Die Freiburgerin Hanna Koglin hat - als eine der ersten in Deutschland - eine Ausbildung zur Algen-Sommelière gemacht. Wenn es nach ihr geht, könnten Spaghetti à la Riementang oder Badischer Flammkuchen mit Meersalat bald öfter auf der Speisekarte stehen und ganz selbstverständlich in der deutschen Küche verwendet werden. Und das nicht nur, weil Algen als gesund gelten.
Voll im Trend: Algen sind gesund und reich an Geschmacksnoten
Algen sind in. Sie werden als Superfood gehandelt, voll mit gesunden Nährstoffen wie Mineralien, Vitaminen und Proteinen. Einige Sorten sind reich an Omega-3-Fettsäuren. Und auch geschmacklich machen Meeresalgen einiges her. Frisch oder getrocknet, erweitern sie unsere Geschmackswelt, sagt Algen-Sommelière Hanna Koglin aus Freiburg.
Neugierig auf Algen-Kräcker und Walnuss-Birne-Meersalat
Die geschmackliche Bandbreite der Algen sei groß. Bei Algen-Verkostungen möchte Hanna Koglin genau das bekannter machen. Die Interessierten dieses Abends im Café "Cafésita" in Stegen haben überwiegend noch keine Algen probiert. Sie sind neugierig auf die Algen-Kräcker mit Nori-Belugalinsen und die Flammkuchen in den Geschmacksrichtungen Aubergine-Dulse oder Walnuss-Birne-Meersalat.
Das richtige Rezept: Algen werden schon ewig zubereitet
"Algen werden schon seit Jahrtausenden gegessen", erzählt die Algen-Sommelière, während sie kleine Schälchen mit verschiedenen getrockneten Algen herumreicht. Aus einer ragen dünne braune Algen, die ein bisschen wie getrocknete Spaghetti aussehen. "Den Riementang muss man tatsächlich in Wasser einlegen und 20 Minuten kochen und dann kriegen die so eine Pasta-ähnliche Konsistenz", erklärt die Algen-Sommelière die Zubereitung.
Zur Algen-Sommelière werden Pioniere ausgebildet
Während sich der klassische Sommelier um Weine kümmert, versteht sich Hanna Koglin als Expertin und Beraterin in Sachen Algen. In diesem Jahr bildete sie sich bei der Industrie- und Handelskammer Magdeburg zur zertifizierten Algen-Sommelière weiter und tauchte tief ein in die Welt der Algen, ihre gesundheitsfördernden Möglichkeiten und Grenzen, in Vermarktungs- und Zubereitungsmöglichkeiten des Meeresgewächses.
Auf der Suche nach neuen Ernährungstrends kam Hanna Koglin im vergangenen Jahr auf die Alge, die sie inzwischen online verkauft. Sie erinnert sich noch gut an ihre eigenen ersten Algen-Häppchen jenseits von Sushi. Ein bisschen Respekt habe sie davor gehabt, erzählt sie. Und genau das beobachtet die Algen-Sommelière auch bei anderen oft.
Alles mit Alge? Risiken für die Gesundheit
Bei ihr persönlich kommt inzwischen regelmäßig Alge auf den Tisch, als Topping im Salat oder zur Verfeinerung von Brotaufstrichen. Allerdings wohldosiert und nicht zu viel. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt wegen des hohen Jodgehalts Algen nur in kleinen Mengen zu essen. Darüber hinaus sollten Verbraucherinnen und Verbraucher Algenprodukte kaufen, auf denen der Jod-Gehalt ausgewiesen ist.
Überraschte Gesichter bei der Algen-Verkostung in Stegen
Bei der Algen-Verkostung im "Cafésita" in Stegen sind die Algen-Flammkuchen und -Kräcker inzwischen fast leer. Und die Verkosterinnen und Verkoster des Abends überzeugt - und überrascht. "Es ist ein außergewöhnlicher Geschmack, den ich schwer zuordnen kann", sagt Norbert Walter, der schon öfter Algen gegessen hat. Sebastian Rees hat ein Stück Dulse-Alge-Auberginen-Flammkuchen in der Hand und probiert das Meeresgewächs an diesem Abend zum ersten Mal.
Café-Inhaberin Jenny Reyes, die mitprobiert, lacht. "Ja, das ist die Männer-Alge mit dem Speckgeschmack." Wakame, Nori & Co. ganz selbstverständlich in der badischen Küche: Geht es nach Algen-Sommelière Hanna Koglin ist das nur eine Frage der Zeit - und einer Fangemeinde, die wächst... Am besten so schnell wie Algen.