Geldautomatensprengungen haben den klassischen Bankraub längst abgelöst. Deutschland verzeichnet in Europa die höchste Dichte an Geldautomaten und ist daher ein bevorzugtes Ziel für international organisierte Banden. Besonders in Grenznähe, wie beispielsweise in Südbaden mit kurzen Fluchtwegen nach Frankreich, schlagen diese Banden häufig zu. Doch auch in der Schweiz häufen sich derzeit die Sprengungen von Geldautomaten.
Gebäude und Automaten zerstört: Schäden in Millionenhöhe
Im vergangenen Jahr wurden laut Landeskriminalamt (LKA) Stuttgart mehr als 40 Geldautomaten gesprengt, sowohl in Südbaden als auch in der Schweiz. Die Schäden an Gebäuden und Automaten gehen in die Millionenhöhe, weit mehr als der tatsächliche Bargeldverlust. Die Aufklärungsquote liegt laut baden-württembergischem Innenministerium lediglich bei 15 Prozent.
Teilweise heftige Explosionen: Anklage wegen Mordes möglich?
Die Explosionen gefährden nicht nur die Menschen in den betroffenen Gebäuden, sondern auch diejenigen, die sich in der Nähe aufhalten. Aus diesem Grund prüft die Justiz in Deutschland, ob gefasste Täter auch wegen Mordes angeklagt werden können.
Das LKA Stuttgart hat im vergangenen Jahr Tests durchgeführt, um die Gefährdung von Menschen bei solchen Sprengungen zu untersuchen. Dabei wurden Trümmerteile festgestellt, die bis zu 30 Meter weit fliegen können. Zudem wurde der Einsatz von Farbe untersucht, die das Geld in den Geldkassetten unbrauchbar macht. Immer mehr Geldinstitute rüsten ihre Automaten derzeit mit dieser Technologie aus.
Anlagen sollen Dieben Orientierung erschweren Nebel gegen gesprengte Geldautomaten: Sparkasse Heidelberg stellt neue Maßnahme vor
Neben Alarmanlagen, sprengsicheren Tresoren und Geldeinfärbungssystemen will sich die Sparkasse Heidelberg besser gegen Geldautomatensprenger schützen. Nebelanlagen sollen helfen.
Verschiedene Täter, verschiedene Methoden
Im Rahmen von Europol tauschen Schweizer und deutsche Fahnder Informationen aus, auch über die unterschiedlichen Methoden, mit denen die Täter gegen die Geldautomaten vorgehen. Laut Berina Repesa, Mediensprecherin der Bundespolizei Schweiz, sind vor allem rumänische und niederländische Tätergruppierungen mit Verbindungen zur Mafia aktiv und setzen hauptsächlich Sprengstoff ein. Serbische und französische Täter hingegen verwendeten Gas, um die Automaten zu sprengen. Albanische Täter hingegen würden Werkzeuge nutzen, um die Automaten aufzubrechen. Unter Fahndern gilt das niederländische Utrecht als Zentrum der Automatensprenger. Insbesondere junge Männer mit marokkanischen Wurzeln würden dort gezielt darin trainiert, Geldautomaten zu knacken.
Täter schlugen nahe der französischen Grenze zu Zwei gesprengte Geldautomaten an einem Wochenende in Südbaden
Innerhalb von etwa 24 Stunden knallt es zwei Mal in der Region: Unbekannte jagen nahe der Grenze zu Frankreich Geldautomaten in die Luft. Viele Fragen sind noch offen.
Banken im Dreiländereck sind häufig Zielscheiben
Besonders gefährdet sind laut Experten Banken in Grenznähe, da die Täter maximal zehn Minuten benötigen, um an das Geld zu gelangen. Nach dem Überfall entkommen sie selbst Helikoptern. Mit überhöhter Geschwindigkeit entwischen sie über die nächstgelegene Landesgrenze.
![Die Täter haben es besonders auf Bankautomaten in Grenznähe abgesehen. Inzwischen haben Geldautomatensprengungen den klassischen Bankraub längst abgelöst. (Foto: SWR, France3) Die Täter haben es besonders auf Bankautomaten in Grenznähe abgesehen. Inzwischen haben Geldautomatensprengungen den klassischen Bankraub längst abgelöst.](/swraktuell/baden-wuerttemberg/suedbaden/1712499293994%2Cautomaten-sprengungen-in-suedbaden-100~_v-16x9@2dS_-6be50a9c75559ca1aaf1d0b25bae287afdcd877a.jpg)
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