Neben dem drohenden Abstieg bereitet dem VfB Stuttgart aktuell die Sanierung der Mercedes-Benz-Arena Sorge. Dabei läuft der Umbau des Stadions in Stuttgart-Bad Cannstatt bereits unter Hochdruck. Das Ziel: Bis zum Start der neuen Saison im Sommer rechtzeitig fertig zu sein. Mit dem Umbau sollen auch die Anforderungen für eine Austragungsstätte der EM 2024 geschaffen werden. Stuttgart will Gastgeber für fünf Spiele sein.
Die Stadt und die stadteigene Stadion KG, bei der der VfB ein sogenannter atypisch stiller Gesellschafter ist, rechnen offiziell mit Kosten von 100 Millionen Euro - wobei VfB-Vorstandschef Alexander Wehrle Ende 2022 schon die Summe von 130 Millionen genannt hat. "Es wird teurer werden", sagt auch Stuttgarts Finanzbürgermeister Thomas Fuhrmann (CDU) gegenüber dem SWR. Eine konkrete Summe wie Wehrle könne er allerdings aktuell nicht nennen.
Probleme beim Fundament für die Haupttribüne
Grund für die Mehrkosten sind Verzögerungen durch Probleme beim Legen von Fundamenten für die Haupttribüne. Die verlorene Zeit soll nun von den Baufirmen wieder reingeholt werden. "Die Mehrkosten dafür können wir aktuell noch nicht beziffern", erklärt Fuhrmann. Wobei der VfB für die Sanierung ebenfalls zahlen muss. Eine heikle Situation für den Verein, der bei einem Abstieg in die 2. Bundesliga mit über 40 Millionen Euro Umsatzverlust rechnen muss. Wobei der VfB wohl damit rechnen kann, von der Stadt dann nicht völlig allein im Regen stehen gelassen zu werden. Zahlen zu einer möglichen Unterstützung nennt Fuhrmann nicht.
Ein Abstieg würde neben der finanziellen Belastung den Zeitplan "deutlich verschärfen", so Fuhrmann: Da die Saison in der 2. Bundesliga drei Wochen früher beginnt, müsste auch der Umbau eher fertig sein. Es sei denn, dem VfB gelingt es mit der Deutschen Fußball Liga (DFL) etwa auszuverhandeln, dass der Club zunächst nur auswärts spielt. Oder aber, man spielt auf einer Baustelle. Besser wäre es da freilich, dass der VfB Siege einfährt wie an diesem Samstag und somit in den verbleibenden vier Spieltagen den Klassenerhalt schafft.
Stadt streckt mit zwei Darlehens das Geld vor
Der Gemeinderat Stuttgart hatte der Sanierung der Mercedes-Benz-Arena im Juli 2020 zugestimmt. Die Kosten von derzeit noch anvisierten 97 Millionen Euro hatten die Stadträte Mitte Februar abgesegnet. Das Geld soll aus drei Töpfen kommen: Erstens, der VfB bringt als Gesellschafter 24,75 Millionen Euro in die Stadion KG ein. Dabei streckt die Stadt das Geld in Form eines Darlehens vor und der Club stottert die Kosten zwischen 2024 und 2032 in Raten ab. Das war so schon 2020 vereinbart worden, als der VfB Corona-bedingt finanziell stark zu kämpfen hatte.
Zweitens erhält die Stadion KG selbst ein Darlehen der Stadt in Höhe von 36,25 Millionen Euro, da die eigentlich geplante Fremdkapitalaufnahme bei Banken nicht umgesetzt werden konnte. Dieses Darlehen soll aus Erlösen durch Pachtzahlungen abbezahlt werden. Der Hauptpächter ist dabei natürlich der VfB Stuttgart.
Drittens und letztens gibt es einen Baukostenzuschuss der Landeshauptstadt an die Stadion KG von 37,5 Millionen Euro. All das steht in einer Beschlussvorlage, der der Gemeinderat Ende März zugestimmt hat. Was mit den schon heute absehbaren Mehrkosten passiert, ist darin nicht geregelt.
Jährliche Pachtsumme für das Stadion als Stellschraube
Am Ende also trägt der sportlich wie finanziell angeschlagene VfB über direkte und indirekte Zahlungen rund zwei Drittel der Kosten. Dennoch gibt sich Finanzbürgermeister Thomas Fuhrmann gegenüber dem SWR gelassen: Zweitliga-Szenarios des VfB habe es ja auch in der Vergangenheit schon gegeben. Damals hatte man etwa über die Grundpacht für das Stadion nachjustiert. Zudem habe man vor Sanierungsbeginn Sicherheiten für die Stadt vereinbart, wenn der Club in finanzielle Nöte kommt.
Aktuell habe man in der neuen Fianzierungsvereinbarung mit dem VfB die Pacht wegen des Umbaus erhöht - um eine Million Euro pro Jahr auf nun 6,3 Millionen Euro, so Fuhrmann. Ob man daran im Fall der Fälle drehen will, werde man dann entscheiden, wenn es soweit ist. Ein klares Statement gibt Fuhrmann aber schon jetzt: "Wir werden den VfB nicht alleine lassen."