Entscheidung der Erzdiözese

Protest im Freiburger Münster: Domkapellmeister Böhmann freigestellt

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Damian Correa Koufen
Damian Correa Koufen

Paukenschlag im Streit um die Kündigung des Domkapellmeisters Boris Böhmann. Die Erzdiözese stellt den 60-jährigen Chorleiter mit sofortiger Wirkung frei.

Nach einer Protestaktion mehrerer Besucherinnen und Besucher bei der Christmette an Heiligabend im Freiburger Münster ist der Domkapellmeister Boris Böhmann am Montag mit sofortiger Wirkung freigestellt worden. Dies gelte bereits für den Silvestergottesdienst, teilt die Erzdiözese mit. Der Chorleiter sei informiert worden. Nach SWR-Informationen hat das Erzbistum Freiburg bereits am Montagnachmittag die Schlösser in der Domsingschule ausgetauscht. Also etwa in dem Zeitraum, in dem Böhmanns Freistellung bekannt gemacht wurde.

Freiburg

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Freiburgs Erzbischof Stephan Burger hat in seiner Weihnachtspredigt an die Lage vieler Menschen in Krisengebieten erinnert. Während des Gottesdienstes kam es zu Protest.

Die sofortige Freistellung sei eine Reaktion auf die Vorkommnisse bei der Christmette im Freiburger Münster. Böhmann habe die Ereignisse "mindestens gebilligt", so Erzbischof Stephan Burger. Die Kündigung sei "nach Jahren des internen Streits der letzte Ausweg" gewesen, verteidigt Burger die umstrittene Entscheidung erneut.

Wir hätten uns eine andere Situation gewünscht.

Böhmanns Anwalt: Freistellung rechtswidrig

Böhmanns Anwalt reagierte umgehend auf die Entscheidung der Erzdiözese. "Eine Begründung ist dem Freistellungsschreiben nicht zu entnehmen. Wir betrachten diese Freistellung als rechtswidrig und prüfen gemeinsam mit unserem Mandanten, ob kurzfristig gegen diese Freistellung rechtliche Schritte eingeleitet werden", heißt es in einem Schreiben des Rechtsanwalts.

Wir bedauern diese weitere Eskalation im Konflikt.

Böhmann-Unterstützer zeigen sich geschockt

Vor dem Gebäude der Erzdiözese hatten sich mehrere Unterstützerinnen und Unterstützer von Böhmann versammelt: "Das hat mich so mürbe gemacht, dass ich sagen muss, diese Kirche ist nicht mehr meine Kirche", sagte eine Frau, die nach eigenen Angaben seit 25 Jahren im Domchor ist. "Ich bin todtraurig und total wütend und habe einen wahnsinnigen Groll gegen die Kirche", sagte eine andere Frau.

Applaus sei falsch verstanden worden

Auch die Elternvertretung der Domsingknaben zeigte sich tief enttäuscht über die Freistellung. Sie forderte die Verantwortlichen des Erzbistums nachdrücklich auf, "ihre Entscheidung zu überdenken, eine respektvollere Kommunikation zu pflegen und den Dialog mit allen Beteiligten zu suchen". Diese "Eskalation" sei Folge einer gescheiterten Kommunikation mit dem Erzbistum.

Die Elternvertretung sei erstaunt über die Reaktion des Erzbischofs auf den Applaus im Münster. Er habe diesen als "persönlichen Affront" missverstanden und fehlinterpretiert. Der Applaus habe aus Anerkennung und Stolz den Domsingknaben und deren Domkapellmeister gegolten. "Dies wird nun instrumentalisiert, um die Freistellung von Herrn Böhmann zu rechtfertigen", so die Elternvertretung in einer Stellungnahme.

 

Menschen protestieren in Freiburg gegen die Freistellung von Domkapellmeister Boris Böhmann.
Gegen die Kündigung von Boris Böhmann hatte es in den vergangenen Wochen viel Widerstand gegeben.

Proteste unterbrechen die Christmette an Heiligabend

Während der Christmette im Freiburger Münster war es an Heiligabend zum wiederholten Male zu Protesten gegen Böhmanns Kündigung gekommen. Nach einem Auftritt der Domsingknaben, die Böhmann leitete, hatten Besucherinnen und Besucher minutenlang geklatscht, um ihre Solidarität zu bekunden. Als Erzbischof Stephan Burger danach weiter redete, soll er von einzelnen Besucherinnen und Besuchern ausgelacht worden sein. Burger hatte daraufhin die TV-Übertragung im Katholischen Fernsehen K-TV abbrechen lassen.

Zuvor waren vor dem Münster Flyer gegen die Entlassung Böhmanns verteilt worden. Die Erzdiözese und Böhmann machten sich daraufhin in Stellungnahmen gegenseitig Vorwürfe. Der Ärger über die Kündigung sei zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort geäußert worden, so die Erzdiözese. Der Domkapellmeister gab an, nichts von der Aktion gewusst zu haben und kritisierte Erzbischof Stephan Burger dafür, die Übertragung des Gottesdienstes abgebrochen zu haben.

Streit um die Kündigung dauert schon länger an

Der Streit um die Kündigung von Domkapellmeister Böhmann schwelt schon seit Monaten. Im Juli kündigte ihm das sogenannte Domkapitel, das den Bischof in der Verwaltung der Diözese unterstützt, ohne Angabe von Gründen für Februar 2025. Vor dem Arbeitsgericht klagte der Chorleiter gegen dieses Vorgehen. Das Gericht wies die Klage ab: Es sei rechtlich korrekt gewesen, Böhmann zu kündigen, ohne Gründe zu nennen. Öffentlich wollte sich das Erzbistum aus Datenschutzgründen nicht zu der Entlassung äußern.

Mehrere Protestaktionen von Domchören und Eltern der Domsingknaben

Anfang Dezember forderten vier Domchöre und Eltern der Domsingknaben das Erzbistum in einem offenen Brief auf, die Kündigung zurückzunehmen. Über 500 Eltern und Jugendliche trafen sich auf dem Münsterplatz zu einer Protestaktion. Die Eltern der Domsingknaben hatten sogar Papst Franziskus einen Brief geschrieben, in dem sie die aus ihrer Sicht fehlende Gesprächsbereitschaft von Erzbischof Burger kritisierten - von einem "unwürdigen, wenig christlichen Konflikteifer" war die Rede.

Böhmann ist seit 22 Jahren Domkapellmeister in Freiburg. Mit seiner Kündigung verliert er nicht nur seine Arbeit, sondern auch seine Dienstwohnung.

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