Alkoholfrei oder doch als Cocktail?

So prickelnd war der Sekt-Absatz 2024: Winzer aus Südbaden zieht Bilanz

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Samantha Happ
SWR Redakteurin und Reporterin Samantha Happ
Autor/in
Owusu Künzel

Pünktlich zum Jahreswechsel werden wieder Hundertausende Sektkorken knallen. Doch wie prickelnd war das Geschäftsjahr für die Sekthersteller und welche Trends zeichnen sich ab?

Ein Gläschen unter dem Weihnachtsbaum, gemeinsames Anstoßen bei der Familienfeier und natürlich einen Toast aussprechen auf das neue Jahr. Das haben und werden sich viele Menschen in Südbaden und in ganz Deutschland auch in diesem Jahr schmecken lassen.

Winzer mit diesjährigem Sektabsatz zufrieden

Das Geschäft rund um Weihnachten und Silvester mache für Sekthersteller "im Mittel rund 14 Prozent des Jahresabsatzes" aus, so Alexander Tacer, der Geschäftsführer des Deutschen Sektverbandes. Beim Weingut Kiefer-Seufert in Ballrechten-Dottingen (Kreis Breisgau Hochschwarzwald) zeigt sich Inhaber und Chef, Philipp Kiefer, mit dem Jahresabsatz zufrieden. "Wir konnten dieses Jahr zwar keinen starken Absatz verbuchen aber auch kein Minus", zieht er Bilanz.

Deutschlandweit dürften die Sektkorken bei den Herstellern größtenteils knallen: Eine erste Prognose der Sektabsatzzahlen für den Zeitraum von Januar bis Oktober 2024 bestätigen diesen Trend stabiler Absatzzahlen nicht nur, sondern zeigen sogar ein Plus von 0,6 Prozent.

Das schmeckte 2024: alkoholfreier Sekt beliebt

Zu den beliebtesten Produkten aus dem Sortiment des Weinguts Kiefer-Seufert zählten 2024 ein fruchtiger Secco und im Bereich der Sekte ein extra trockener Riesling. Doch auch die Nachfrage nach alkoholfreien Produkten sei auf jeden Fall da, so Kiefer. "Da sind wir am Überlegen, wie wir uns in Zukunft in dem Bereich aufstellen werden." Der Chef des Weinguts könne sich durchaus vorstellen, drei oder vier Produkte aus dem alkoholischen Sortiment zu streichen und dafür ein paar fruchtige und alkoholfreie Sekte aufzunehmen.

Immerhin sei der Anteil von alkoholfreien Schaumweinen in Deutschland einer der höchsten weltweit, so die Bilanz von Andreas Brokemper, Chef der Kellerei Henkell-Freixenet. "Fast jede zehnte Flasche Schaumwein ist in Deutschland mittlerweile alkoholfrei." Im bisherigen Jahresverlauf stieg die Nachfrage um rund zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr an. 2023 kauften die Deutschen rund 18 Millionen 0,75-Liter-Flaschen alkoholfreien Sekt. Der Deutsche Sektverband geht davon aus, dass alkoholfreie Varianten auch im Premiumsegment in Zukunft an Bedeutung gewinnen werden.

Ein Rüttelbrett mit Sektflaschen auf einem Weingut.
Zur Entfernung des Hefedepots werden die Sektflaschen zunächst in ein hölzernes Rüttelpult aus der Champagne gesteckt und täglich manuell gerüttelt.

Sekt erobert weiter den Aperitif-Markt

Sekt mit oder ohne Alkohol - pur oder als Cocktail? Vor allem im Aperitif ist er sehr gefragt. Viele hätten die Möglichkeit erkannt, einfache Cocktails und Aperitifs auf Sektbasis zu machen, so Brokemper. Schmecken lasse man sich gerne verschiedene Spritz-Getränke, wie Limoncello-Spritz oder Holunder-Spritz, aber auch Sekt gemischt mit Sirups, Likören, Obst oder Kräutern sei gefragt. "Konsumenten kreieren ihre eigenen Aperitifs", so Tacer.

Außerdem sei die Beliebtheit von Rosé-Sekten ungebrochen. Sie machen einen Marktanteil von immerhin 16,3 Prozent des Gesamtabsatzes aus, so Tacer. Immerhin 245 Millionen 0,75-Liter-Flaschen Sekt haben die deutschen Sekthersteller im Jahr 2023 verkauft, so die Zahlen des Deutschen Sektverbands. Dessen Mitglieder decken immerhin 95 Prozent der Sektherstellung in Deutschland ab.

Rezepte Sektgugelhupf mit Glücksschweinchen

Ein Sektchen zu Silvester - wer das lieber isst statt trinkt oder noch etwas Sekt übrig hat, für den hat Konditormeisterin Lucia Kranz das perfekte Rezept: Einen Sektgugelhupf mit Glücksschweinchen.

Kaffee oder Tee SWR Fernsehen

Wandel stellt Winzer vor Herausforderungen

Seit Philipp Kiefer das Weingut 2012 übernommen hat, habe sich jedoch viel verändert. Früher hätten Kundinnen und Kunden bei ihnen im Betrieb oft alles eingekauft, vom Wein über den Sekt bis hin zum Schnaps. "Das ist heute nicht mehr so. Heute werden eher einzelne Produkte raus gepickt", so Kiefer. Zu der Entwicklung hätten auch das Internet und die sozialen Median beigetragen.

Kiefer sieht das als Herausforderung, aber auch als Chance, eine persönliche Noten in die Produkte einzubringen. "Wein und Sekt ist etwas sehr emotionales. Das Produkt entsteht ja nicht einfach mal kurz in ein paar Minuten, sondern über ein Jahr, indem man sich keine Fehler leisten kann oder sollte." Wenn man den Kunden dann erzähle, was die Idee dahinter ist, dann werde das immer auch sehr geschätzt. "Wenn es dann noch gut schmeckt und von guter Qualität ist, wird es eben auch gut angenommen", sagt Kiefer.

Weinverkauf geht zurück

Die Bilanz bei Kolleginnen und Kollegen falle unterschiedlich aus. Die generell spürbare Konsumzurückhaltung in der Bevölkerung zeige sich erfreulicherweise nicht im Sektmarkt, so Tacer. Beim Wein sehe das anders aus. "Klar ist, dass der Weinverkauf in der Region zurückgeht", so Kiefer. Ein Grund dafür seien auch Weine aus dem Ausland, die auf dem deutschen Markt verkauft werden. "Die Qualität der Weine, die hierher verkauft werden, ist nicht unbedingt die beste", kritisiert Kiefer. Wegen der geringeren Produktions- und Personalkosten im Ausland seien Weine aus der Region meist ein bisschen teurer.

Für die Zukunft hofft Kiefer deswegen nicht nur, dass sich doch mehr Leute für einen regionalen Wein entscheiden, sondern auch, dass sich vielleicht politisch diesbezüglich noch ein bisschen etwas verändert.

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