Rund 80 000 Straftaten und damit 18 Prozent mehr als im Vorjahr registrierte die Polizei in der Stadt Freiburg und den Landkreisen Emmendingen, Breisgau-Hochschwarzwald, Lörrach und Waldshut-Tiengen. Damit ist die Kriminalität laut Statistik in der Freiburger Region sehr viel stärker gestiegen als im Landesdurchschnitt (+ 7 Prozent).
Höchste Zahl der Fälle pro Einwohner in Lörrach
Der Landkreis Lörrach hatte im vergangenen Jahr im Landesvergleich die meisten Straftaten pro Einwohner. Mit 28.860 Straftaten auf 233.027 Einwohner führt der Kreis die Rangliste bei den Häufigkeitszahlen an. Gefährlicher als anderswo lebt es sich dort trotzdem nicht, sagt Polizeivizepräsident Matthias Zeiser. Denn das, was sich in Lörrach im letzten Jahr verdreifacht hat, sind sogenannte "ausländerrechtliche Verstöße“. Das sind beispielsweise Fälle, in denen ein Geflüchteter über die Schweiz nach Deutschland einreist und vom Bundesgrenzschutz erfasst wird. Der Fall wird zwar von der Polizei nicht bearbeitet, aber er taucht trotzdem als Straftat in der Polizeistatistik auf.
Waldshut ist der sicherste Kreis in Südbaden
Die gute Nachricht kommt aus dem Kreis Waldshut: die Zahl der Straftaten pro Einwohner blieb stabil. Er sei der sicherste Kreis in Südbaden, sagt Zeiser. Hier kamen im vergangenen Jahr auf 173.460 Einwohner nur 6.815 erfasste Straftaten. Das ist deutlich unter dem Landesdurchschnitt. Der im Landkreis Lörrach ist die Häufigkeitszahl dreimal höher als im Nachbarlandkreis Waldshut.
Mehr Tötungsdelikte und Häusliche Gewalt
Sogenannte Straftaten gegen das Leben wie Mord und Tötung gab es im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Freiburg so viel wie in den vergangenen zehn Jahren nicht: 49 Fälle, von denen 26 vollendet wurden. Ein überwiegender und steigender Anteil der Tatverdächtigen ist deutsch. Auch wenn es in absoluten Zahlen insgesamt wenige Fälle sind, werden viele Polizistinnen und Polizisten mobilisiert, um sie aufzuklären, so Nico Schuster, Leiter der Kriminalpolizeidirektion.
Es gab ähnlich viele Straftaten gegen sexuelle Selbstbestimmung (1.465), darunter Vergewaltigungen, wie im vergangen Jahr. Die Fälle von Partnergewalt sind dagegen gestiegen. Mit anderen Institutionen arbeitet das Polizeipräsidium in der Freiburger Fachstelle Intervention gegen häusliche Gewalt zusammen.
Weniger Drogen, dafür mehr Diebstähle
Insbesondere wurden sehr viel mehr Verstöße gegen das Ausländerrecht registriert. Dabei spielt die Nähe zur Schweizer Grenze eine Rolle, an der im vergangenen Jahr die Kontrollen verstärkt wurden. Zieht man diese Straftaten ab, ist die Anzahl der Straftaten erstmalig wieder höher als 2017.
Außerdem gab es mehr Straftaten im öffentlichen Raum. Die Zahl der Diebstähle stieg um 4.000 im Vergleich zu 2022. Weniger Straftaten gab es hingegen bei Vermögens- und Fälschungsdelikten und bei der Rauschgiftkriminalität. Abgesehen von ausländerrechtlichen Fällen stieg der Anteil nichtdeutscher Tatverdächtiger um 4,6 Prozentpunkte auf knapp 45 Prozent.
Gründe: wegfallende Corona-Beschränkungen und Zuwanderung
Polizeivizepräsident Matthias Zeiser sieht mehrere Gründe für die steigenden Fallzahlen. 2023 war das erste Jahr ohne Corona-Beschränkungen, Kriminelle hätten so mehr Gelegenheiten gehabt, Taten zu verüben. Auch die Inflation und wirtschaftliche Sorgen der Menschen würden zu mehr Straftaten führen. Außerdem seien insgesamt mehr Menschen eingewandert, die möglicherweise Gewalterfahrungen und prekäre Lebensbedingungen mitbringen. Unter ihnen sind auch besonders viele junge Männer. Diese Gruppe begeht auch gesamtgesellschaftlich die meisten Straftaten.
Verdopplung des kommunalen Vollzugsdienst und mehr Polizisten
Um weiter für eine sichere Region zu sorgen, soll das Polizeipräsidium um mehr als 100 Stellen verstärkt werden. Die Stadt Freiburg will auch die seit 2017 bestehende Sicherheitspartnerschaft mit dem Land und der Polizei fortführen und ausweiten. Der kommunale Vollzugsdienst wird dafür verdoppelt, teilte die Stadt mit. Ziel der Partnerschaft sei unter anderem, die Drogen- und die Jugendkriminalität einzudämmen. Dafür sind in Lörrach und Freiburg Häuser des Jugendrechts geplant, nach dem Vorbild eines bereits bestehenden in Waldshut.
Polizeivizepräsident Matthias Zeiser betonte auch, dass sich die Bürgerinnen und Bürger keine allzu großen Sorgen machen müssten. Straftaten wie ohne Ticket zu fahren oder einfache Diebstähle seien kriminell, aber machten das Leben nicht unsicherer.