Nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg ist die Zahl der Toten auf vier gestiegen. Das haben WDR und NDR aus Sicherheitskreisen erfahren. Die Zahl der Verletzten erhöhte sich demnach auf mehr als 200. Am Freitagabend war ein Auto in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt gefahren. Auch in Baden-Württemberg ist die Bestürzung groß.
Ministerpräsident Winfried Kretschmann äußerte sich am Samstagmorgen: "Das schreckliche Ereignis in Magdeburg erschüttert uns zutiefst – gerade in der Adventszeit, die eigentlich von Frieden, Besinnung und Gemeinschaft geprägt sein sollte. Meine Gedanken sind bei den Opfern, ihren Angehörigen und allen, die von diesem Anschlag betroffen sind. Baden-Württemberg steht in dieser schweren Zeit fest an der Seite der Menschen in Sachsen-Anhalt. Mein Dank gilt den Einsatzkräften vor Ort."
Sicherheit auf Weihnachtsmärkten in BW im Fokus
Unterdessen richtet sich der Blick erneut auf die Sicherheitslage bei den Weihnachtsmärkten im Land. Die Polizeipräsidien in der Region Stuttgart sind nach der Tat sensibilisiert. Derzeit liegen aber keine Hinweise auf eine erhöhte Gefahrenlage vor. Ein Sprecher des Präsidiums in Aalen erklärte, der Schutz von Weihnachtsmärkten sei ohnehin in jedem Jahr im besonderen Fokus der Sicherheitsbehörden. Dementsprechend sorge die Polizei mit lageorientierter Präsenz und Maßnahmen für die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger.
Tote und Verletzte Was ist über den Anschlag in Magdeburg bekannt?
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Erhöhte Polizeipräsenz auf Weihnachtsmärkten in BW
Mit Blick auf den Weihnachtsmarkt in Stuttgart teilte die Sprecherin der Stadt, Susanne Kaufmann, dem SWR am Freitagabend mit: "Die Stadtverwaltung orientiert sich an der Einschätzung der Polizei." Ein Polizeisprecher in Stuttgart sagte, die Polizeikräfte seien vor Ort sensibilisiert worden. Derzeit gebe es keine neuen Erkenntnisse zur Sicherheitslage, man gehe weiter von einer abstrakten Gefährdungslage aus. Die Polizeipräsenz sei so stark wie die Tage zuvor auch.
In Ludwigsburg wird die Präsenz von Polizei und Sicherheitspersonal erhöht, sagte Tourismus-Sprecher Elmar Kunz. Darüber hinaus wolle man die Zugänge zum Marktplatz mit Fahrzeugen der Feuerwehr zustellen. Es gebe aber keine geänderte Sicherheitslage, der Weihnachtsmarkt sei weiterhin offen für Besucherinnen und Besucher.
Auf dem Weihnachtsmarkt in Karlsruhe ist die Polizeipräsenz am Freitagabend erhöht worden. Wie es über das Wochenende weitergehen werde, könne man zum jetzigen Zeitpunkt nicht beantworten, sagte ein Sprecher dem SWR. In Pforzheim hatte der Anschlag bislang keine unmittelbaren Auswirkungen. Über diese Szenarien habe man im Vorfeld bereits intensiv gesprochen und Vorkehrungen getroffen. Die Polizeibeamten seien aber nochmal stärker sensibilisiert worden, hieß es seitens der Polizei.
Auch auf dem Weihnachtsmarkt in Freiburg setzt die Polizei auf verstärkte Präsenz, sagte ein Sprecher dem SWR am Samstagmorgen. Die Polizeipräsidien in Konstanz und Offenburg sind sensibilisiert und zeigen ab sofort mit erhöhter Wachsamkeit Präsenz auf den Weihnachtsmärkten der Region.
