Die Akku-Züge, die seit Anfang August zum Tesla-Werk in Grünheide (Brandenburg) fahren, gehören eigentlich dem Land Baden-Württemberg und sind an Tesla vermietet worden. Das haben das Landesverkehrsministerium in Stuttgart sowie die Firma Siemens dem SWR bestätigt. Die Züge, die Tesla als "Giga-Train" bezeichnet, hat das baden-württembergische Verkehrsministerium bei Siemens in Auftrag gegeben. Diese sind für den Einsatz auf der Ortenau-S-Bahn und der Hermann-Hesse-Bahn (Calw - Weil der Stadt - Stuttgart) bestimmt. Die Fahrzeuge sind zwar gebaut worden, die Strecken aber noch nicht. So lange verleihen Siemens und das Land die Züge nach Brandenburg.
Verkehrsministerium BW: Das Design ist kein Zufall
Ein Blick auf die und in die neuen Tesla-Akku-Züge zeigt: Die Farbgebung, das Design und die Sitzpolster gleichen dem Aussehen der Nahverkehrszüge in Baden-Württemberg, die unter dem Label "bwegt" fahren. Die baden-württembergischen Landeslöwen zieren die Sitzbezüge. Auf den Infobildschirmen im Zug prangt das "bwegt"-Logo. Übernimmt das Land Baden-Württemberg jetzt klammheimlich den Nahverkehr in Berlin-Brandenburg? Wohl kaum, denn der Zug wird von der Niederbarnimer Eisenbahn AG (NEB) betrieben. Die NEB fährt im Auftrag von Tesla mit den neuen Akkuzügen vor allem Tesla-Mitarbeitende zum Werksgelände.
Dennoch alles kein Zufall, sagt das Verkehrsministerium Baden-Württemberg auf SWR-Anfrage. Die Züge würden tatsächlich dem Land beziehungsweise der Landesanstalt Schienenfahrzeuge (SF-BW) gehören. "Die Fahrzeuge sind für den Betrieb auf den Strecken von Offenburg nach Freudenstadt (Ortenaukreis) sowie von Calw nach Weil der Stadt (Hermann-Hesse-Bahn) vorgesehen", so das Verkehrsministerium. "Auf beiden Strecken konnte die Infrastruktur jedoch noch nicht fertiggestellt werden, weshalb die Fahrzeuge vorübergehend verfügbar sind." Auf Wunsch von Siemens werden demnach diese Fahrzeuge aktuell in Brandenburg eingesetzt.
Siemens: "Giga-Train" wird an Tesla vermietet
Das bestätigt auch der Bauer der Züge, die Firma Siemens. Mithilfe der neu gegründeten Siemens-Tochtergesellschaft "Smart Train Lease" würden die Züge der NEB beziehungsweise Tesla für den Betrieb in der "Giga Factory" zur Verfügung gestellt werden. Da der Einsatz der Züge später in Baden-Württemberg geplant sei, sei das Design beibehalten worden. Für alle sei das eine Win-win-Situation, erklärt Siemens. Durch die Vermietung ergebe sich ein Benefit für Baden-Württemberg und die SF-BW, "da die Züge gewinnbringend vermietet werden und gleichzeitig ein Benefit für die NEB beziehungsweise Tesla, da bereits heute schon Dieselzüge durch Batteriezüge ersetzt werden können."
Ortenau-S-Bahn und Hermann-Hesse-Bahn noch nicht fertig
Es hakt, wie so oft, an den Baustellen. Denn die Strecken, wo die Akku-Züge eigentlich fahren sollen, sind noch nicht fertig. In Freudenstadt müssten die neuen Züge zu ihrer Batterie-Ladestation kommen, wofür eine neue Weichenverbindung notwendig sei, so das Verkehrsministerium auf SWR-Anfrage. "Leider konnte DB InfraGo diese nicht rechtzeitig herstellen, weshalb übergangsweise mit Dieselfahrzeugen weiter gefahren werden muss."
Wegen Materialmangel und Artenschutz Hermann-Hesse-Bahn zwischen Calw und Stuttgart wird später fertig
Die Hermann-Hesse-Bahn kommt deutlich später als geplant. Das teilte das Calwer Landratsamt mit. Hauptgründe sind Materialmangel und planungsrechtliche Verzögerungen.
Auch die Hermann-Hesse-Bahn ist noch nicht fertig. "Hier gab es ebenfalls Verzögerungen bei der Reaktivierung", so das Ministerium. Die Bahnstrecke, die 1983 stillgelegt wurde, sollte eigentlich schon wieder reaktiviert sein. Doch Artenschutz, Materialmangel und planungsrechtliche Verzögerungen verzögerten das Projekt immer wieder. Aktuell wird eine Wiederinbetriebnahme für das Jahr 2025 vorgesehen.
In Baden-Württemberg fahren Akkuzüge schon länger
Während der "Giga-Train" der erste derartige akkubetriebene Zug in Brandenburg ist, fahren in Baden-Württemberg schon länger vereinzelt Akkuzüge im Nahverkehr. So wurde ein ähnliches Modell von Siemens im April in Offenburg in Betrieb genommen, der über einen Stromabnehmer auf Streckenabschnitten mit Oberleitung seine Batterie laden kann, um anschließend auf nicht elektrifizierten Strecken zu verkehren.