechts in Österreich". Im Spiegel, der einen Twitterpost zitierte, hatte sie über die Bürgerinitiative gelesen, die gegen den Rechtsextremismus in Österreich ankämpft. Sie recherchierte und stellte fest: So etwas braucht Deutschland auch.

Zusätzlichen Anstoß haben ihr außerdem damals die Wahlergebnisse im Herbst gegeben, so Anna Ohnweiler. Die AfD war als stärkste Oppositionsfraktion in den Bundestag gekommen. Die Partei habe zunächst als euroskeptisch gegolten, sich dann aber immer weiter in Richtung Rechtsextremismus bewegt. Das Wahlergebnis habe sie deswegen besorgt.

Anna Ohnweiler spricht auf Demonstration vor Publikum in Nagold.
"Nagold steht auf! Für Demokratie und Toleranz", so das Motto der Kundgebung. Knapp 2.000 Menschen verfolgten die Ansprache von Anna Ohnweiler, Gründerin der Initative "Oma gegen Rechts".

Vielleicht haben dabei Ängste aus ihrer Vergangenheit in Rumänien eine Rolle gespielt. Anna Ohnweiler stammt aus Rumänien und ist im deutschsprachigen Teil des Landes aufgewachsen. Aufgezogen von - wie sie selbst sagt - traumatisierten Eltern, die jeweils für mehrere Jahre zur Zwangsarbeit in Kohlengruben in die heutige Ukraine deportiert wurden.

Mit ihren Eltern lebte Ohnweiler in einer Diktatur. "In Deutschland kann man ja sagen, was man will. In Rumänien wäre man nicht mal zwei Schritte auf der Straße gegangen und verhaftet worden", sagt Ohnweiler. Erst Ende der 1970er Jahre habe sie es geschafft, sich und ihre damals dreijährige Tochter freizukaufen und nach Deutschland auszuwandern.

"Omas gegen Rechts" wachsen schnell

In Deutschland angekommen nutzt Anna Ohnweiler ihre Redefreiheit. Sie demonstriert für mehr Frauenrechte, setzt sich für die Geflüchteten in Deutschland ein und hält vor dem Bundestagsgebäude eine Rede. Und sie gründet die Facebook-Gruppe "Omas gegen Rechts in Deutschland". Sie möchte sich nach dem Wahlergebnis 2017 austauschen, auf Gefahren hinweisen. Die Gruppe beginnt schnell zu wachsen - Ohnweiler gründet 2019 einen Verein. Mit 11 Gründungsmitgliedern, damals bei Kaffee und Kuchen in ihrer Sitzecke. Mittlerweile gibt es etwa 30.000 Mitglieder und auch Kanäle auf mehreren sozialen Netzwerken, wie beispielsweise Instagram.

Junge Omas willkommen

Oma ist nicht gleich Oma. Auch viele junge Leute sind Teil der Bewegung. Denn Ohnweiler und ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter gehen konkret für Ängste der jüngeren Generationen auf die Straße und auf die Bühne. Beispielsweise schließen sich die Omas auch den Demonstrationen von "Fridays For Future" an.

Ohnweiler beobachtet den Mitgliederzuwachs bei der AfD mit Sorge und möchte, dass die jüngeren Generationen nicht das Gleiche durchmachen müssen wie ihre Generation oder die ihrer Eltern. Deswegen geht sie auf die Straße. Das betont sie immer wieder in ihren Reden. Altersmüde ist die 73-Jährige nicht: "Ich mache das so lange, wie ich noch fit im Kopf bin. Sogar mit Rollator", sagt Ohnweiler.

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