Gedenken im Bundestag

Macron und Spitzen der deutschen Politik geben Schäuble letzte Ehre

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Samantha Happ
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Anita Westrup
Anita Westrup ist Reporterin und Redakteurin im SWR Studio in Freiburg.

Weggefährten und Politiker haben sich im Bundestag noch einmal vor dem verstorbenen CDU-Urgestein Wolfgang Schäuble verneigt. Unter den Rednern war auch Frankreichs Präsident Macron.

Nach der bewegenden Trauerfeier in Offenburg Anfang Januar hat das politische Berlin Abschied von Wolfgang Schäuble genommen. Der Bundestag richtete am Montag einen Trauerstaatsakt für den verstorbenen früheren Bundestagspräsidenten und Bundesminister aus. Rund 1.500 Gäste aus dem In- und Ausland waren dabei, darunter Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron.

Bundestagspräsidentin Bas: "Europa verliert einen Vordenker"

Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) sagte zur Eröffnung der Gedenkstunde im Deutschen Bundestag: "Deutschland verliert einen großen Demokraten, Staatsmann; Europa einen Vordenker und Frankreich einen besonderen Freund." Schäuble habe in seiner Jugend auf einem Soldatenfriedhof im Elsass für Gefallene des Ersten Weltkriegs gearbeitet - diese Erfahrung habe einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Seither war ihm die deutsch-französische Freundschaft ein besonderes Anliegen. Dass der Staatsakt am 61. Jahrestag der Unterzeichnung des Élysée-Vertrags stattfindet, "hätte ihm gefallen", so Bas. Damals, 1963, wurde der Grundstein für die Freundschaft zwischen Deutschland und Frankreich gelegt.

Hier können Sie den Mitschnitt des SWR Extra zum Staatsakt aus dem Bundestag anschauen:

Frankreichs Präsident Macron: "Schäuble war ein großer Europäer"

Auch CDU-Chef Friedrich Merz und der französische Staatspräsident Emmanuel Macron nahmen an der Trauerfeier teil. "Mir wird eine große Ehre zuteil", sagte Macron zu Beginn seiner Trauerrede auf Deutsch, weil sich der Verstorbene gewünscht habe, dass ein Franzose im Bundestag spreche. Schäuble zähle zur Generation der Baumeister des Élysée-Vertrags. "Nach ihm müssen wir Europa weiter denken", so Macron.

Schäuble habe die deutsch-französische Freundschaft als "fundamentales Bindeglied Europas" gesehen. Die Veränderung seines Landes nach dem Fall der Mauer und die Umsetzung des europäischen Projekts habe Schäuble immer als Ganzes verstanden. In diesem Sinne müsse man in Europa zusammenhalten: Frieden, Freiheit, Sicherheit und Wohlstand könnten nur gemeinsam erhalten werden, sagte Macron.

Schäubles ehemaliger Platz im Bundestag war mit einem Trauergesteck geschmückt
Schäubles ehemaliger Platz im Bundestag war mit einem Trauergesteck geschmückt.

Merz: Schäuble war auch streitbar, aber immer fair und respektvoll

Der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz würdigte in seiner Rede ebenfalls das Engagement Wolfgang Schäubles bei der Zusammenarbeit mit Frankreich: Er sei nie müde geworden, die Wichtigkeit der deutsch-französischen Freundschaft und die Wichtigkeit von Europa zu betonen. Bei seiner Arbeit als Parlamentarier habe er sich nicht immer nur Freunde gemacht, beispielsweise in der Finanzkrise, "aber sein Umgang war immer fair, er war immer bereit seinem Gegenüber respektvoll zuzuhören."

Wolfgang Schäuble habe tiefe Spuren hinterlassen. Dabei zitiert Merz aus dessen Antrittsrede als Parlamentspräsident von 2017. "Ohne Parlamentarismus geht all das nicht", so Schäuble damals. Diese Aussage gelte für das Leben von Wolfgang Schäuble und sei sein eigentliches politisches Vermächtnis.

Auch Weggefährten aus Südbaden in Berlin dabei

Unter den Gästen befanden sich die Spitzen der deutschen Verfassungsorgane. Auch viele Politiker und Weggefährten aus Südbaden waren nach Berlin gereist, darunter die Oberbürgermeister aus Freiburg und Offenburg (Ortenaukreis), Martin Horn (parteilos) und Marco Steffens (CDU).

In einem Gedenkgottesdienst im Berliner Dom hatte die evangelische Bischöfin Kirsten Fehrs zuvor die Vorbildfunktion Schäubles gewürdigt. In ihrer Predigt nannte Fehrs den Verstorbenen einen "imponierenden Antipopulisten", wie sie gerade in diesen Zeiten gebraucht würden. "Ein Antipopulist und zugleich Mensch, der sich ganz und gar, mit all seiner Kraft, Leidenschaft und Hingabe in den Dienst unseres Gemeinwesens und unserer Demokratie gestellt hat", sagte die Bischöfin. Und weiter: "Wie würde unser Land jetzt aussehen, wenn nicht ein so weitsichtiger Politiker wie er den deutschen Einigungsvertrag ausgehandelt hätte?"

Trauerfeier Anfang Januar in Offenburg

Anfang Januar wurde Schäuble in seiner Heimatstadt Offenburg im Beisein von Familie, hohen Amtsträgern und politischen Weggefährten beigesetzt. In einer bewegenden Trauerfeier stellten Politiker und Schäubles Tochter Christine Strobl das jahrzehntelange Wirken des Verstorbenen heraus, würdigten seine Verdienste unter anderem um die deutsche Vereinigung und zeichneten das Bild eines Menschen, der mit sich und dem Sterben im Reinen war.

Mit einem militärischen Ehrengeleit und einem Trauerzug wurde der Sarg zum Friedhof begleitet. Auch die Öffentlichkeit durfte auf ausdrücklichen Wunsch Schäubles an der Beerdigung auf dem historischen Waldbachfriedhof teilnehmen. Zahlreiche Menschen wohnten der Zeremonie bei, wobei die nähere Umgebung des Grabs zunächst ausgewählten Gästen vorbehalten war.

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