Ein Facebook-Beitrag von Boris Palmer Ende November sorgte für Verwirrung und Diskussionen. Darin beschreibt der Tübinger Oberbürgermeister einen versuchten Messerangriff auf einen Mann und die Polizei. Doch die Polizei kann keinen Fall finden, der Palmers Erzählungen bestätigt.
"Große inhaltliche Differenzen"
Im ersten Post sprach Palmer von einem Vorfall, ohne zu sagen, wann er passiert sein soll. Bei Lesern entstand der Eindruck, dass der Messerangriff erst kürzlich stattgefunden hätte. Dies kann die Polizei nicht bestätigen. Auch die Geschehnisse nicht. Der ähnlichste Fall, den die Polizei in ihren Akten finden kann, stammt vom 17. Oktober. Der Fall zeige "große inhaltliche Differenzen", sagte ein Polizeisprecher dem SWR.
Palmer schreibt auf Facebook, dass ein Mann im Bus auf einen anderen Mann eingeschlagen habe. Als der ausstieg, sei der Angreifer ihm gefolgt, habe ein Messer gezückt und "versuchte mehrfach auf ihn einzustechen". Eine größere Gruppe "streckte den Täter mit einem Faustschlag nieder", so Palmer. Als die Polizei kam, hätten die Zeugen den Mann freigelassen. "Daraufhin attackierte dieser die Polizisten mit dem Messer" schreibt der Tübinger OB weiter. Die Polizei hat all dies nicht bestätigt.
"Ich bin dann mal weg" Boris Palmer verabschiedet sich auf Facebook
Nach dem Eklat um Tübingens Oberbürgermeister Palmer (parteilos) im April hatte der Politiker angekündigt, im Juni eine Auszeit zu nehmen. Auf Facebook verabschiedete er sich.
Polizei: Kein Messer gesehen und gefunden
Laut dem Polizeisprecher habe es bei dem ähnlichen Fall Mitte Oktober kein Messer gegeben. Der mutmaßliche Täter habe im Bus eine Frau schlagen wollen - erfolglos. Als die ausstieg, sei der Mann ihr gefolgt. Zeugen konnten ihn überwältigen und festhalten, bis die Polizei kam. Dabei sei er leicht verletzt worden. Sonst sei niemand verletzt worden. Auch die Polizei sei nicht angegriffen worden. Und ein Messer habe niemand gesehen. Die Polizeikräfte konnten auch keines finden. Gegen den Mann läuft nun ein Ermittlungsverfahren wegen versuchter Körperverletzung.
OB-Wahl 2022 in Tübingen Konkurrenz für Boris Palmer: Grüne wollen über Urwahl abstimmen
Nach zahlreichen streitbaren Äußerungen ist Boris Palmer in Tübingen als OB nicht mehr unumstritten. Für die Wahl 2022 muss er sich wohl erst in einer Urwahl gegen einen grünen Gegenkandidaten durchsetzen.
Hitzige Diskussionen in Palmers Facebook-Beiträgen
Auf der Internetplattform Facebook sorgen die Beiträge Boris Palmers für hitzige Diskussionen. In einem dritten Post hat der Tübinger Oberbürgermeister dann auf die Beteiligten verwiesen. Sie hätten ihm übereinstimmend von einem Messer erzählt. Palmer forderte Aufklärung.
Palmer gibt zu: doch kein Messer
Am 18. Dezember ist Boris Palmer schließlich zurück gerudert. In einem Facebook-Beitrag hat er seine Aussagen richtiggestellt und eingestanden, dass es bei dem versuchten Angriff tatsächlich kein Messer gab - so wie Polizei und Staatsanwaltschaft Ende November mitgeteilt hatten. Palmer hatte sich auf Angaben eines Augenzeugen verlassen. "Mehrere Zeugen haben gehört, dass andere vor einem Messer gewarnt haben. Wahrscheinlich hat sich dann das verselbständigt", schreibt Palmer auf Facebook.