Eine Umfrage unter Vertreterinnen und Vertretern der Wirtschaft in Südbaden:
Es ist offiziell: Donald Trump ist der 47. Präsident der Vereinigten Staaten und hat damit seine zweite Amtszeit angetreten. Zeitgleich zu Trumps Amtseinführung in Washington hatte am Montagabend die Industrie- und Handelskammer (IHK) Hochrhein-Bodensee einen Neujahrsempfang in Schopfheim (Kreis Lörrach). Die Vertreterinnen und Vertreter aus der Wirtschaft in Südbaden sind gespaltener Meinung zum Amtsantritt des nun mächtigsten Mannes der Welt.

Auch Deutschland sollte mehr Fokus auf Wirtschaft legen
Der ehemalige IHK-Präsident und stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender des Logistikunternehmens Grieshaber, Kurt Grieshaber, steht der Entwicklung positiv gegenüber. Deutschland müsse die Wirtschaft wieder in den Fokus stellen und weniger ängstlich agieren, so Grieshaber.
Die Ziele von Trump sind wirtschaftsgerichtet. Das würde ich mir für Deutschland auch wünschen, dass man wegkommt von der Ängstlichkeit und die Wirtschaft besser einbindet.
Mit dem Spruch "drill baby, drill!" (zu deutsch: "Bohr Baby, bohr!") ging der Präsident bereits in den Wahlkampf. Auch in seiner Antrittsrede wiederholte der 78-Jährige seine Strategie. Fossile Energieträger will er weiter fördern, um Bürgerinnen und Bürger sowie die Unternehmen zu entlasten. Im Unterschied zu den USA verfügt Deutschland nicht über Energieträger wie Gas und Öl. Dennoch fordern Wirtschaftsvertreter, wie Jochen Debus von der Badenova, geringere Energiepreise.
Wirtschaftsvertreter willkommen - Politiker nicht
Wegen der US-Präsidentschaftswahl hatte die IHK Hochrhein-Bodensee einen USA-Kenner als Referenten angefragt - den Politologen Tobias Endler. Er sagte, die Amerikaner nähmen Trump ernst, aber nicht wörtlich. In Berlin sei es, was Trump betrifft, genau umgekehrt. Endler empfahl der Wirtschaft mit dem Beraterkreis von Trump Kontakt aufzunehmen. Dort seien, so Endler sinngemäß, die Türen für Wirtschaftsvertreter offen - für Berufspolitiker hingegen nicht.
Viele Unternehmen aus dem Raum Freiburg exportieren in die USA
Rund 200 Unternehmen aus dem Kammerbezirk der IHK Südlicher Oberrhein exportieren in die Vereinigten Staaten, erklärt deren Hauptgeschäftsführer Dieter Salomon. Die Androhung von Strafzöllen auf importierte Produkte aus Europa von mindestens zehn Prozent stelle die Unternehmen im Raum Freiburg vor Herausforderungen, sagt Salomon.
Der amerikanische Protektionismus ist nicht neu, aber Trump treibt ihn auf die Spitze.
Kommen die Einfuhrzölle, werden deutsche Produkte in den USA erheblich teurer. Damit würden deutsche Unternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit in den Vereinigten Staaten verlieren, so Salomon. Großbetriebe, wie Sick, Testo oder Duravit aus dem Raum Freiburg, haben schon heute eigene Standorte in den USA. Um die Importzölle zu umgehen, könnten nun weitere Unternehmen zusätzliche Standorte in den USA eröffnen, so die Sorge.