Darüber spricht die Region Freiburg

Wochenrückblick: Dreister Dieb, zu laute Motorräder und Cannabis-Tourismus

Stand
Autor/in
Paula Zeiler
Frau mit Brille und mittellangen Haaren trägt eine Bluse.

Welchen dreisten Diebstahl es am Ostermontag gab und was ein Motorradfahrer selbst vom Lärm hält. Das und noch mehr erfahrt ihr im Wochenrückblick für Freiburg und Südbaden.

Hallo, ich bin Paula Zeiler, Online-Redakteurin im SWR-Studio Freiburg. Heute schaue ich mit euch auf die wichtigsten Themen dieser Woche:

2.500 Euro teurer Diebstahl, der die Öffentlichkeit aufregt

Es werden viele Dinge gerne gestohlen: Schmuck, Handtaschen oder wie letztens in Schwenningen Unterwäsche. Aber ein Notfallrucksack aus einem Rettungswagen?! Das ist am Ostermontag gegen 23 Uhr in Endingen am Kaiserstuhl passiert. Am Marktplatz hatte die Besatzung des Rettungswagens Erste Hilfe geleistet. Währenddessen klaute jemand den Notfallrucksack aus dem - natürlich - unverschlossenen Rettungswagen.

Rettungwagen
Selbstverständlich werden Rettungswagen nicht jedes Mal ab- und aufgeschlossen, wenn ein Patient außerhalb behandelt wird. Denn im Notfall muss es schnell gehen.

Bepackt mit einer neuen Rettungstasche stahl sich der Dieb unbemerkt davon. In der waren verschiedene Instrumente und Medikamente. Der materielle Schaden liegt bei rund 2.500 Euro. Die Polizei fand in ihrer Mitteilung ungewöhnlich klare Worte zum Fall:

"Der Vorfall ist an Dreistigkeit und Dummheit kaum zu überbieten. Solch ein Rucksack kann Menschenleben retten!"

Facebook: Wut und Unverständnis in 140 Kommentaren

Nach nur einem Tag hat der Social-Media-Beitrag des Polizeipräsidiums Freiburg über 140 Kommentare. Die Userinnen und User scheinen schockiert. Die Bezeichnungen des Diebes reichten von "empathielos" bis "unmöglich". Einige wünschten ihm sogar, dass seine Finger abfallen. Mit neun "gefällt mir"-Angaben erhielt dieser Kommentar am meisten Zuspruch: "Unglaublich. Ich wünsche dem Dieb, dass er in eine Notlage gerät und ihm dann gesagt wird 'Sorry, haben nix dabei, um Ihnen das Leben zu retten, wurde alles geklaut.'"

Gasse mit Kopfsteinpflaster
Der Marktplatz befindet sich in Endingen inmitten in der historischen Altstadt.

Lieber Dieb, bitte geben Sie die Tasche zurück

Am Freitag habe ich mit dem Polizeisprecher Michael Schorr gesprochen. Denn noch immer sucht die Polizei Emmendingen nach dem Dieb und nach der Rettungstasche. Schorr hat eine Bitte an den Langfinger: "Es ist klar, dass der Dieb anonym bleiben will, aber wir würden es uns wünschen, wenn er den Rucksack wieder zurück gibt oder ihn irgendwo an sicherer Stelle abgibt."

Wo der Dieb die Tasche abgeben kann? Zum Beispiel vor einem sicheren Ort, wie ein Supermarkt oder das Rathaus. Hauptsache er wird nicht nass. Im Zweifel könne er oder sie sogar den Notruf der Polizei wählen und verraten, wo die Tasche liegt. Also wenn du mit liest: Melde dich!

Über den Diebstahl in Endingen am Kaiserstuhl berichteten unter anderem die SWR Regionalnachrichten für Südbaden am 12. April 2023.

Todtmoos droht Motorradfahrern mit Tempolimits und Streckensperrungen

Im Schwarzwald gibt es wunderschöne Strecken für Motorradfahrer. Jedoch ist unter ihnen eine Gruppe, Dank Tuning und schnellem Gashebel, überdurchschnittlich laut unterwegs. Darauf hat der Todtmooser Bürgermeister Marcel Schneider (CDU) wohl keine Lust mehr. Er verkündete, dass das Aufkommen an Bikern im Ort gemessen werden soll. Gibt es wiederholt Probleme mit zu vielen zu lauten Fahrerinnen und Fahrern, kämen strengere Tempolimits infrage. "Auch Streckensperrungen müssen wir im Zweifel erwägen", sagte Schneider meiner Kollegin.

Schon jetzt gibt es rund um Freiburg Streckensperrungen für Motorradfahrer. Dazu gehört etwa die Sperrung der Straße zwischen Rheinbischofsheim und Wagshurst bei Achern (Ortenaukreis) - an den verkehrsstarken Tagen in der Saison von Freitag bis Sonntag. Aber auch im Südschwarzwald: So sind samstags und sonntags keine Motorradfahrerinnen und -fahrer zwischen Horben und dem Schauinsland-Gipfel erlaubt.

Beim Motorradfahrer nachgefragt: "Wie finden Sie das mit dem Lärm?"

"Ich empfinde es als Fehlverhalten zu schnell zu fahren, deswegen versuchen wir nicht in die gleichen Fußstapfen zu treten", sagt mir Walter Küpper von den Motorradfreunden-Freiburg. Seit 60 Jahren fährt der Mann aus Stegen (Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald) Motorrad.

