Überall in Deutschland gibt es während der Sommermonate Baustellen bei der Bahn - auch in Baden-Württemberg. Die Generalsanierung der Riedbahn zwischen Mannheim und Frankfurt ist nur ein Beispiel. Christian Spöcker ist Reporter im SWR Studio Stuttgart. Regelmäßig pendelt er dafür von seinem Wohnort Mannheim zum SWR nach Stuttgart. In diesem Erfahrungsbericht schildert er seine Erlebnisse während Baustellenzeit.
Vielleicht sollte man an einem 13. einfach zu Hause bleiben. Erst recht, wenn es einer der heißesten Tage des Jahres werden soll. Aber wenn die Arbeit ruft, geht das natürlich nicht. Also fahre ich an diesem Tag wie üblich von meiner Wohnung in Mannheim zum SWR in Stuttgart, normalerweise eine Fahrtzeit von rund eineinhalb Stunden.
Laut Statistischem Landesamt bin ich einer von rund 3,8 Millionen Pendlerinnen und Pendlern in Baden-Württemberg. Die meisten davon dürften mit dem Auto unterwegs sein, doch viele sitzen täglich auch in Bus und Bahn, so wie ich. An diesem Tag wäre ich wohl auch besser Auto gefahren. Denn am 13. August habe ich mit drei Stunden Fahrtzeit etwa doppelt so lange gebraucht. Doch der Reihe nach...
Mehr über die Bauarbeiten auf der Riedbahn:
"Sommerbaustellen" in Mannheim
Ich steige jeden Morgen in die Straßenbahn, sie bringt mich zum Mannheimer Hauptbahnhof. Doch seit kurzem sind im Mannheimer Nahverkehr "Sommerbaustellen". Deshalb kann es sein, dass - je nach Linie - einige Straßenbahnen kurz vor dem Hauptbahnhof an der Station "Wasserturm" abbiegen, sodass ich dort in eine andere Linie einsteigen muss. Keine Katastrophe, aber eine erste kleine Hürde - und auch Kleinigkeiten summieren sich mit der Zeit, wie ich auf der Strecke zwischen Mannheim und Stuttgart festgestellt habe.
Heidelberg: Der ICE nach Stuttgart wartet nicht
Am Mannheimer Hauptbahnhof steige ich - gut eine halbe Stunde, nachdem ich das Haus verlassen habe - in eine S-Bahn nach Heidelberg. Normalerweise nehme ich den ICE, der mich direkt nach Stuttgart bringt. Doch seit Mitte Juli wird auf der Riedbahn gebaut - noch bis Dezember. Kurz nach Baustellenbeginn fuhr der ICE nicht mehr wie gewohnt direkt nach Stuttgart - wegen der Riedbahnsanierung, sagte mir damals ein Bahnmitarbeiter.
Deswegen verlasse ich inzwischen morgens das Haus schon rund 45 Minuten früher als üblich, um mit einer anderen Zugverbindung ganz sicher rechtzeitig in Stuttgart anzukommen - so wie auch am Morgen des 13. August. Dafür nehme ich vom Mannheimer Hauptbahnhof zunächst die S-Bahn, um einen Umweg nach Heidelberg zu fahren. Dort kann ich im Idealfall in einen ICE einsteigen, der mich nach Stuttgart bringt. Dumm nur, dass der ICE in Heidelberg an diesem Tag gerade schon losfuhr, als "meine S-Bahn" auf dem Gleis daneben einfuhr. Dasselbe passiert mir ein paar Tage danach wieder.
Umweg über Bruchsal geht schief
Der ICE 717 um 7:13 Uhr ab Heidelberg fuhr mir also direkt vor der Nase davon und ich war somit in Heidelberg "gestrandet". Doch es wurde noch komplizierter.
Denn an normalen Tagen gibt es eine Alternative. Von Bruchsal - gut eine Stunde von Heidelberg entfernt - fährt der ICE 267 Richtung Stuttgart. Doch an diesem Tag fiel der Halt dieses ICE in Bruchsal aus. Also blieb mir nur die Möglichkeit, nach Karlsruhe-Durlach zu fahren - und das im Regionalzug-Tempo statt mit dem eines ICE.
Von dort brachte mich nach rund zehn Minuten Wartezeit der IRE1 des Bahn-Konkurrenten Arverio (bis vor kurzem noch Go-Ahead) über Pforzheim nach Stuttgart. Zwar auch nicht im ICE-Tempo, aber immerhin.
