Ein Facebook-Beitrag von Boris Palmer von Freitag sorgt für Verwirrung und Diskussionen. Darin beschreibt der Tübinger Oberbürgermeister einen versuchten Messerangriff auf einen Mann und die Polizei. Doch die Polizei kann keinen Fall finden, der Palmers Erzählungen bestätigt.
"Große inhaltliche Differenzen"
Dass der OB nun auf Facebook darüber schreibt, vermittelt den Eindruck, dass der Messerangriff erst kürzlich stattgefunden hätte. Dies kann die Polizei nicht bestätigen. Auch die Geschehnisse nicht. Der ähnlichste Fall, den die Polizei in ihren Akten finden kann, stammt von Mitte Oktober. Er ist also rund sechs Wochen alt. Und der Fall zeige "große inhaltliche Differenzen", sagte ein Polizeisprecher dem SWR.
Palmer schreibt auf Facebook in zwei Beiträgen, dass ein Mann im Bus auf einen anderen Mann eingeschlagen habe. Als der ausstieg, sei der Angreifer ihm gefolgt, habe ein Messer gezückt und "versuchte mehrfach auf ihn einzustechen". Eine größere Gruppe "streckte den Täter mit einem Faustschlag nieder", so Palmer. Als die Polizei kam, hätten die Zeugen den Mann freigelassen. "Daraufhin attackierte dieser die Polizisten mit dem Messer" schreibt der Tübinger OB weiter. Die Polizei hat all dies nicht bestätigt.
"Ich bin dann mal weg" Boris Palmer verabschiedet sich auf Facebook
Nach dem Eklat um Tübingens Oberbürgermeister Palmer (parteilos) im April hatte der Politiker angekündigt, im Juni eine Auszeit zu nehmen. Auf Facebook verabschiedete er sich.
Polizei: Kein Messer gesehen und gefunden
Laut dem Polizeisprecher habe es bei dem ähnlichen Fall Mitte Oktober kein Messer gegeben. Der mutmaßliche Täter habe im Bus eine Frau schlagen wollen - erfolglos. Als die ausstieg, sei der Mann ihr gefolgt. Zeugen konnten ihn überwältigen und festhalten, bis die Polizei kam. Dabei sei er leicht verletzt worden. Sonst sei niemand verletzt worden. Auch die Polizei sei nicht angegriffen worden. Und ein Messer habe niemand gesehen, die Polizeikräfte konnten auch keines finden. Gegen den Mann läuft nun ein Ermittlungsverfahren wegen versuchter Körperverletzung.
OB-Wahl 2022 in Tübingen Konkurrenz für Boris Palmer: Grüne wollen über Urwahl abstimmen
Nach zahlreichen streitbaren Äußerungen ist Boris Palmer in Tübingen als OB nicht mehr unumstritten. Für die Wahl 2022 muss er sich wohl erst in einer Urwahl gegen einen grünen Gegenkandidaten durchsetzen.
Hitzige Diskussionen in Palmers Facebook-Beiträgen
Auf der Internetplattform Facebook sorgen die Beiträge Boris Palmers für hitzige Diskussionen. Er schrieb, der Mann könnte aus Afghanistan kommen. Darauf reagierten viele Menschen mit kritischen, teils migrationsfeindlichen Kommentaren. Die Polizei machte keine Angaben zur Nationalität des Verdächtigen.
Palmer beruft sich auf Aussagen von Beteiligten ihm gegenüber
Andere Facebook-Nutzer machten den Tübinger OB darauf aufmerksam, dass die Polizei seine Geschichte nicht bestätigt. Also schob er einen zweiten Beitrag hinterher - mit einem Foto aus der vermeintlichen Tatnacht. Darin schreibt Palmer, der Vorfall habe Anfang November stattgefunden. Palmer jedoch beruft sich auf Aussagen von Beteiligten ihm gegenüber.
In den Kommentaren zu diesem Beitrag bekommt Palmer sowohl Unterstützung als auch Kritik. Der Oberbürgermeister brachte die vermeintliche Tat in Zusammenhang mit dem Attentat in Solingen. Die hatte für viel Wirbel gesorgt.