Leben im Biosphärengebiet Schwäbische Alb: In einer Höhle, bei den Vorbereitungen für ein Hoffest und auf dem Bauernhof mit eigener Käse-Herstellung erfahren wir, was das für die Menschen heute bedeutet.

Diese Woche in der SWR Landesschau

Leben im Biosphärengebiet: Geschichten von der Schwäbischen Alb

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Autor/in
Tobias Faißt
Tobias Faißt arbeitet als multimedialer Reporter im SWR Studio Tübingen.
Katharina Kregel
Katharina Kregel ist Reporterin für Hörfunk, Online und Fernsehen beim SWR im Studio Tübingen.

Seit gut 15 Jahren gibt es das Biosphärengebiet Schwäbische Alb. Wie geht es den Menschen damit heute? Antworten gibt es in einer Höhle, beim Sport und auf dem Truppenübungsplatz.

Das Land Baden-Württemberg spricht vom Biosphärengebiet Schwäbische Alb. Die UNESCO nennt es Biosphärenreservat. Für etwa 150.000 Menschen ist das 850 Quadratkilometer große Gebiet Heimat. Sie verbringen ihre Freizeit beispielsweise in einer der zahlreichen Höhlen, im hohen Alter beim Sport oder arbeiten hart auf dem eigenen Bauernhof. Wer im Biosphärengebiet Schwäbische Alb unterwegs ist, merkt schnell: Da ist für alle was dabei.

Vom 19. bis 23. August berichtet die Landesschau Baden-Württemberg jeden Tag über Geschichten aus dem Biosphärengebiet Schwäbische Alb. Am Tag nach der Sendung sind die Folgen der Wochenserie auch hier im Kurzüberblick zu finden.

Eine Woche im Biosphärengebiet Schwäbische Alb:

Tief rein ins Biosphärengebiet: Forschen und Retten in der Höhle

Mehr als 400 Höhlen gibt es im Biosphärengebiet Schwäbische Alb. Darunter touristische Ziele wie die Falkensteiner Höhle. Dort hatte die Höhlenrettung Baden-Württemberg 2019 den bisher letzten, echten Notfalleinsatz. Die Mitglieder des Vereins sind fast alle Höhlenforscher, die in kaum erschlossenen Höhlen unterwegs sind. "Höhle ist per se erstmal ein lebensfeindlicher Raum", sagt Höhlenretter Daniel Bauer.

Dreimal im Jahr organisieren die Ehrenamtlichen eine Übung. Diesmal im Hölllochschacht bei Dettingen an der Erms (Kreis Reutlingen). In gut 75 Metern Tiefe spielt ein Kollege einen verletzten Höhlengänger, der gerettet werden muss. Daniel Bauer ist Ausbildungsleiter im Verein, hilft neuen Mitgliedern beispielsweise beim Umgang mit der Trage. Aus zeitlichen Gründen muss die Übung zwar abgebrochen werden, doch Bauer ist trotzdem zufrieden:

Das Team hat super zusammengearbeitet und das ist das Entscheidende: Es geht halt nur zusammen.

Im Biosphärengebiet Schwäbische Alb gibt es mehr als 400 Höhlen. Viele davon kennt Daniel Bauer von der Höhlenrettung Baden-Württemberg von innen, weil er dort wöchentlich unterwegs ist.
Daniel "Dabo" Bauer im Höllochschacht bei Dettingen an der Erms im Kreis Reutlingen.

Käse vom eigenen Hof: Familie Engst und der Altschulzenhof

Als die Idee zum Biosphärengebiet aufkam, haben damit viele neue Vorschriften und damit Einschränkungen unter anderem in der Landwirtschaft verbunden. Elisabeth und Anton Engst vom Altschulzenhof in Hayingen-Münzdorf (Kreis Reutlingen) haben jedoch gute Erfahrungen gemacht. Die Familie wirbt mit der Lage im Biosphärengebiet offensiv um Gäste für die Ferien auf dem Bauernhof.

Elisabeth und Anton Engst aus Hayingen-Münzdorf auf ihrem Altschulzenhof im Biosphärengebiet Schwäbische Alb.
Elisabeth und Anton Engst aus Hayingen-Münzdorf auf ihrem Altschulzenhof im Biosphärengebiet Schwäbische Alb.

Ein eigener Bauernhof bedeutet den ganzen Tag Arbeit. Morgens um 5:30 Uhr beginnt Anton Engst mit dem Kühemelken für den hofeigenen Käse. Der wird im Hofladen oder auf Wochenmärkten verkauft. Die Familie lebt seit Generationen in Münzdorf und so wie es aussieht, bleibt das auch so. Die Töchter von Elisabeth und Anton Engst wollen den Hof und die Käserei in den kommenden Jahren übernehmen.

