Der Aufbau des Klimacamps ist in vollem Gange: Erste Zeltplanen und Holzlatten sind auf dem Freiburger Rathausplatz zu sehen. Die Klimaaktivstinnen und -aktivisten hämmern und schrauben. Bis Freitagmittag sollen alle Zelte stehen. Die Gruppe sei motiviert, mit den Menschen wieder ins Gespräch zu kommen, sagte sie dem SWR. In den kommenden Monaten wollen sie mit Passanten über Klimagerechtigkeit, aktuelle Probleme und ihre Lösungen diskutieren. Vor einem halben Jahr musste das Camp dem Weihnachtsmarkt weichen.
Klimacamp: Ort des Austauschs vor den Wahlen
Grundsätzlich seien sie froh, wieder da zu sein, sagt Jonathan Sauer. Er engagiert sich beim Klimacamp und ist lokalpolitisch bei der kommunalen Wählervereinigung "Junges Freiburg" aktiv. Jetzt nach dem Winter seien die Menschen wieder offen für einen Austausch. Im Vorfeld der Kommunal- und Europawahlen möchte das Klimacamp Raum für Diskussionen und den Austausch von Informationen zum Thema Klimaschutz bieten. Ein weiteres Anliegen ist die Förderung der Stadtbegrünung in Freiburg.
Jonathan Sauer ist einer von rund zehn Menschen, die in den nächsten zwei Tagen das Camp wieder aufbauen werden. Die Zelte werden mit Planen und einem Boden ausgestattet. So sind auch Übernachtungen möglich. Denn um das Klimacamp als offizielle Versammlung zu klassifizieren, muss es dauerhaft von mindestens zwei Menschen besetzt sein.
Seit dem ersten Aufbau des Camps im Sommer 2022 haben schon um die 300 Klimaaktvistinnen und -aktivisten dort geschlafen, sagt Jonathan Sauer. Damit immer jemand da ist, wird ein Messengerdienst zur Kommunikation genutzt. Die erste "Schicht" beginnt bereits an diesem Donnerstag. Die Matratzen dafür liegen schon bereit.
Kompromiss mit der Stadt: Neues Camp deutlich kleiner
Das Klimacamp und die Stadt Freiburg haben sich in Gesprächen auf einen Kompromiss geeinigt: Künftig werden nur noch zwei Zelte auf dem Rathausplatz stehen, anstatt der bisherigen vier. Eines der vier Zelte diente den Aktivisten tagsüber bis November als Informationsstand für die Öffentlichkeit, ein weiteres als "Schlafzelt". Ein weiteres Zelt bezeichneten die Aktivisten als "Salon des guten Lebens" und das vierte war ihr Materiallager. Die Stadt ist der Ansicht, dass die beiden letztgenannten Zelte nicht unter den Schutz der Versammlungsfreiheit fallen. Daher mussten sie weichen. Trotz einer schriftlichen Anfrage des SWR hat sich die Stadt Freiburg bisher nicht zum Wiederaufbau des Klimacamps geäußert.
Räumung nach Eilantrag bei Verwaltungsgericht
"Wir campen, bis ihr handelt" - unter diesem Motto zogen die Aktivistinnen und Aktivisten im Sommer 2022 auf den Freiburger Rathausplatz, um für eine schärfere Klimapolitik zu demonstrieren. Die Aktivistinnen und Aktivisten wollten das Camp über einen Zeitraum von zehn Jahren aufrechterhalten. Doch nach 480 Nächten war im November 2023 wegen des Weihnachtsmaktes erstmal Schluss. Alle vier Zelte des Klimacamps wurden wie verlangt abgebaut. Zuvor hatten noch rund 150 Menschen gegen den Abbau friedlich protestiert.
Die Stadt hatte mit einer Verfügung die Verlegung des Camps durchgesetzt, damit der Freiburger Weihnachtsmarkt wie gewohnt auf dem Platz stattfinden konnte. Daraufhin hatten die Aktivistinnen und Aktivisten Widerspruch bei der Stadt eingelegt, der jedoch abgelehnt wurde. Auch ein Eilantrag von Seiten des Klimacamps beim Freiburger Verwaltungsgericht konnte die Räumung nicht stoppen.
Freiburgs Oberbürgermeister Martin Horn (parteilos) hatte sich im August 2023 enttäuscht gezeigt, dass es kein Entgegenkommen aus dem Klimacamp gebe. Die Stadt hatte den Aktivistinnen und Aktivisten zwei Ersatzorte für die Dauer des Weihnachtsmarkts angeboten. Das Camp lehnte diese ab - unter anderem wegen Sicherheitsbedenken.