Ironie: Ausgefallener ICE fuhr wieder regulär
Die Ironie der Geschichte: Wie ich später beim Schreiben dieses Artikels feststelle, fährt seit ausgerechnet diesem 13. August, also rund einen Monat nach Beginn der Bauarbeiten auf der Riedbahn, nun doch wieder mein eigentlicher ICE gegen 7:30 Uhr direkt von Mannheim nach Stuttgart. Also der Zug, den ich vor Beginn der Baustelle immer genommen habe. Denn dieser ICE fuhr nicht nur wegen der Riedbahnsanierung nicht nach dem regulären Fahrplan, sondern auch wegen einer anderen Baustelle.
Das bestätigt mir die Bahn auf Nachfrage: "Der besagte ICE um 7:31 Uhr war von den Bauarbeiten zwischen Frankfurt/Main und Köln (KRM) betroffen. Seit dem Abschluss der Arbeiten am 13. August fährt dieser aber wieder. Wir bitten für die Einschränkungen um Verständnis." Hätte ich das gesehen, wäre mir an diesem Tag einiges erspart geblieben.
Doppelt so lang: Ankunft nach etwa drei Stunden
So kam ich aber gegen 9 Uhr an diesem Tag am Stuttgarter Hauptbahnhof an. Hätte der Umstieg in den ICE 717 in Heidelberg planmäßig funktioniert, wäre ich stattdessen um 7:53 Uhr dort angekommen. Auch der Stuttgarter Hauptbahnhof macht es mir und anderen Pendlerinnen und Pendlern seit einiger Zeit gerade nicht besonders einfach, schließlich sorgt die Stuttgart-21-Großbaustelle für längere Fußwege zwischen Fernzuggleisen und der Haltestelle, wo die Stadtbahnen abfahren.
Rund drei Stunden nach dem Verlassen der Wohnung kam ich an diesem 13. August endlich bei der Arbeit an, also etwas mehr als eine Stunde später als geplant. Zum Vergleich: Vor den Bauarbeiten auf der Riedbahn habe ich diese Strecke oft in gut der Hälfte der Zeit geschafft.
Schalterhalle im Stuttgarter Hauptbahnhof gesperrt
Doch auch der Rückweg hielt an diesem Tag noch Überraschungen für mich bereit. Als ich am frühen Abend mit der Stadtbahn am Stuttgarter Hauptbahnhof ankam, stellte ich fest: Ein großes Banner weist darauf hin, dass die große Schalterhalle gesperrt ist. Für mehrere Wochen also ein weiterer, wenn auch kleiner Umweg, wenn ich zum Zug laufe. Zu guter Letzt fuhr mein ICE nach Mannheim an diesem Abend mit etwa 20 Minuten Verspätung ab, wegen eines "Rettungseinsatzes".
An diesem Abend hilft nur noch das Auto...
Als ich an diesem 13. August in Mannheim ankam, war es dort schwül-heiß, der Himmel verdunkelte sich allmählich und es zog ein Gewitter auf. Eigentlich hätte laut App in ein paar Minuten eine passende Straßenbahn fahren sollen. Doch als ich an der Haltestelle ankam, fuhr gerade eine Straßenbahn los - mutmaßlich meine! Oder habe ich mich vertan, weil mir der lange Tag, der Stress und die brütende Hitze die Sinne vernebelten?
Wie dem auch sei: Auf der Anzeigetafel stand, dass die nächste Straßenbahn meiner Linie noch etwas länger auf sich warten lässt. Jetzt hatte ich keine Geduld mehr. Nach einem Griff zum Smartphone holte mich meine Lebensgefährtin netterweise mit dem Auto am Mannheimer Hauptbahnhof ab, sodass ich kurz nach 20 Uhr und damit nach rund 14 Stunden schließlich wieder zu Hause war.
Fazit: Zwischen Mannheim und Stuttgart zu pendeln kann stressig sein
Mit Bussen und Bahnen zu pendeln ist für mich zwar meistens die beste Wahl, weil es auf der Autobahn an Wochentagen in der Regel noch stressiger zugeht, gerade rund um Stuttgart. Aber Spaß machen öffentliche Verkehrsmittel während solcher Bauphasen garantiert nicht - und ich habe noch Glück, dass ich in Stuttgart nicht mit der S-Bahn fahren muss, denn die Stammstrecke ist derzeit bis zum 6. September wegen Bauarbeiten gesperrt. Daher hoffe ich, dass das Pendeln auf dieser Strecke bald wieder angenehmer wird - spätestens, wenn die Bauarbeiten auf der Riedbahn beendet sind.