Seit 2003 ist Boris Böhmann Domkapellmeister am Freiburger Münster. Im Juli wurde ihm gekündigt, ohne dass dafür Gründe genannt wurden. In einem offenen Brief an Erzbischof Stephan Burger fordern Vertreterinnen und Vertreter von vier Domchören, Böhmann nicht zu entlassen. Dem Ansehen von Domsingschule und Kirche sei bereits jetzt erheblicher Schaden zugefügt worden, heißt es darin.
Freiburger Domchöre und Domsingknaben stehen hinter ihrem Leiter
Der Appell der Chöre an den Freiburger Erzbischof ist eindeutig. "Nehmen Sie die Kündigung zurück", heißt es in dem Brief der Chöre, der dem SWR vorliegt. Und weiter: "Wir stehen in voller Solidarität hinter Boris Böhmann." Scharfe Kritik am Vorgehen der Kirche gibt es auch von Professoren der theologischen und evangelischen Fakultät der Universität sowie von Domkapellmeistern in ganz Deutschland.
Domsingknaben reagieren bestürzt über Kündigung von Böhmann
Böhmann leitet unter anderem die Freiburger Domsingknaben, ein Chor mit jahrhundertealter Tradition und internationalem Renommee. Viele der jungen Sänger reagierten entsetzt auf die Kündigung. "Herr Böhmann ist für uns wie ein Vater", sagt der 15-jährige David Fischer und spricht von großem Vertrauen. Sollte die Kirche weiterhin an der Kündigung festhalten, hieß es aus Elternkreisen, würden ihre Kinder den Chor verlassen.
Es geht nicht um Missbrauch, heißt es aus der Erzdiözese Freiburg
Seit 2003 ist Boris Böhmann Domkapellmeister am Freiburger Münster. Er leitet unter anderem die Freiburger Domsingknaben und den Domchor. Das könnte im März Geschichte sein. Denn: Im Juli kam die Kündigung aus dem erzbischöflichen Ordinariat. Es gehe dabei nicht um Missbrauch oder übergriffiges Verhalten, heißt es aus der Erzdiözese Freiburg. Trotz mehrfacher Nachfrage bleibt die Kirche vage, nennt keine konkreten Gründe. Von "Dissonanzen" ist stattdessen die Rede.
Der Kündigung seien viele Jahre von Streitigkeiten innerhalb der Domsingschule vorausgegangen, sagt der Sprecher der Erzdiözese Freiburg, Marc Mudrak. Erzbischof und Domkapitel hätten wiederholt versucht, intern einzuwirken durch Mediation, durch Schlichtungsversuche. Das alles sei unterm Strich leider gescheitert. Doch rechtfertigt dies eine Kündigung nach über 20 Jahren? Der 60-jährige Chorleiter verliert mit der Kündigung nicht nur seine Arbeit, sondern auch seine Wohnung.
Dass die Erzdiözese Freiburg keine Gründe für die Kündigung nennt, macht Uli Rausch wütend. Rausch hat als Stimmbildner über 20 Jahre mit Boris Böhmann zusammengearbeitet. Dass die Kirche keine Gründe nennt, sei der eigentliche Skandal, sagt Rausch. Als Insider wisse er, dass es keine triftigen Gründe gebe.
Klage vom Arbeitsgericht zurückgewiesen
Die Kündigung Böhmanns bleibt laut Arbeitsgericht Freiburg vorerst wirksam. Seine Klage wurde Ende Oktober zurückgewiesen. Bei der Verhandlung ging es aber nicht um die eigentlichen Gründe, sondern nur um die Frage, ob die Kirche überhaupt Gründe nennen muss. Das heißt: Nicht einmal die Vorsitzende Richterin kennt die wahren Ursachen für die Entlassung von Boris Böhmann.
Streit mir der Leiterin der Mädchenkantorei im Hintergrund
Es ist ein offenes Geheimnis, dass hinter den Kulissen der Domsingschule seit vielen Jahren ein heftiger Streit schwelt, und zwar zwischen Böhmann und der Leiterin der Mädchenkantorei, Martina van Lengerich. Die Unterstützer des 61-jährigen sehen darin den eigentlichen Grund für die Kündigung. Sie vermuten, dass der beliebte Kapellmeister beim Erzbischof deshalb in Ungnade gefallen ist. Die Eltern der Domsingknaben haben jetzt angekündigt, einen Protestbrief an die Deutsche Bischofskonferenz und den Vatikan zu schicken. Sie haben nicht den leisesten Zweifel an der Kompetenz und Integrität des beliebten Chorleiters.