In Freiburg hat sich ein Streit um ein Öko-Klo entzündet - und das in Freiburgs grünem Vorzeige-Stadtteil Vauban. Anstößig an der besonderen Toilette ist aber nicht das Öko-Label.
Wir wollen natürlich gefragt werden!
Gut ein Duzend Anwohner steht vor einem Bauzaun. Hier sollte das Öko-Klo vor ein paar Tagen angeliefert werden. Doch Jutta Posch und ihr Mann verhinderten das: "Wir haben sofort alle Leute zusammengetrommelt", sagen sie. Die Bewohner der Georg-Elser-Straße sind sich einig: Auf den Grünstreifen, den sie vor gut 20 Jahren alle gemeinsam gestaltet haben, kann die Öko-Toilette nicht hin. Außerdem bemängeln sie, dass sie vorher nicht gehört wurden. Mit der innovativen Technik der Toilette habe ihre Ablehnung aber nichts zu tun.
Öko-Toilette schont die Umwelt
Jede Toilettenspülung verbraucht jedesmal bis zu 14 Liter kostbares Trinkwasser. Auch deshalb waren viele so begeistert, als Freiburg vier Toilettenhäuschen anschaffte, die ohne Wasser- und ohne Stromanschluss und ohne Chemie arbeitet. Das Öko-Klo nutzt Sonnenenergie und Regenwasser zum Händewaschen. Eine Wasserspülung gibt es nicht.
Aus Fäkalien wird Dünger für die Landwirtschaft
Ein Förderband transportiert die Fäkalien ab, anschließend wird daraus wertvoller Humus – ein europaweit einzigartiges Pilotprojekt. Wenn‘s klappt, eine ökologische Sensation. Insgesamt vier der neuartigen Toilettenhäuschen hat die Stadt Freiburg bestellt. Laut Stadt wird das System an den anderen Freiburger Standorten am Dietenbachpark, am Eschholzpark und am Moosweiher vorwiegend gut angenommen. Das bestätigt auch Moosweiher-Anwohnerin Carmen Giesin.
![Das Öko-Klo am Freiburger Moosweiher erhielt ein zum Standort passendes Graffito (Foto: Die Firma Eco-Toiletten überlässt uns das Foto) Das Öko-Klo am Freiburger Moosweiher erhielt ein zum Standort passendes Graffito](/swraktuell/baden-wuerttemberg/suedbaden/1721295058190%2Coeko-klo-moosweiher-100~_v-16x9@2dS_-6be50a9c75559ca1aaf1d0b25bae287afdcd877a.jpg)
Es ist sauber, es riecht allerdings ein bisschen, aber im großen Ganzen ist das System okay.
Was also ist der Grund für den Protest im Vauban? Anwohnerin Jutta Posch zeigt auf eine Gedenk-Stele direkt neben dem Bauzaun. Sie erinnert an Georg Elser, der schon zu Beginn des zweiten Weltkriegs ein Attentat auf Hitler wagte, ein Held von der Ostalb. Sie hätten sich alle gemeinsam damals für das Denkmal eingesetzt, sagt eine andere Anwohnerin. Schließlich sei ihre Straße nach dem Widerstandskämpfer benannt.
Der Platz degradiert den Widerstandskämpfer zum Toilettenwärter.
Ist die Gedenk-Stele niemandem bei der Stadtverwaltung aufgefallen? Dazu will sich das zuständige Amt für Gebäudemanagement derzeit nicht äußern. Man wolle sich aber bald mit den Vauban-Bewohnern auf einen neuen Standort einigen. Denn das Quartier braucht dringend eine öffentliche Toilette. "Hier kommen immer noch busseweise Besucher aus aller Welt", sagt Jutta Posch. Und Franz Grass vom Stadtteilverein Vauban ergänzt: "Welcome to the Öko-WC, also wir freuen uns drüber, aber halt an einem anderen Standort."