Im Freiburger Quartier Vauban hat eine aufgebrachte Menschenmenge die Anlieferung eines Öko-Klos verhindert. Dabei passt es eigentlich perfekt in den Green-City-Vorzeige-Stadtteil. Die Stadt hatte es dort Anfang Juli aufstellen wollen, wie sie mitteilte, habe wegen des Protests vor Ort aber erstmal davon abgesehen. Für die Empörung sorgte der geplante Aufstellungsort: genau neben einer Gedenk-Stehle für den Widerstandskämpfer Georg Elser.
Gut ein Dutzend Anwohnerinnen und Anwohner steht vor einem Bauzaun. Hier sollte das Öko-Klo angeliefert werden. Doch Jutta Posch und ihr Mann verhinderten das: "Wir haben sofort alle Leute zusammengetrommelt", sagen sie. Die Bewohnerinnen und Bewohner der Georg-Elser-Straße sind sich einig: Auf den Grünstreifen, den sie vor gut 20 Jahren alle gemeinsam gestaltet haben, kann die Öko-Toilette nicht hin. Außerdem bemängeln sie, dass sie vorher nicht gehört worden seien. Mit der innovativen Technik der Toilette habe ihre Ablehnung aber nichts zu tun.
Stadt Freiburg: Öko-Toilette schont die Umwelt
Eine Toilettenspülung verbraucht jedesmal bis zu 14 Liter kostbares Trinkwasser. Auch deshalb waren viele so begeistert, als Freiburg vier Toilettenhäuschen anschaffte, die ohne Wasser- und ohne Stromanschluss und ohne Chemie arbeitet. Das Öko-Klo nutzt Sonnenenergie und Regenwasser zum Händewaschen. Eine Wasserspülung gibt es nicht.
Aus Fäkalien wird Dünger für die Landwirtschaft
Ein Förderband transportiert die Fäkalien ab, anschließend wird daraus wertvoller Humus - ein europaweit einzigartiges Pilotprojekt. Wenn's klappt, eine ökologische Sensation. Insgesamt vier der neuartigen Toilettenhäuschen hat die Stadt Freiburg bestellt. Laut Stadt wird das System an den anderen Freiburger Standorten am Dietenbachpark, am Eschholzpark und am Moosweiher vorwiegend gut angenommen. Das bestätigt auch Moosweiher-Anwohnerin Carmen Giesin.
Öko-Klo stört Gedenken an Widerstandskämpfer Elser im Vauban
Was also ist der Grund für den Protest im Vauban? Anwohnerin Jutta Posch zeigt auf eine Gedenk-Stele direkt neben dem Bauzaun. Sie erinnert an Georg Elser, der schon zu Beginn des Zweiten Weltkriegs ein Attentat auf Hitler wagte, ein Widerstandskämpfer von der Ostalb. Sie hätten sich alle gemeinsam damals für das Denkmal eingesetzt, sagt eine andere Anwohnerin. Schließlich sei ihre Straße nach dem Widerstandskämpfer benannt.
Ist die Gedenk-Stele niemandem bei der Stadtverwaltung aufgefallen? Dazu will sich das zuständige Amt für Gebäudemanagement derzeit nicht äußern. Man wolle sich aber bald mit den Vauban-Bewohnerinnen und -Bewohnern auf einen neuen Standort einigen. Denn das Quartier brauche dringend eine öffentliche Toilette. "Hier kommen immer noch busseweise Besucher aus aller Welt", sagt Jutta Posch. Und Franz Grass vom Stadtteilverein Vauban ergänzt: "Welcome to the Öko-WC, also wir freuen uns drüber, aber halt an einem anderen Standort."