Jugendliche im ganzen Land kraxeln neuerdings auf Kirchtürme, in der Hosentasche: das Handy. Ihr Ziel: Kirchenglocken dokumentieren und den "Sound der Heimat" online stellen.
So berichtete die Landesschau Baden-Württemberg am 4.6.2024:
Den Klang der Glocken der Liebfrauenkirche in Waldshut kennen Simon Weber (19), Lara Keller (16) und Pia Maier (16) schon lange. Immerhin ministrieren die Jugendlichen hier seit Jahren. Aber von Nahem gesehen haben sie die Glocken noch nie. Also rauf auf den Kirchturm! Der erste Eindruck: Ganz schön eng hier! Die größte der insgesamt neun Glocken füllt fasst den ganzen Raum aus. Simon holt ein Metermaß aus der Tasche: 1 Meter und 43 Zentimeter hoch ist die erste Glocke. "So groß wie ich" lacht Lara. Die Jugendlichen inspizieren die Inschriften der Glocken, machen Fotos von den Verzierungen.
Die Idee, dem historischen Kulturgut Glocke mit dem modernen Mobilfunkgerät auf den Leib zu rücken, kommt von einer altehrwürdigen Institution: Dem "Beratungsausschuss für das Deutsche Glockenwesen". Ziel ist eine nationale Glockendatenbank. Der Aufruf "bringt euren Heimat-Sound ins Netz" richtet sich an Jugendgruppen jeder Art, zum Beispiel Jugendfeuerwehren, Konfirmanden oder Firmlinge.
Simon findet die Idee klasse: "Es gibt ja in jedem Dorf, in jeder Stadt unendlich viele Kirchen in Deutschland und die haben alle individuell handgegossene Glocken". Die anderen beiden nehmen jetzt eine weitere Glocke in Augenschein, etwas kleiner und mit reichlich Gebrauchsspuren. Mit Hilfe des Handys übersetzen sie die lateinischen Ziffern. "1523" liest Simon vor. Also fast genau seit 500 Jahren läutet die Beatrixglocke. Die drei Jugendlichen staunen. Sie werden in Zukunft die Glocken ihrer Heimatkirche mit anderen Ohren hören. Und: Wie laut die Glocken im Turm klingen müssen, damit man sie in ganz Waldshut hört – das werden sie nie vergessen.