Von Ortenau bis in den Schwarzwald

Ein Jahr nach Bauernprotesten: Mahnfeuer brennen an den Bundesstraßen

Stand
Autor/in
Christine Veenstra
SWR Aktuell, Logo
Anita Westrup
Anita Westrup ist Reporterin und Redakteurin im SWR Studio in Freiburg.

Die Bilder sind noch im Kopf: kilometerlange Traktorkolonnen, blockierte Autobahnauffahrten, brennende Strohballen. Zum Jahrestag der Proteste wollen Bauern in Südbaden erneut auf sich aufmerksam machen - mit lodernden Mahnfeuern.

Vor einem Jahr entzündeten Bäuerinnen und Bauern Mahnfeuer, um ihren Frust auszudrücken. Sie protestierten gegen die geplante Kürzung der Agrardieselbeihilfen, die viele Betriebe wirtschaftlich stark belastet hätte. An diesem Mittwochabend trafen sich die Landwirte erneut. Im gesamten Gebiet des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbands (BLHV) entfachten sie Mahnfeuer, um unter anderem auf erreichte Fortschritte hinzuweisen.

Aktionen in Sichtweite der Bundesstraßen

Mahnfeuer gab es unter anderem in Lörrach, Rheinfelden (Kreis Lörrach) und Freiburg, außerdem in Donaueschingen (Schwarzwald-Baar-Kreis), Bad Säckingen (Kreis Waldshut) und Lahr (Ortenaukreis). Die Veranstalter entzündeten die Feuer abends in der Nähe von Bundesstraßen. Lahr machte um 17 Uhr den Auftakt. Dort waren am frühen Abend rund 70 Landwirte und Landwirtinnen gekommen. Sie trafen sich an der B3 zwischen Kippenheim und dem Sulzer Kreuz.

Im Raum Donaueschingen/Bad Dürrheim treffen sich die Landwirte aus den umliegenden Gemeinden am Mittwochabend zu einer Sternfahrt. Gegen 20 Uhr wollen sie als Letzte ihr Mahnfeuer beim Recyclingzentrum Bad Dürrheim anzünden.

BLHV-Präsident Bolkart: Was haben Bauernproteste gebracht?

Die Bäuerinnen und Bauern möchten der Bevölkerung für ihren Rückhalt danken - so erklärt der BLHV die Aktion. Außerdem wolle man zum Jahrestag das "Wir-Gefühl" stärken und an das erinnern, was durch die Proteste erreicht wurde. "Politisch haben wir wieder ein ganz anderes Gehör", resümiert BLHV-Präsident Bernhard Bolkart. Die Abschaffung der Kfz-Steuerbefreiung für landwirtschaftliche Fahrzeuge sei wegen der Proteste zurückgenommen worden, das wertet Bolkart als Erfolg. Auch die schrittweise Streichung der Vergünstigungen beim Agrardiesel statt einer sofortigen Abschaffung bewertet er als Teilerfolg.

Mit Blick auf die neue Regierung will Bolkart erstmal die Füße stillhalten. "Wir müssen die neue Regierung erstmal abwarten", so Bolkart.

Es ist wichtig, ein gewisses Druckpotential in der Hinterhand zu haben. Aber jetzt nicht einfach losfahren, weil man meint, es ist schön, Traktor zu fahren. Das werden wir nicht machen.

Landwirt aus Schallstadt-Mengen mit gemischter Bilanz

Landwirt Kurt Sehringer aus Schallstadt-Mengen (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) war von Anfang an bei den Bauerprotesten dabei, zusammen mit fast allen Landwirten aus der Nachbarschaft. "Das Gefühl des Zusammenhalts war stark", berichtet Sehringer. Die Fotos der Demonstrationen hat der Obstbauer noch auf seinem Handy. Ein Jahr später zieht er eine gemischte Bilanz. Kleine Sachen seien durchgesetzt, andere wieder zurückgenommen worden. "Man kann nicht sagen, es ist kein Erfolg, aber es ist lang nicht das Umdenken gekommen, das wir uns gewünscht hätten", gibt Sehringer zu. Konkret wünscht er sich ein Umdenken beim kürzlich unterzeichneten Handelsabkommen Mercosur zwischen der EU und Südamerika. "Wir produzieren gerne nach diesen Standards. Aber auch die Importware muss nach diesen Standards produziert werden", fordert er.

Wie geht es den Bauern heute?

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