Die Bäckerei-Kette Gehri aus Titisee-Neustadt (Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald) hatte bereits zweimal wegen Hygienemängeln schließen müssen - einmal im Sommer 2023, einmal im Dezember. Jetzt ist endgültig Schluss. Eine Kontrolle durch das Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald vergangene Woche in der Produktionsstätte hat das Ende von Gehri besiegelt.
Die Kontrolleure stellten - wie schon zweimal im Vorjahr - einen starken Schädlingsbefall fest und untersagten die Produktion der Backwaren wegen des unhygienischen Zustandes, teilt das Landratsamt auf SWR-Nachfrage mit.
20 Filialen geschlossen - 160 Beschäftigten gekündigt
Die Bäckerei veranlasste daraufhin den Rückruf der bereits verkauften Backwaren. Die Produktion ist seit Freitag eingestellt, alle 20 Filialen zwischen Lörrach, Waldshut, Hochschwarzwald und dem Schwarzwald-Baar-Kreis sind geschlossen, hieß es auch von der zuständigen Insolvenzverwalter-Kanzlei PLUTA.
"Eine Wiederaufnahme der Produktion und der Filialen zu einem späteren Zeitpunkt ist aus finanziellen Gründen nicht möglich", hieß es weiter. Allen 160 Beschäftigten musste gekündigt werden.
Das von der Bäckerei selbst eingeleitete Insolvenzverfahren ist mittlerweile in ein Regelverfahren überführt worden. Insolvenzverwalter ist jetzt Florian Schiller aus Singen.
Geschäftsführer: "Ich bin am Boden zerstört"
Der langjährige Geschäftsführer der Bäckerei, Thomas Schuble, zeigte sich im Gespräch mit dem SWR tief betroffen. Er sei am Boden zerstört, sein Lebenswerk sei innerhalb von einem halben Jahr kaputt gegangen. Die beiden Schließungen hätten insgesamt mehr als 250.000 Euro gekostet. Viele Lebensmittel hätten vernichtet werden müssen - dazu kamen die Wochen ohne Umsätze.
Die Gründe für die schlechte wirtschaftliche Lage der Bäckerei seien vielschichtig, heißt es von der Bäckerei beauftragten Kanzlei PLUTA. Neben den Hygienemängeln nennt sie die hohen Energie- und Materialkosten und die Kaufzurückhaltung der Kunden aufgrund der Inflation als Gründe. Für eine langfristige Lösung hätte das Unternehmen einen finanzstarken Investor gebraucht. "Interessenten hätte es sogar gegeben", sagt Rechtsanwalt Michael Winterhoff.
Er hatte das Unternehmen als Rechtsanwalt vertreten, seitdem es wegen der finanziellen Probleme im Oktober ein Insolvenzverfahren in Eigenverantwortung beantragt hatte. Die erneute Schließung habe die Hoffnungen auf einen Investor zunichte gemacht. "Es ist schade um die traditionsreiche Bäckerei, die großen Wert auf ihre Handwerkskunst gelegt hat und von ihren Kunden allseits wertgeschätzt wurde", so Winterhoff.