Der Städtetag Baden-Württemberg fordert, den Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz zu überdenken. Anlass ist der massive Mangel an Erzieherinnen und Erziehern in Kitas und die Schwierigkeiten der Kommunen, allen Kindern Betreuung anzubieten. Beim Rechtsanspruch müsse man "offen sein und gucken, ob man den möglicherweise konkretisieren muss, zeitlich einschränken müsste", sagte Sozialdezernent Benjamin Lachat. Statt zahlreichen Kindern ohne Betreuung sei es besser, allen Kindern einen Kita-Platz mit einer begrenzten Stundenzahl anzubieten.
"Stecken in einem Teufelskreis" Studie zeigt: Personal in Kitas ist deutlich öfter krank als in anderen Berufen
Beschäftigte in Kindertagesstätten sind laut Bertelsmann Stiftung häufiger krank als Menschen mit anderen Berufen. Baden-Württemberg steht allerdings noch recht gut da.
Im vergangenen Jahr hat die Bertelsmann-Stiftung eine Studie veröffentlicht, wonach in Baden-Württemberg rund 60.000 Kitaplätze fehlen, um den Bedarf der Eltern abzudecken. Um die Nachfrage nach Kita-Plätzen erfüllen zu können, braucht es nach Berechnungen der Stiftung bis ins Jahr 2025 zusätzlich 14.800 Fachkräfte.
BW-Kommunen haben begonnen, Kita-Öffnungszeiten zu kürzen
Mehrere Kommunen haben bereits damit begonnen, die Öffnungszeiten in ihren Kitas flächendeckend zu kürzen. Im badischen Offenburg etwa organisiert dafür am Nachmittag der Malteser Hilfsdienst die Betreuung der Kinder ab drei Jahren.
"Meine große Sorge ist ganz klar, dass wir in eine Situation laufen, wo sich im Zweifel vielleicht eher die Lauteren durchsetzen könnten", sagte Lachat mit Blick auf Eltern. Das könnte aus seiner Sicht dazu führen, dass Kinder zu kurz kommen, die auf Schutz, Unterstützung und gezielte Förderung durch den Staat angewiesen sind. Aktuell würden sich die Familien einen Betreuungsplatz einklagen, die sich im deutschen Rechtssystem auskennen würden.
Der Gemeindetag pocht indes auf mehr Hilfskräfte zur Entlastung der Erzieherinnen und Erzieher. Außerdem solle es weiterhin möglich sein, Kitas zeitweise auch mit weniger Personal zu betreiben. So soll Betreuung aufrechterhalten und allen Kindern ein Angebot gemacht werden können, teilte eine Sprecherin mit.