Seit zehn Jahren lernen in einem ehemaligen Kloster am Freiburger Stadtrand Schülerinnen und Schüler aus aller Welt mit- und voneinander. Das United World College, das weltweit 18 Ableger hat, möchte damit einen Beitrag zu Frieden und Nachhaltigkeit in der Welt leisten.
Kommunikation auf Englisch und auf Augenhöhe
Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler kommunizieren auf Englisch und auf Augenhöhe. Das Einkommen der Eltern soll keine Rolle spielen: Über 90 Prozent der Schülerinnen und Schüler erhalten für die zwei Schuljahre am College ein Stipendium. So treffen Jugendliche mit unterschiedlichsten Hintergründen aufeinander, die sich sonst nie begegnet wären.
Zentrale Ziele des United World College: Frieden und Nachhaltigkeit
Der Einsatz für Frieden und Nachhaltigkeit steht im Zentrum des Schulkonzepts. Das erste der insgesamt 18 United World Colleges wurden Mitte der 60er-Jahre vom Pädagogen Kurt Hahn in Wales, Großbritannien, gegründet. Unter dem Eindruck des Kalten Krieges wollte er mit dem College den verhärteten Fronten in der Welt etwas entgegensetzen. Seine Überzeugung: Menschen müssen sich kennen, um friedlich miteinander leben zu können.
Lena ist eine von aktuell rund 200 Schülerinnen und Schülern am Freiburger College. Sie stammt aus Frankreich und dem Senegal. Für sie ist das Besondere am College, dass Religion und Herkunft dort keine Rolle spielen. Stattdessen stehe die Gemeinsamkeit aller Jugendlichen im Vordergrund. Alle wollten die Welt positiv beeinflussen. "Ich denke, das ist noch schöner als die Vielfalt der Nationalitäten", sagt Lena.
Eine Familie aus 200 Schülerinnen und Schülern
Jolanda aus Deutschland hat am College einen Ort der Gemeinschaft gefunden. Der Fokus liege hier immer auf dem Menschen und nicht auf seiner Herkunft.
Lucas aus Venezuela hingegen fiel der Start schwer: Es war nicht einfach, seine Heimat für zwei Jahre zu verlassen. Am College habe er aber Menschen gefunden, auf die er sich verlassen kann. "Man hat das Gefühl wie in einer Familie zu sein", sagt Lucas.
United World College: Aus Ländern werden Menschen
Möglichst vielfältig soll die Gruppe der Lernenden sein. Am College sollen sie aus ihrer eigenen Blase rauskommen, sich mit unterschiedlichen Meinungen auseinandersetzen und voneinander lernen. "Bevor die Schülerinnen und Schüler an das College kommen, ist ein Land nur ein Ort auf einer Karte. Hier wird der Ort eine Person", sagt die Rektorin des United World College Freiburg, Helen White. Genau darum gehe es: "Zu verstehen, dass wir alle Menschen sind".
Der Blick auf aktuelle Konflikte verändert sich
Henrieke, aktuell Schülerin am College, weiß von früheren Schülerinnen und Schülern, dass die Erfahrungen am College diese nachhaltig geprägt haben. Zum Beispiel nähmen sie Nachrichten nun anders wahr, weil sie Menschen persönlich kennen, die von Konflikten betroffen sind. "Natürlich nimmt dich das dann auch mit. Und dann möchtest du auch einen Unterschied machen. Weil du einfach all diese Leute kennst, weil das Freunde von dir sind", meint Henrieke. In zwei Schuljahren erlebe sie mehr, als andere in einem ganzen Leben.
Küchentisch oder UN: Die Botschaft zählt
In den vergangenen zehn Jahren wurden 886 Schülerinnen und Schüler aus 132 Ländern am College in Freiburg unterrichtet. Die Schulleiterin Helen White guckt mit Stolz auf diese zehn Jahre zurück. Wenn die Schülerinnen und Schüler nach zwei Jahren das College verlassen, sollen sie die Werte in die Welt tragen, die sie am College vermittelt bekommen haben. Ob das zu Hause am Küchentisch oder auf der großen politischen Bühne geschehe, sei zweitrangig.