Vor 79 Jahren, am 27. Januar 1945, wurde das Konzentrationslager Auschwitz befreit. Zum Jahrestag sprach die Holocaust-Überlebende Eva Weyl darüber, wie sie als Kind das Konzentrationslager Westerbork überlebte. Ihren Vortrag im historischen Kaisersaal endete sie mit den Worten: "Bitte reden sie darüber, damit die Geschichte nicht vergessen wird."
Bis auf den letzten Platz waren alle Stühle im historischen Kaisersaal belegt, wo Eva Weyl, inzwischen 88 Jahre, lebhaft von ihrer Kinderheit berichtete. Sie erzählte, wie sie mit sechs Jahren zusammen mit ihren Eltern ins Konzentrationslager Westerbork in den Niederlanden kam.
Immer wieder habe es Situationen gegeben, in denen die Familie nur knapp einer Deportation Richtung Osten entging, erzählte Weyl. Nach dreieinhalb Jahren wurden sie und ihre Familie im April 1945 befreit. Damit gehören sie zu den nur fünf Prozent, die das KZ Westerbork überlebt haben.
Zum Abschluss bat sie die rund 300 Gäste, darüber zu reden was damals passiert ist. Damit die Geschichte nicht vergessen wird.
Familie von Eva Weyl floh vor den Nazis aus Freiburg
Die 88-jährige Eva Weyl ist in den Niederlanden geboren. Ihre Familie mütterlicherseits stammt aber aus Freiburg. Ihre Mutter und ihr Onkel wurden in Freiburg geboren. Ihr Großvater Willy Wolff war bis zu seiner Pensionierung Ende 1933 Direktor der Deutschen Bank in Freiburg. Nach der Pogromnacht am 9. November 1938 folgte er seiner Tochter, die schon früher geflohen war, ins niederländische Arnheim.
Den Mitschnitt der Veranstaltung sehen Sie hier:
Veranstaltung wird erneut in SWR Aktuell übertragen
Die israelische Pianistin und Professorin an der Hochschule für Musik Freiburg, Roglit Ishay, begleitete die Veranstaltung musikalisch. Freiburgs Erster Bürgermeister, Ulrich von Kirchbach, hielt das Grußwort.
Viele Gruppen, Institutionen und Vereine organisieren das Gedenken
Der Abend fand statt in Zusammenarbeit mit der Israelitischen Gemeinde Freiburg, der Egalitären Jüdischen Chawurah Gescher Gemeinde, der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste, der Deutsch-Israelische Gesellschaft, dem DGB Stadtverband Freiburg, dem Dokumentationszentrum Nationalsozialismus Freiburg, dem Arbeitskreis der Freiburger Hilfsgemeinschaft NS-Euthanasie und Ausgrenzung heute, dem Freundeskreis Freiburg - Tel Aviv-Yafo, dem Verein Gegen Vergessen – Für Demokratie, der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, dem Verein Nachkommen, Verwandte und Freunde der Mitglieder der ehemaligen israelitischen Gemeinde Freiburg, dem Roma Büro Freiburg, der Rosa Hilfe Freiburg, dem Sinti-Verein Freiburg, dem Stolperstein-Projekt Freiburg und der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten.
Freiburg gedenkt jährlich zum Tag der Befreiung von Auschwitz am 27. Januar 1945 aller Opfer des Nationalsozialismus. Veranstalter sind das städtische Kulturamt und das SWR Studio Freiburg gemeinsam. Im vergangenen Jahr ging es bei einer Podiumsdiskussion um die Frage "Ende der Zeitzeugenschaft?".