Für rund 1,5 Millionen Schülerinnen und Schüler und 120.000 Lehrkräfte in Baden-Württemberg ist am Mittwoch der letzte Schultag. Gut sechs Wochen lang gibt es an den etwa 4.150 Schulen im Land dann keinen Unterricht.
Befristet beschäftigte Lehrkräfte werden weiter bezahlt
Erstmals werden in den Sommerferien auch befristet beschäftigte Lehrkräfte in Baden-Württemberg weiter bezahlt. Darauf hatte sich die grün-schwarze Landesregierung im Frühjahr auf Druck der Grünen-Fraktion geeinigt. Davon profitieren nach Angaben des Kultusministeriums etwa 3.700 befristet beschäftigte Lehrerinnen und Lehrer. Zuvor mussten sich diese in den Sommerferien bei der Agentur für Arbeit arbeitslos melden - obwohl sie im neuen Schuljahr wieder gebraucht und neu angestellt wurden.
Die neue Regelung sei ein wichtiger Schritt, sagte GEW-Landesgeschäftsführer Matthias Schneider. Dennoch gebe es über die Ferienzeit weiterhin kein Geld für etwa 4.000 fertige Referendarinnen und Referendare. Die Gewerkschaft hoffe, dass sich das bis zum nächsten Jahr ändert, hieß es.
Zu wenig Studienplätze für den Lehrer-Nachwuchs
Die GEW-Landesvorsitzende Monika Stein sagte gegenüber dem SWR, das sei ein Schritt in die richtige Richtung, es brauche aber noch mehr. Baden-Württemberg sei das "Schlusslicht in Deutschland" gewesen, was die Bezahlung der befristeten Lehrkräfte in Deutschland betreffe. Das Problem sei, dass in Baden-Württemberg zu wenig Lehrkräfte ausgebildet werden. Es gebe auch zu wenig Studienplätze im Land. Dies zu ändern, liege in der Hand der Landesregierung.
Der Beruf der Lehrerin beziehungsweise des Lehrers sei laut Stein nicht attraktiv genug. "Wir sehen mit Sorge, dass die Sekundarstudienplätze und Sekundarlehramtsplätze nicht mehr alle belegt werden konnten", sagt Stein. Sie könne daher das Zögern der Landesregierung, an dieser Stelle nachzujustieren, nicht verstehen.
GEW-Landesvorsitzende: Das Berufsbild muss attraktiver werden
Was das Angebot zudem attraktiver machen würde, wäre wenn der Beruf der Grundschullehrerin beziehungsweise des Grundschullehrers tariflich besser bezahlt würde. Andere Bundesländer würden das bereits so handhaben.
"Was wir sehen ist, dass Referendar:innen über die Ferien entlassen werden, die ihr Referendariat, ihren Vorbereitungsdienst hinter sich haben. Auch da sehen wir, dass Abwanderungen stattfinden. In die Schweiz oder in andere Bundesländer", so Stein.
Landesschülerbeirat fordert Rückkehr zu G9
Weitere Forderungen an die Landesregierung kommen vom Landesschülerbeirat, der die Schülerinnen und Schüler in Baden-Württemberg vertritt. Dieser will eine flächendeckende Rückkehr zu G9, wie Sprecherin Jette Wagler mitteilte. Dennoch soll es die Möglichkeit geben, das Abitur in einem Schnellläuferzug in acht Jahren abzulegen.
Darüber hinaus fordert das Gremium die Einführung eines Landesjugendbeirates und die Bereitstellung von E-Mail-Adressen oder Postfächern für die Schülermitverantwortung (SMV). Dafür sei laut Landesschülerbeirat nun der perfekte Zeitpunkt.
Am 11. September 2023 beginnt dann das neue Schuljahr.