Die Bodensee-Wasserversorgung reist mit der Kampagne "Zukunftsquelle" durch Baden-Württemberg und hat unter anderem auch in Reutlingen und Tübingen Halt gemacht. Damit möchte der Zweckverband auf aktuelle Herausforderungen aufmerksam machen. Seit knapp 70 Jahren liefert er sauberes Trinkwasser an 320 Städte und Gemeinden in ganz Baden-Württemberg.
Investitionen von mehreren hundert Millionen Euro
Die Anlagen der Wasserentnahme im Bodensee sind in die Jahre gekommen. Auch das 1.700 Kilometer lange Leitungsnetz, sagt Sarah Kreidler, Sprecherin der Bodensee-Wasserversorgung. Außerdem sollen neue Wasserwerke und Entnahmestationen am See gebaut werden. Dafür seien in den kommenden Jahren Investitionen in Höhe von mehreren hundert Millionen nötig, die die Verbandsmitglieder mittragen müssten. Diese könnten die Kosten dann aber wieder auf die Endkunden umlegen.

Quagga-Muschel verstopft Rohre
An der Station auf dem Reutlinger Marktplatz konnten sich die Besucherinnen und Besucher spielerisch mit einer Plage beschäftigen, mit der die Wasserversorger derzeit kämpfen: die Quagga-Muschel, die sich seit 2016 im Bodensee tummelt und sich stark vermehrt. Laut Sarah Kreidler hat sie im Bodensee keine natürlichen Feinde. Sie komme auch in tiefen Wasserregionen gut zurecht und besiedele auch die Entnahme-Körbe der Wasserversorgung.
Besonders an Spitzen-Abnahmetagen, haben wir einen sehr hohen Wasserverbrauch und kommen besonders in den nördlichen Gebieten kapazitätsmäßig an unsere Grenzen
Insgesamt versorgt die Bodensee-Wasserversorgung vier Millionen Menschen in ganz Baden-Württemberg mit Wasser. In Reutlingen kommen zwei Drittel des Trinkwassers vom Bodensee, in Tübingen sind es drei Viertel. Das restliche Wasser stammt aus lokalen Quellen oder aus Grundwasserreservoirs aus dem Neckartal.
Verband nimmt keine weiteren Gemeinden und Städte auf
Die einzelnen Gemeinden und Städte im Zweckverband haben feste Quoten zugeteilt bekommen, wie viel Wasser sie erhalten. Gemeinden, die also noch beitreten möchten, muss die Wasserversorgung aktuell abweisen, sagt die Sprecherin der Bodensee-Wasserversorgung. "Wir sind sozusagen ausverkauft", so Kreidler. Jedes Mitglied dürfe eine festgelegte maximale Wassermenge abnehmen.

Gutachten soll Wasserbedarf klären
Wie viel Wasser Baden-Württemberg aus dem Bodensee entnehmen darf, ist im Wasserentnahmerecht festgelegt. Dieses haben die Anrainerstaaten des Sees, Deutschland, Schweiz und Österreich ausgehandelt. 2038 läuft der bisherige Vertrag aus. Deshalb hat die Landesregierung Baden-Württemberg Gutachten in Auftrag geben, die bis 2025 den zukünftigen Bedarf und die Entwicklung der Wasservorkommen berechnen, sagt Kreidler. Dann könnte sich möglicherweise auch etwas an der Entnahmemenge ändern.
Täglich entnimmt die Bodensee-Wasserversorgung bislang 670.000 Kubikmeter Wasser. Auf ein Jahr hochgerechnet ist das nur ein Prozent dessen, was jährlich in den Bodensee zufließt. Doppelt so viel entweiche dem Bodensee jährlich durch Verdunstung, so Kreidler. Die Bodensee-Wasserversorgung gehe davon aus, dass das Wasser im Bodensee auch in Zukunft ausreichen wird.