Der geplante "Windpark Hummelsebene" zwischen Oberkirch und Durbach (Ortenaukreis) sorgt für Diskussionen. Einzelne Anwohner fühlen sich nicht hinreichend informiert, nicht mitgenommen. Baumfällungen haben zuletzt ebenso für Irritationen gesorgt wie ein nichtöffentlicher Spatenstich im November. Das Ortenauer Landratsamt hatte den Bau des Windparks mit drei Windrädern vergangenes Frühjahr genehmigt. Und die Behörde sagt auch: Unregelmäßigkeiten gebe es bisher nicht. Manche Bäume seien gefällt worden, weil das im Winter so üblich sei. Andere Bäume wiederum (Fichten und Douglasien) sollen ersetzt werden - Stichwort Ausgleichsmaßnahmen.

Anwohner beklagen, sie seien nicht informiert worden
Jenny Haas betreibt in Oberkirch-Bottenau zusammen mit ihrem Vater Martin Brandstetter das Gasthaus "Hummelswälder Hof". Der geplante Windpark ist von ihrem Gasthof 600 bis 700 Meter Luftlinie entfernt. Zwischen dem Gasthaus und dem künftigen Windpark besitzt die Familie mehr als acht Hektar Wald. Die Ökostromgruppe Freiburg und die Stadtwerke Oberkirch, die den Windpark gemeinsam planen und bauen, wollten ursprünglich sämtliche Transporte hoch zur "Hummelsebene" durch das Waldstück der Familie Brandstetter abwickeln. Mit der Familie gesprochen hatte nach deren Angaben aber niemand. "Wir haben zufällig davon erfahren", erzählt Jenny Haas. Erst auf Nachfrage sei es zu einem Treffen gekommen, einen Nutzungsvertrag unterschrieben hat die Familie dann nicht.
Familie klagt vor dem Verwaltungsgerichtshof
Als Reaktion auf den Widerstand haben die Investoren die Pläne geändert. Nun sollen die Lkw Stahl und Beton und später die Einzelteile der Windräder auf anderen Wegen hoch zur "Hummelsebene" fahren. Genehmigt ist diese neue, ein Kilometer lange Zufahrt aber noch nicht. Der Antrag liege seit Mitte Dezember vor, so das Ortenauer Landratsamt. Jenny Haas und ihr Vater Martin Brandstetter klagen dennoch vor dem Verwaltungsgerichtshof Mannheim gegen das Projekt, also gegen den Bau des Windparks "Hummelsebene" mit seinen drei Windrädern. Und es gibt weitere Gegner, die sich unter anderem in einer Interessensgemeinschaft zusammengeschlossen haben. Sie befürchten unter anderem Lärm und Schatten durch die Rotoren.
Ökostromgruppe Freiburg erklärt nichtöffentlichen Spatenstich
Die Ökostromgruppe Freiburg und die Stadtwerke Oberkirch, die den Windpark "Hummelsebene" gemeinsam planen und bauen, sehen sich indes auf einem guten Weg. Ungeachtet der Klage soll im Herbst mit dem Bau der Fundamente für die Windräder begonnen werden. Die vorbereitenden Arbeiten sollen im Sommer starten. Die drei Windräder sollen ab 2026 15.000 Menschen mit Strom versorgen. "Wir haben von Beginn an auf Transparenz gesetzt, es gab zwei Info-Abende in Oberkirch und Durbach", so die Ökostromgruppe. Auch die beiden Gemeinderäte würden regelmäßig informiert. Das Projekt sei ein wichtiger Beitrag zur Energiewende. Der Spatenstich sei unter anderem deshalb nichtöffentlich gewesen, weil er kurzfristig geplant worden war. Hintergrund: Ab diesem Tag (15. November) sei es für die Bürger möglich gewesen, sich finanziell an dem Windpark zu beteiligen. Der Spatenstich war als Startschuss dafür gedacht.
Zwei weitere Windräder in der Ortenau geplant
Vergangene Woche war bekannt geworden, dass die Papierfabrik Köhler in den kommenden Jahren zwischen Oberkirch und Kappelrodeck ebenfalls zwei Windräder bauen will. Im Ortenaukreis wurden seit 2012 44 neue Windkraftanlagen genehmigt. Damit ist der Ortenaukreis in Baden-Württemberg an der Spitze. In anderen Regionen werden weitaus weniger Windräder gebaut. Grundsätzlich wurden im vergangenen halben Jahr laut Bundesnetzagentur und Landesumweltministerium aber weitaus weniger Windräder genehmigt als in der Zeit davor.