FDP verliert am stärksten

AfD in BW verzeichnet Rekord an neuen Mitgliedern

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Autor/in
Annika Jahn
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Hannah Vogel

Alle im baden-württembergischen Landtag vertretenen Parteien haben im vergangenen Jahr tendenziell Mitglieder verloren. Die Ausnahme ist die AfD - die Partei wächst um 44 Prozent.

Die Mitgliederzahl der AfD in Baden-Württemberg hat im vergangenen Jahr deutlich zugenommen. Von Ende 2022 bis Ende 2023 verzeichnete die Partei nach eigenen Angaben 44 Prozent mehr Mitglieder als im Vorjahreszeitraum. Das Plus an Mitgliedern der AfD Baden-Württemberg ist damit so groß wie nie zuvor.

Ende 2022 zählte der AfD-Landesverband nach eigenen Angaben gut 3.700 Mitglieder. Ein Jahr später waren es rund 5.400. Der Co-Vorsitzende der AfD im Land, Markus Frohnmaier, führt das vor allem auf die Arbeit der Ampelregierung in Berlin zurück. Sie sei den Bürgern immer stärker an den Geldbeutel gegangen.

CDU liegt bei Mitgliederzahl an der Spitze

Alle anderen Parteien im Landtag haben Mitglieder verloren. Mit einem Minus von 3,9 Prozent ist die FDP am stärksten betroffen. Die Liberalen hatten Ende 2022 noch 9.675 Mitglieder, Ende 2023 dagegen noch 9.300. In absoluten Zahlen liegt die FDP damit noch weit vor der AfD, die vergleichsweise noch die wenigsten Mitglieder zählt. Die CDU liegt aktuell mit 52.510 auf dem ersten Platz, Ende 2022 waren es noch 53.636. Danach folgt die SPD mit 30.832, etwa 1.000 Mitglieder weniger als im Vorjahr. Die Grünen landen laut vorläufigen Zahlen mit 16.583 Mitgliedern auf dem dritten Platz, haben im Vergleich aber mit etwas weniger als 100 Mitgliedern am wenigsten verloren.

Entwicklung der Parteimitgliedschaften der im BW-Landtag vertretenen Parteien
Entwicklung der Parteimitgliedschaften der im BW-Landtag vertretenen Parteien. Die Zahlen für die Grünen sind vorläufig.

Nach Angaben der Grünen in Baden-Württemberg verzeichnet die Partei seit den Demonstrationen gegen Rechtsextremismus wieder einen deutlichen Zulauf. In den vergangenen Tagen seien an einem Tag teilweise bis zu 30 Mitgliedsanträge eingegangen.

Politische Partizipation geht allgemein zurück

Für Marc Debus, Politikwissenschaftler der Uni Mannheim, hängen die sinkenden Mitgliederzahlen fast aller Parteien auch mit der allgemein zurückgehenden politischen Partizipation zusammen. Er verweist in diesem Zusammenhang auch darauf, dass die Wahlbeteiligung abgenommen habe. "Mitglied in einer Partei zu sein, kostet viel Zeit", sagt Debus auf SWR-Anfrage. Man müsse Programme vorbereiten und Wahlkämpfe mitorganisieren. Außerdem seien viele Menschen bei weitem nicht mehr so stabil in der Präferenz für eine Partei. "Deshalb überlegen sich viele gut, ob sie in eine Partei eintreten", so Debus weiter.

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Generell ist es laut Debus für Parteien wichtig, möglichst viele Mitglieder zu haben. "Denn je mehr Mitglieder eine Partei hat, die sich noch dazu aktiv beteiligen, umso mehr verbreiten sich jeweils im persönlichen Netzwerk eines Mitglieds auch die inhaltliche Position einer Partei und desto eher werden diese auch als positiv angesehen", erklärt der Politikwissenschaftler.

Profitiert AfD durch andere Themensetzung?

Welche Motive zu Parteieintritten führten, ließe sich ohne Mitgliederstudien nur schwer feststellen, sagt Debus. Die AfD wie auch andere neue Parteien könnten seiner Ansicht nach attraktiv erscheinen, wenn sie Themen besetzen, die andere Parteien nicht adäquat aufbereiten. Zuerst sei es um die Handhabung der europäischen Finanzkrise gegangen, später dann um die Flüchtlingsproblematik. Viele Menschen, die diese Themen als relevant erachteten, seien Mitglieder der AfD geworden.

"Wenn die Polarisierung in der Gesellschaft wächst, beispielsweise durch das Erstarken weit rechts stehender Parteien wie der AfD oder auch weit links stehender Parteien wie dem Bündnis Sahra Wagenknecht, kann das auch dazu führen, dass etablierte Parteien ebenfalls wieder mehr Mitgliederzuwächse verzeichnen können", beobachtet Debus. Das liege an der Angst um die Stabilität der Demokratie.

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