Küpper hält nichts von Kollektivstrafen: "Natürlich kann ich nachvollziehen, wenn die Bürgermeister mit Gegenmaßnahmen reagieren, aber durch Streckensperrungen werden alle Motorradfahrer gleichermaßen bestraft." Ja, eben auch diejenigen, die sich wie Küpper an Geschwindigkeitsbegrenzungen halten. Aber laut Küpper trifft es auch Gasthäuser und Hotels, die von den Motorradfahrern leben.

Unser Instagram Account von DASDING scherzte über die beginnende Motorradsaison und den Auspufflärm:

Warum sind Motorradfahrer eigentlich laut?

Im Gespräch mit meinem Motorrad-Experten wird deutlich: Der Lärm kann in einer Kreisverkehrs-Ausfahrt oder nach einer Ampel entstehen, wenn zu schnell beschleunigt wird. Die Lautstärke entstehe durch übertriebenes Aufdrehen des Gashebels oder überhöhte Geschwindigkeit mit "zuviel Gas".

Eine andere Art und Weise dauerhaft lauter zu fahren, ist das Tuning des Auspuffs. Wenn das aber außerhalb des erlaubten Rahmens geschieht, drohen Geldstrafen oder ein Motorradverlust. Die Motorradfreunde-Freiburg lehnen Tuning ab. Mit auf Tour darf nur, wer ein technisch einwandfreies Motorrad hat.

Junge Motorradfahrer fahren risikoreicher und lauter?

Walter Küpper sieht, dass vor allem jüngere Motorradfahrer zwischen 20 und 30 Jahren zum lauten Fahren neigen: "Ich glaube, dass das falsche Fahren im Sinne von übertriebener Lautstärke in allen Fällen eine Geltungssucht ist." Er selbst sei in den vergangenen 60 Jahren immer ruhiger, vernünftiger und langsamer geworden. Das liege vielleicht auch an den vielen tödlichen Unfällen, die er in der Zeit gesehen hat.

Küpper macht aber auch klar: "Ich will nicht jüngere Motorradfahrer angreifen, es gibt auch richtig nette und vernünftige." Auch sind nicht alle Biker laute Krachmacher. Was haltet ihr von der Diskussion, um Streckensperrungen? Stimmt ab:

Was haltet ihr von Streckensperrungen für Motorradfahrer?

Sie dürfen maximal 3 Antworten auswählen.

Der ganze Beitrag zur Angst vor Motorradlärm lief am 10. März 2023 bei SWR Aktuell Baden-Württemberg.

Angst vor Cannabis-Tourismus - berechtigt?

Das Konzept der Ampel-Koalition sieht vor, dass in Deutschland der Besitz von maximal 25 Gramm Cannabis und der Eigenanbau von höchstens drei Pflanzen straffrei sein sollen. "Nicht-gewinnorientierte" Vereine mit maximal 500 Mitgliedern dürfen gemeinschaftlich Cannabis zu Genusszwecken anbauen und nur an Mitglieder für den Eigenkonsum abgeben. Die Gesetzgebung soll noch im April starten. Darauf hat der Oberbürgermeister von Kehl, an der französischen Grenze, direkt am Donnerstag reagiert.

Was wurde eigentlich aus dem Gelände der Gartenschau StraßburgKehl? 2004 fand hier die erste grenzüberschreitende Landesgartenschau statt. Um den deutschen und den französischen Garten miteinander zu verbinden, wurde sogar eine Brücke gebaut. Ein Besuch fast 20 Jahre nach Eröffnung.
Kehl liegt direkt an der deutsch-französischen Grenze. Das heißt: Nur einmal über die Brücke und schon in Frankreich.

Wolfram Britz (parteilos) befürchtet, dass seine Stadt zu einem neuen Anziehungspunkt für Cannabis-Konsumenten wird. Was in Frankreich verboten ist, wäre dann in Deutschland erlaubt. Rund um Kehl könnten viele neue Cannabis-Vereine - sogenannte Social-Clubs - entstehen.

Schon jetzt deutsche Cannabis-Touristen in der Schweiz?

Was haltet ihr von der Angst vor Cannabis-Tourismus? Ich habe einmal bei unseren schweizerischen Nachbarn nachgefragt, die seit Jahren eine liberalere Drogenpolitik haben. Regine Steinauer vom Gesundheitsdepartement Kanton Basel-Stadt, Abteilung Sucht: "Bei Substanzen wie Heroin und Kokain haben Kantone wie Basel-Stadt oder auch Genf tatsächlich einige 'Tagestouristen', die die Szene nutzen, um illegale Substanzen zu erwerben." Wohl aber nicht im Fall von Cannabis.

Symbolbild: Kokain
Tatsächlich haben Kantone wie Basel-Stadt einige wenige Drogen-Touristen, aber für Heroin und Kokain.

Schon jetzt sei der Bezug von Cannabis in der Schweiz ohne erheblichen Aufwand möglich und die gesetzlichen Sanktionen seien gering. Deshalb erwartet Steinauer auch keinen schweizerischen Cannabis-Tourismus über die Grenze nach Deutschland. Ob Cannabis durch die Legalisierung in Deutschland für Schweizer attraktiv werden wird, hänge aber vom gewählten Regulierungsmodell ab. Dazu zählen Anbau, Produkte, Abgabeort und -menge oder Registrierung.

Über die Angst vor Cannabis-Tourismus berichtete unter anderem SWR4 Baden-Württemberg am 13. März 2023.

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