Trotz der niedrigen Inzidenzzahlen in der Region steigt die Zahl der Corona-infizierten Personen am Robert-Bosch-Krankenhaus (RBK) in Stuttgart im Hochsommer wieder an. Aktuell seien 38 Betten mit Covid-Patientinnen und Patienten belegt, gibt der Medizinische Geschäftsführer des RBK, Mark Dominik Alscher, bekannt. Zum Vergleich: In der ersten Corona-Welle seien es am RBK noch 30 und in der Hochzeit der Pandemie 100 gewesen. Auch in Heilbronn werden derzeit wieder mehr Patienten mit einer Corona-Infektion behandelt.
Mehr Patienten und Personal mit Covid infiziert
Aber nicht nur unter Patientinnen und Patienten verbreite sich das Virus. Auch das Krankenhauspersonal falle wieder häufiger wegen Corona aus, so Alscher. "Und wenn wir gestiegene Krankheitszahlen unter den Mitarbeitenden sowie höhere Krankenzahlen auf der Station haben, kann man sich nicht immer ausreichend um die Patientinnen und Patienten kümmern."
Auch Anstieg in SLK-Kliniken in Heilbronn
Ähnlich sieht es in den SLK-Kliniken Heilbronn aus, auch hier verzeichne man einen Anstieg der Covid-Infektionen, berichtet Klinikdirektor Wolfgang Linhart. Dort seien aktuell 13 Patientinnen und Patienten infiziert.
Neue Covid-Variante "Eris" langsam auch in der Region SLK-Kliniken in Heilbronn verzeichnen wieder mehr Corona-Fälle
Seit einem Monat nehmen die SLK-Kliniken in Heilbronn eine steigende Tendenz der Covid-Fälle wahr. Grund dafür sollen die Urlaubszeit und der Andrang auf die Kinos sein.
Experte: "Barbenheimer"-Phänomen sorgt für Anstieg
Für den aktuellen Anstieg sieht der Medizinische Geschäftsführer des RBK vor allem zwei Faktoren. Zum einen würden die Menschen das Virus aus dem Urlaub mitbringen, so Alscher. Zum anderen lockten aber auch die neuen Kassenschlager "Barbie" und "Oppenheimer" große Menschengruppen ins Kino. Die vielen gesellschaftlichen Freizeitmöglichkeiten begünstigten die schnelle Verbreitung von Corona.
Infektionsgeschehen im Abwasser sichtbar
Alscher vermutet auch eine höhere Dunkelziffer an Infizierten in der Region, die nicht erfasst wird, weil sich viele nicht mehr testen lassen. "Wir haben nicht mehr diese öffentliche Aufmerksamkeit zum Thema Corona." Ein verlässlicheres Abbild des Infektionsgeschehens lieferten laut RBK die Abwasserproben aus den Kläranlagen. Die gemessene Virenlast im Abwasser diene dem Krankenhaus als bessere Datengrundlage.
Höhere Infektionszahlen im Herbst zu erwarten
Insgesamt erwarte man im RBK im Herbst zwar mehr Covid-Fälle, Alscher vergleicht die Lage aber mit der typischen Influenza-Welle, an die sich das Gesundheitssystem anpassen werde. Angesichts der neuen Covid-Varianten empfiehlt Alscher, das Thema Corona nicht aus den Augen zu verlieren und rät Menschen über 60 Jahren ab September zu einer neuen Schutzimpfung.
Er glaubt, dass das Krankenhaus mit der Schwere der Erkrankungen gut zurechtkommen werde, aber die Menge der Fälle als Belastung zu spüren bekomme, sagt Alscher.
Stadt Stuttgart rechnet ab Herbst wieder mit steigenden Zahlen
Die Stadt Stuttgart hält es ebenfalls für möglich, dass sich wieder mehr Menschen mit dem Virus infizieren, sieht momentan aber keine neue Welle. Die der Stadt vorliegenden Daten würden momentan nicht für eine flächendeckende Ausbreitung sprechen. Die Stadtverwaltung will die Situation aber weiter beobachten und rechnet vor allem Richtung Herbst und Winter wieder mit mehr Infizierten.
Finanzieller Zuschuss für Kliniken im Land
Insgesamt haben Corona, Inflation und der russische Krieg in der Ukraine den Krankenhäusern massiv zugesetzt. Die Landesregierung will die Kliniken im Land deshalb mit einem Hilfspaket von 126 Millionen Euro unterstützen, wie am Freitag bekannt wurde.
Die Summe wird anteilig auf die Kliniken je nach Anzahl der Planbetten verteilt. RBK-Leiter Alscher begrüßt diese Finanzspritze sehr, sagt aber auch: "Bei der aktuellen Inflation wird das Geld leider nicht ausreichen, um das aktuelle Defizit im Millionenbereich auszugleichen."
Gestiegene Kosten Verband: Finanzielle Lage der Kliniken verschärft sich weiter
Drei von vier Kliniken in Baden-Württemberg rechnen in diesem Jahr mit einem negativen Ergebnis. Der Bundesregierung werfen sie angesichts von höheren Kosten Unterfinanzierung vor.