Die Ahrtal-Flut hat es schmerzlich vor Augen geführt: Im Katastrophenfall muss schnell gehandelt werden - um Menschenleben, aber auch um Kunst und Kultur zu retten. Darum haben die Württembergische Landesbibliothek (WLB), das Landesarchiv Baden-Württemberg und der Landkreis Ludwigsburg am Donnerstag die erste fahrbare Werkstatt zum Schutz von Kulturgütern vorgestellt. Der Container steht bei der Feuerwehr Ludwigsburg bereit. Die Anschaffung und Ausstattung hat rund 250.000 Euro gekostet.
Kulturgutschutz: Maximal 72 Stunden Zeit im Katastrophenfall
Mit dem neuen Container zum Schutz von Kunst und Kultur reagiere man auf die sich häufenden Naturkatastrophen, so Landesarchiv und Landesbibliothek. Im Katastrophenfall läuft den Helfern schnell die Zeit davon, sagt WLB-Direktor Rubert Schaab: "Im Falle eines Wasserschadens haben wir drei Tage Zeit, dann fault das Papier." Wertvolle Bücher oder Schriften seien dann nicht mehr zu retten. Mit der mobilen Werkstatt könne man nun auf diese Situation reagieren, so Schaab. Im Falle einer Havarie ließen sich so Kulturgüter schnell erfassen, reinigen und für eine spätere Restaurierung sicher verpacken.
Häufig wird der Schutz von Kunst und Kulturgütern zweitrangig behandelt, sagt Kunststaatssekretär Arne Braun (Grüne), der bei der Eröffnung vor Ort war. "Kultur ist unglaublich wichtig, aber im Notfall fällt sowas hinten runter." Dass zunächst Menschen und Tiere gerettet werden, sei selbstverständlich. Doch auch Kulturgutschutz sei wichtig. Darum wolle man mit dem neuen Container vorbeugen. Mit diesem können laut WLB-Direktor Schaab acht Personen parallel arbeiten. Zudem könne man zusätzlich Zelte rund um die Werkstatt aufbauen, in denen weitere 15 Mitarbeitende Platz finden.
Einsätze in Baden-Württemberg und über Landesgrenzen hinweg
Untergebracht ist die mobile Werkstatt bei der Feuerwehr in Ludwigsburg. Von dort aus können betroffene Kulturstätten den Container über die zentrale Notfallnummer 112 anfordern. Laut Schaab kontaktiert diese dann den regionalen Notfallverbund, um fachkundige Mitarbeitende zu organisieren, die zum Einsatzort fahren. Die Feuerwehr Ludwigsburg liefert dann den mobilen Container an und stellt sicher, dass dieser an Wasser und Strom angeschlossen wird. Der Container könne so im ganzen Land eingesetzt werden. "Wenn die Schadenslage groß ist, fahren wir auch nach Berlin", sagt Schaab.
Katastrophenschutzzentrum im Kreis Ludwigsburg Region Stuttgart: Wie steht es um den Katastrophenschutz?
Der Kreis Ludwigsburg bekommt als erster Landkreis in der Region Stuttgart ein Katastrophenschutzzentrum. Wie steht es in den anderen Kreisen mit dem Katastrophenschutz? Ein Überblick.
Der Standort Ludwigsburg ist bewusst gewählt: Wie Landrat Dietmar Allgaier (CDU) betonte, ist die Stadt verkehrstechnisch in alle Richtungen gut angebunden. Zudem ist die zentrale Restaurierungswerkstatt verschiedener Archive und Museen ebenfalls in Ludwigsburg angesiedelt. Neben dem laufen aktuell Planungen zum Bau eines Zentrums für Bevölkerungs- und Katastrophenschutz in Asperg (ebenfalls Kreis Ludwigsburg). Dieses soll laut Allgaier 2028 fertiggestellt werden.
Mobile Werkstatt in Ludwigsburg ist zweite ihrer Art
Sogar die Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK) Berlin unterstützt den Notfall-Container finanziell. Leiterin Ursula Hartwieg unterstrich, dass man durch das schnelle Retten der Kulturgüter viel Geld spart. Sie sprach aus Erfahrung: Erst im Juli 2024 wurde die Sammlung des Magazins der Zentral- und Landesbibliothek Berlin durch eingedrungenes Wasser beschädigt. Außer in Ludwigsburg existiert in Deutschland nur ein weiterer Notfall-Container. Dieser ist in Köln untergebracht und wurde bei der Flut im Ahrtal eingesetzt.