Betroffenheit und weitere Sicherheitsvorkehrungen auch in Baden-Baden: Weihnachtsmarkt-Veranstalter Ralf Schlichter teilte dem SWR auf Anfrage mit, dass der Einfahrtschutz mit vier zusätzlichen Steinen noch weiter erhöht werden soll. An allen Ständen sollen Kerzen und schwarzer Stoff Solidarität zu Magdeburg zeigen. "Es ist wirklich schrecklich, aber wir dürfen uns auch nicht wegducken, sondern weiter unsere Kultur leben", so der Veranstalter.
Im Polizeipräsidium Mannheim wird derzeit über eine mögliche Verschärfung des Sicherheitskonzepts für die Weihnachtsmärkte in Mannheim und der Region beraten. Auf Anfrage hieß es, man sei noch in der Planungsphase. Allerdings werde man am Ende keine Details veröffentlichen. Wie es mit dem Weihnachtsmarkt am Wasserturm in Mannheim weitergeht, ist noch offen. Die zuständige Mannheimer Weihnachtsmarkt-Gesellschaft denkt eigenen Angaben zufolge darüber nach, die Sicherheitsmaßnahmen zu verbessern.
Heilbronn: Mehr Polizeipräsenz - Programm wird angepasst
Die Polizeipräsenz rund um den Weihnachtsmarkt wird erhöht, das habe die Stadt in Absprache mit der Polizei beschlossen. Weitere bauliche Maßnahmen wie beispielsweise Poller sind dagegen nicht geplant. Das Programm wird außerdem angepasst, es wird wahrscheinlich alles gestrichen, was "zu viel Fröhlichkeit versprüht", heißt es. Das betrifft das Bühnenprogramm und die Christmas Beats. Voraussichtlich wird es auch eine Schweigeminute mit Oberbürgermeister Harry Mergel geben.
Auch auf den Weihnachtsmärkten im Raum Bodensee-Oberschwaben hat die Nachricht über den Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg schnell die Runde gemacht. Stimmen aus Friedrichshafen:
Politikerinnen und Politiker aus BW reagieren bestürzt
In ersten Reaktionen zeigten sich viele Politikerinnen und Politiker aus Baden-Württemberg bereits am Freitagabend bestürzt über die Ereignisse in Magdeburg. "Was uns heute Abend aus Magdeburg vom Weihnachtsmarkt erreicht, lässt Schlimmstes befürchten", schrieb Bundesminister Cem Özdemir (Grüne) auf der Plattform X. Seine Gedanken seien bei bei den Opfern, den Verletzten und allen anderen Menschen in Magdeburg. Er dankte den Einsatzkräften vor Ort. Ähnlich äußerten sich, ebenfalls auf der X, Torsten Frei, BW-Spitzenkandidat von der CDU, sowie Katja Mast (SPD) und die Spitzenkandidatin der AfD, Alice Weidel. Der FDP-Fraktionsvorsitzende im baden-württembergischen Landtag, Hans-Ulrich Rülke, erinnerte an den Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz "auf den Tag genau vor acht Jahren".
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Auto in Menschenmenge auf Weihnachtsmarkt in Magdeburg gefahren
Ein Autofahrer ist am Freitagabend in Magdeburg auf dem Weihnachtsmarkt in eine Menschenmenge gerast. Nach derzeitigem Stand starben vier Menschen, darunter ein Kleinkind. Mehr als 200 Menschen wurden verletzt. Der mutmaßliche Täter wurde festgenommen. Bei ihm handelt es sich nach Angaben der Behörden um einen 50 Jahre alten Mann aus Saudi-Arabien. Er sei im Jahr 2006 nach Magdeburg gekommen, habe einen unbefristeten Aufenthaltstitel und als Arzt gearbeitet. Der Polizei war er nicht als Islamist bekannt. Der mutmaßliche Täter soll nach MDR-Informationen auf den Straßenbahnschienen auf das Gelände gefahren sein, um die Betonpoller zu umgehen.