Im März 2022 zogen die ersten Bewohner ein - im November mussten sie schon wieder raus: Das nagelneue Pflegezentrum des Caritasverbands in Glottertal (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) wurde damals überraschend geschlossen. Als Grund wurden vor allem fehlende Pflegekräfte genannt. Deswegen habe man nicht alle vorhandenen Pflegeplätze belegen können. Aber auch interne Probleme dürften eine Ursache gewesen sein.
Nun will die Caritas Breisgau-Hochschwarzwald das leer stehende Heim mit 45 stationären Plätzen verkaufen. Es gebe mehrere interessierte Heimbetreiber, sagte der neue Vorstandsvorsitzende Hans-Georg Liegener am Donnerstag. Der Verkauf ist Teil des Sanierungskonzepts des Caritasverbands Breisgau-Hochschwarzwald. Der Verband steht kurz vor der Zahlungsunfähigkeit und hat jetzt Insolvenz angemeldet.
Der Fernsehbeitrag in SWR Aktuell Baden-Württemberg vom 14. September:
Bestürzung und Ärger nach der Schließung des Pflegeheims
Das plötzliche Aus des Katharina-Rieder-Hauses hatte in Glottertal für Bestürzung gesorgt. 20 Bewohnerinnen und Bewohner des Pflegeheimes mussten von einem Tag auf den anderen ausziehen. Sie wurden auf Caritas-Einrichtungen in der Region verteilt. "Das war für uns und unsere Schwägerin ein Schock", erinnert sich Bernhard Kuny. Die 84-Jährige habe Tage gebraucht, um sich davon zu erholen.
Kuny und seine Frau wohnen nur wenige Meter von dem Pflegezentrum entfernt - die Lage ist eigentlich perfekt. "Günstiger kann ich nicht zu meiner Schwester kommen. Morgens oder mittags, wie es gerade passt", erzählt Sigrid Kuny. Jetzt muss sie jedes Mal 30 Kilometer hin und zurück nach Umkirch fahren. Abgesehen von dem Schock ärgert das Ehepaar bis heute die damalige Kommunikation der Caritas. Einen Tag vor dem Umzug hätten die Beteiligten von der Schließung erfahren - die Beschäftigten eingeschlossen. "Das ist ein Gebaren, das sich irgendwo nicht gehört", findet Bernhard Kuny.
Gemeinde Glottertal ist stolz auf ihr ortsnahes Pflegeheim
Auch Glottertals Bürgermeister Karl Josef Herbstritt (CDU) wurde damals von der Nachricht kalt erwischt. Der kurzfristige Umzug sei für die Pflegeheim-Bewohner eine starke Belastung gewesen. Der Bürgermeister und seine 3.300-Einwohner-Gemeinde hatten viele Hoffnungen in das 9,5 Millionen Euro teure Projekt gesetzt.
Bürgermeister glaubt weiter an das Konzept des Pflegezentrums
Nicht nur, dass pflegebedürftige Menschen aus dem Ort hier in direkter Nähe betreut werden konnten - das mitten im Ort gelegene Haus sollte darüber hinaus auch ein Zentrum für die Glottertäler Vereine werden. "Das Konzept funktioniert", ist sich Herbstritt nach wie vor sicher. Dank Plätzen für Kurzzeit- und Tagespflege würden auch neue ambulante Strukturen für die Älteren im Ort geschaffen.
Neue Hoffnung in Glottertal
Entsprechend erleichtert ist Herbstritt, dass sich nun etwas tut und die Caritas nach einem neuen Betreiber des Hauses suchen will. "Die Grundvoraussetzungen sind perfekt: Wir haben das bürgerschaftliche Engagement vor Ort und ein sehr gut konzipiertes Haus." Jeder zweite Glottertäler sei Mitglied in einem Verein. Den neuen Betreiber werde die Gemeinde nach Kräften unterstützen, verspricht der Bürgermeister.
Katharina-Rieder-Haus wird bereits von Gruppen und Vereinen genutzt
Trotz der Schließung der Pflegestation wurde das Katharina-Rieder-Haus auch in den vergangenen Monaten weiter genutzt. Organisiert vom Verein "Generationengemeinschaft Glottertal" finden hier regelmäßig Vorträge, Lesungen, Bastelnachmittage und Bürgercafés statt. "Wir wollen das Pflegezentrum und seine Bewohner durch bürgerschaftliches Engagement mit dem Dorf verbinden", sagt der Vereinsvorsitzende Werner Bröker.
Dieses Ziel ist nun wieder etwas näher gerückt. Der Bedarf an Pflegeplätzen sei in Glottertal nach wie vor da. Bis zum Jahresende hofft der neue Caritas-Chef Liegener nun, einen neuen Träger präsentieren zu können. Wie schnell das Katharina-Rieder-Haus dann wieder öffnen kann, ist noch unklar.