Nach Freistellung des Domkapellmeisters

Bei Silvesterpredigt: Böhmann-Unterstützer kehren Freiburger Erzbischof den Rücken

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Paulina Flad
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Louise Schöneshöfer
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Die Freistellung des langjährigen Freiburger Domkapellmeisters Boris Böhmann sorgt weiter für Unmut. Nach der Christmette gab es bei der Silvestermesse erneut Protest: dieses Mal aber still.

Nach der sofortigen Freistellung des Leiters der Freiburger Domsingschule Boris Böhmann am Montagnachmittag hat es erneut Protest gegeben. Während des Jahresabschluss-Gottesdienstes im Freiburger Münster drehten etwa zehn Böhmann-Unterstützer Erzbischof Stephan Burger den Rücken zu, setzten Masken auf oder hielten eine Hand vor den Mund. Das alles passierte während der Predigt. Sicherheitspersonal begleitete einen Protestler nach draußen. Ansonsten war der Protest friedlich und still und hat den Gottesdienst im voll besetzten Münster nicht weiter gestört.

Erzbischof Burger spricht in der Predigt über den Konflikt

In seiner Jahresabschluss-Predigt sprach Erzbischof Stephan Burger auch über den Konflikt in der Dommusik. Es sei eine belastende Situation für alle Beteiligten "auch für mich ganz persönlich", so Burger. Der mittlerweile entstandene Schaden in der Öffentlichkeit sei enorm. Nun gelte es "mit all jenen, die sich weiterhin kirchenmusikalisch engagieren wollen, nach vorne zu schauen und unter anderer Leitung einen Neuanfang zu ermöglichen", sagte der Erzbischof.

Die künstlerischen Qualitäten des Domkapellmeisters stelle er nicht infrage, so Burger. Die eigentlichen Beweggründe, die zur Kündigung führten, könnten aber aus rechtlichen Gründen nicht transparent gemacht werden, erklärte der Erzbischof.

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Erzdiözese Freiburg stellt den Chorleiter mit sofortiger Wirkung frei

Am Montag hatte sich das Erzbistum vorzeitig vom langjährigen Domkapellmeister Boris Böhmann getrennt. Böhmann wurde mit sofortiger Wirkung freigestellt. Er war zuvor nach 22 Jahren im Amt auf Ende Februar 2025 gekündigt worden. Die Freistellung gelte bereits für den Silvestergottesdienst, teilte die Erzdiözese mit. Der Chorleiter sei informiert worden. Nach SWR-Informationen hat das Erzbistum Freiburg bereits am Montagnachmittag die Schlösser in der Domsingschule ausgetauscht. Also etwa in dem Zeitraum, in dem Böhmanns Freistellung bekannt gemacht wurde.

Hintergrund ist eine Protestaktion mehrerer Besucherinnen und Besucher bei der Christmette an Heiligabend im Freiburger Münster. Die sofortige Freistellung sei eine Reaktion auf die Vorkommnisse während der Christmette im Freiburger Münster. Böhmann habe die Ereignisse "mindestens gebilligt", so Erzbischof Stephan Burger. Die Entlassung sei "nach Jahren des internen Streits der letzte Ausweg" gewesen, verteidigte Burger erneut die umstrittene Entscheidung.

Böhmanns Anwalt: Freistellung rechtswidrig

Böhmanns Anwalt reagierte umgehend auf die Entscheidung der Erzdiözese. "Eine Begründung ist dem Freistellungsschreiben nicht zu entnehmen. Wir betrachten diese Freistellung als rechtswidrig und prüfen gemeinsam mit unserem Mandanten, ob kurzfristig gegen diese Freistellung rechtliche Schritte eingeleitet werden", heißt es in einem Schreiben des Rechtsanwalts.

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Proteste unterbrechen die Christmette an Heiligabend

Während der Christmette im Freiburger Münster war es an Heiligabend zum wiederholten Male zu Protesten gegen Böhmanns Kündigung gekommen. Nach einem Auftritt der von Böhmann geleiteten Domsingknaben hatten Besucherinnen und Besucher minutenlang Beifall geklatscht, um ihre Solidarität zu bekunden. Als Erzbischof Stephan Burger danach weitersprach, soll er von einzelnen Besucherinnen und Besuchern ausgelacht worden sein. Burger hatte daraufhin die TV-Übertragung im Katholischen Fernsehen K-TV abbrechen lassen.

Zuvor waren vor dem Münster Flyer gegen die Entlassung Böhmanns verteilt worden. Die Erzdiözese und Böhmann machten sich daraufhin in Stellungnahmen gegenseitig Vorwürfe. Der Ärger über die Kündigung sei zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort geäußert worden, so die Erzdiözese. Der Domkapellmeister gab an, nichts von der Aktion gewusst zu haben und kritisierte Erzbischof Stephan Burger für den Abbruch der Gottesdienstübertragung.

Archivfoto: 22 Jahre lang war Boris Domkapellmeister in Freiburg. Am Montag wurde er mit sofortiger Wirkung freigestellt.
Archivfoto: Boris Böhmann war 22 Jahre lang Domkapellmeister in Freiburg. Am Montag (30.12.2024) wurde er mit sofortiger Wirkung freigestellt.

Streit um die Kündigung dauert schon länger an

Der Streit um die Kündigung von Domkapellmeister Böhmann schwelt schon seit Monaten. Im Juli kündigte ihm das sogenannte Domkapitel, das den Bischof in der Verwaltung der Diözese unterstützt, ohne Angabe von Gründen zum Februar 2025. Vor dem Arbeitsgericht klagte der Chorleiter gegen dieses Vorgehen. Das Gericht wies die Klage zurück: Es sei rechtlich korrekt gewesen, Böhmann ohne Angabe von Gründen zu kündigen. Öffentlich wollte sich das Erzbistum aus Datenschutzgründen nicht zu den genauen Gründen für die Kündigung äußern.

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Mehrere Protestaktionen von Domchören und Eltern der Domsingknaben

Anfang Dezember forderten vier Domchöre und Eltern der Domsingknaben das Erzbistum in einem offenen Brief auf, die Kündigung zurückzunehmen. Über 500 Eltern und Jugendliche trafen sich auf dem Münsterplatz zu einer Protestaktion. Die Eltern der Domsingknaben hatten sogar einen Brief an Papst Franziskus geschrieben, in dem sie die aus ihrer Sicht fehlende Gesprächsbereitschaft von Erzbischof Burger kritisierten - von einem "unwürdigen, wenig christlichen Konflikteifer" war die Rede.

Böhmann war 22 Jahre lang Domkapellmeister in Freiburg. Mit der Kündigung verliert er nicht nur seine Arbeit, sondern auch seine Dienstwohnung.

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