Das ganze Dorf packt an: Dächingen und sein Hoffest

Ein Ziel des Biosphärengebiets lautet "Förderung der regionalen Identität". Dazu tragen unter anderem die Biosphärengastgeber wie Michael Köhler bei, die in ihren Hotels und Küchen auf regionale Produkte setzen. Der 32-Jährige hat zu Beginn des Jahres den elterlichen Betrieb in Ehingen-Dächingen (Alb-Donau-Kreis) übernommen. Damit ist er zum ersten Mal mitverantwortlich für die Organisation des jährlichen Hoffests im August.

Dächingen liegt im Biosphärengebiet Schwäbische Alb im Alb-Donau Kreis. Michael Köhler organisiert dort das Hoffest im August und kann auf das ganze Dorf bauen.
Michael Köhler (Mitte) organisiert dort das große Hoffest in Ehingen-Dächingen im August und kann auf das ganze Dorf bauen.

Kurz vor dem Fest findet noch eine Hochzeit in der Scheune der Köhlers statt. Dafür muss alles raus und das ganze Dorf hilft mit. Denn in Dächingen herrscht ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl. Innerhalb von wenigen Stunden ist die Scheune für die Hochzeit leergefegt. Michael Köhler erklärt den Zusammenhalt im Dorf mit dem starken Musikverein mit vielen Mitgliedern:

Wir sind ein Ort mit 500 Einwohnern, davon 144 Aktive Musiker von klein auf bis ins Rentenalter. Das ist schon etwas Prägendes, was so ein Dorf zusammenhält.

90 und kein bisschen müde: Inge Starzmann turnt vor

Wer rund um das Zentrum des Biosphärengebiets in Münsingen (Kreis Reutlingen) wohnt und in den vergangenen sieben Jahrzehnten sportlich aktiv war, kennt höchstwahrscheinlich Inge Starzmann. Mit 90 Jahren gibt sie noch immer Sportkurse - obwohl die Hüfte seit einem Skiunfall vor etwa einem Jahr lädiert ist. Kein Problem für Inge Starzmann, die weiter vorturnt, als wäre nichts gewesen.

Inge Starzmann ist im ganzen Biosphärengebiet Schwäbische Alb bekannt. Kein Wunder: Die 90-Jährige aus Münsingen hat schon mehreren Generationen Sport beigebracht. Ans Aufhören denkt sie noch lange nicht.
Inge Starzmann ist im ganzen Biosphärengebiet bekannt. Die 90-Jährige aus Münsingen hat schon mehreren Generationen Sport beigebracht.

Erich Starzmann ist ebenfalls 90 und noch topfit. Ende des vergangenen Jahres haben die Starzmanns Eiserne Hochzeit gefeiert: 65 Jahre Ehe. Ans Aufhören denken beide noch lange nicht.

Ausflugstipps von Biosphärenbotschafterin Maria Tittor

In Zwiefalten, dem südlichsten Zipfel des Biosphärengebiets, lebt seit etwa 40 Jahren Maria Tittor. Zu Beginn hatte der Gemeinderat Zweifel, ob die Klostergemeinde überhaupt bei dem Zusammenschluss mitmachen soll. "Ich habe zu denen gesagt: Wir werden ans Weltnetz angeschlossen. Weltweite Werbung. Weltkulturerbe und das ist es heute auch", sagt Tittor heute. Jetzt möchte die Gemeinde sogar noch mehr Flächen in das Biosphärengebiet einbringen.

Maria Tittor ist jeden Tag im Biosphärengebiet Schwäbische Alb unterwegs. Der ehemalige Truppenübungsplatz in Münsingen ist ihr Lieblingsort, doch sie hat noch mehr Ausflugstipps auf Lager.
Maria Tittor auf einem Aussichtsturm des ehemaligen Truppenübungsplatzes in Münsingen.

In ihrem Heimatort ist die Rentnerin jedoch eher selten zu finden. Sie ist immer auf Achse. Als Alb-Guide, Biosphärenbotschafterin oder Truppenübungsplatzguide führt sie fast täglich Menschen an ihre Lieblingsorte. Wer etwas über das Biosphärengebiet erfahren möchte, ist bei Maria Tittor genau richtig. Ihr absoluter Lieblingsort: der ehemalige Truppenübungsplatz in Münsingen.

Der Truppenübungsplatz, da komme ich so gerne hin, obwohl ich so weit herfahren muss.

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