Halb so groß wie das Saarland

Bis 2027: Biosphärengebiet Schwäbische Alb wird deutlich größer

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Autor/in
Judith Hüwelmeier
Judith Hüwelmeier ist Reporterin für Hörfunk, Online und Fernsehen beim SWR im Studio Tübingen.

Das Biosphärengebiet Schwäbische Alb wächst um 40 Prozent. Kommunen im Kreis Reutlingen, Esslingen und dem Alb-Donau Kreis bringen weitere Flächen ein. Auch neue Orte sind dabei.

Das Biosphärengebiet Schwäbische Alb wird deutlich größer. Kommunen und Städte in den Landkreisen Reutlingen, Esslingen und im Alb-Donau-Kreis planen, weitere ihrer Flächen in das Schutzgebiet einzubringen. Somit wird Reutlingen als erste Großstadt einem UNESCO-Biosphärenreservat angehören. Auch Touristen-Hotspots wie Schloss Lichtenstein und die Bärenhöhle in Sonnenbühl kommen dazu.

Das Biosphärengebiet ist ein Schutzgebiet. Es trägt dazu bei, natürliche Ressourcen und die biologische Artenvielfalt zu erhalten. Menschen sollen hier im Einklang mit der Natur leben und nachhaltig wirtschaften. Anders als in einem Nationalpark ist Landwirtschaft möglich. Kommunen, die Mitglied im Schutzgebiet sind, müssen eine Kernzone ausweisen, die nicht bewirtschaftet werden darf. Dort sollen Pflanzen und Tiere ungestört leben. Bringt eine Kommune keine Kernzone ein, muss sie einen höheren Mitgliedsbeitrag zahlen.

16 Millionen pro Jahr durch Tourismus

Für die Kommunen ist der Beitritt in der Regel attraktiv: Sie können mit dem Label des Biosphärengebiets werben. Die Besucherzahlen auf der Schwäbischen Alb sind in den letzten Jahre kontinuierlich gestiegen. Achim Nagel, Leiter der Geschäftsstelle des Biosphärengebiets, spricht von 16 Millionen Euro, die Touristen jährlich in die Region bringen. In den Betrag miteingerechnet werden alle regionale Erzeugnisse und Dienstleistungen- auch das regionale Brötchen, die Wurst vom Metzger oder Handwerkerkosten. Laut Nagel sind das sogenannte nachgelagerte Leistungen.

Das Biosphärengebiet Schwäbische Alb wird deutlich größer. Streuobstwiesen am Albtrauf sind vor allem zur Blütezeit im Frühjahr ein beliebtes Ausflugsziel.
Wandern, Spazieren oder Radfahren: Blühende Streuobstwiesen im Biosphärengebiet Schwäbische Alb sind bei Touristen besonders im Frühjahr beliebt.

Für Bürgermeister Mario Storz (CDU) ist der Beitritt seiner Gemeinde Engstigen (Kreis Reutlingen) ein "unglaublicher Marken- und Imagegewinn". Vereine, Bildungseinrichtungen, Landwirte und Einzelpersonen könnten künftig an Projekten des Biosphärengebiets teilnehmen und damit Fördergelder erhalten.

Biosphärengebiet mit Loch in der Kulisse

Neben Engstingen wollen auch die Nachbargemeinden Sonnenbühl und Hohenstein Neumitglieder werden. Im Alb-Donau-Kreis sind es Allmendingen, Blaubeuren und Rechtenstein. Drei Gemeinden haben sich gegen einen Beitritt entschieden: Mehrstetten (Kreis Reutlingen) bei Münsingen, Laichingen und Emeringen aus dem Alb-Donau-Kreis. "Wir sind das erste Biosphärengebiet mit Loch in der Kulisse", sagt Achim Nagel. Die UNESCO habe das nicht gestört.

So könnte das Biosphärengebiet nach der Erweiterung aussehen.
Die gelb markierten Mitgliedskommunen planen, weitere Flächen in das Biosphärengebiet einzubringen. Auch neue Kommunen (rot markiert) sind darunter.

In 19 der 22 Kommunen steht bereits der Beschluss, dem Biosphärengebiet beizutreten. Mit den restlichen Beschlüssen rechnet das Landratsamt Tübingen bis Oktober. Dann fällt die finale Entscheidung durch den Lenkungskreis Biosphärengebiet Schwäbische Alb. Der hatte die Erweiterung vorangetrieben und Mitgliedskommunen, die anteilig im Biosphärengebiet liegen, nach ihrem Interesse an einer Erweiterung befragt.

Biosphärengebiet wächst bis 2027 um 40 Prozent

Bis zum Jahr 2027 soll das rechtliche Ausweisungsverfahren und der erneute Antrag bei der UNESCO (Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur) eingereicht sein. Damit würde das Gebiet um knapp 40 Prozent auf rund 120.000 Hektar anwachsen. Das ist in etwa halb so groß wie das Saarland. Um erneut die Anerkennung durch die UNESCO zu bekommen, benötigt das Biosphärengebiet noch weitere Kernzonen. 1.132 Hektar sollten es sein, bisher liegen von den Kommunen erst für 966 Hektar Zusagen vor.

Das Land und die Bewohner Baden-Württembergs haben sich gegen den Ausdruck „Reservat“ entschieden, da dieser auch mit Isolation und Ausgrenzung assoziiert werden kann

Das Biosphärengebiet Schwäbische Alb wird deutlich größer. Eine Besuchergruppe wandert auf der Schwäbischen Alb durch eine Wachholderheide.
Wacholderheiden sind durch Schafsbeweidung entstanden. Sie sind ein Erkennungszeichen der Schwäbischen Alb.

Das Biosphärengebiet Schwäbische Alb wurde 2008 ausgewiesen und 2009 von der UNESCO als Biosphärenreservat ausgezeichnet. Das Gebiet erstreckt sich vom Albvorland über den Albtrauf bis an die Donau im Süden. Vor allem das Selbstbewusstsein der "Älbler" habe sich in den vergangen zwölf Jahren gestärkt, sagt Klaus Tappeser, Präsident des Regierungspräsidiums Tübingen. Man könne auf über 600 erfolgreiche Modellprojekte und Initiativen zurückblicken.

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