Kritik von Schülervertretern

Bürgerforum in BW diskutiert G8 oder G9 an Gymnasien

Stand

Acht Jahre oder neun Jahre? Um die Frage, wie lange das Gymnasium in Baden-Württemberg dauern soll, gibt es seit Jahren Streit. Nun soll ein Bürgerforum die Lage entschärfen.

Sollen Gymnasiastinnen und Gymnasiasten weiterhin 12 Jahre in die Schule gehen oder wieder 13 Jahre? Diese Frage sollen ausgewählte Bürgerinnen und Bürger diskutieren. Bei einer Auftaktveranstaltung am Montag in Stuttgart wurde geklärt, über welche Themen und Fragestellungen das spätere Bürgerforum konkret debattieren soll. Dazu sind nach Angaben des Staatsministeriums knapp 60 Verbände und Initiativen zusammengekommen, darunter Schüler, Eltern, Lehrkräfte und Rektoren - aber auch Kirchen, Gewerkschaften, Unternehmerverbände und Landtagsfraktionen.

Ergebnisse des Bürgerforums für die Landesregierung nicht bindend

40 bis 60 zufällig ausgewählte Bürgerinnen und Bürger sollen nach den Sommerferien in dem Bürgerforum über die Zukunft der Gymnasien im Land debattieren. Dabei sein sollen nicht nur Bürgerinnen und Bürger mit Abitur, sondern auch solche mit anderen Schulabschlüssen. Sie sollen in einer Anhörung zunächst mit Experten, Verbänden und Betroffenen sprechen und dann eine Empfehlung abgeben. Bindend ist die Empfehlung des Gremiums für die Landesregierung nicht.

Landessschülerbeirat: Sicht der Schüler kommt zu kurz

Kritik an dem Format äußerte unter anderem der Landesschülerbeirat. Die Sicht der Schülerinnen und Schüler würde in der Bürgerbeteiligung zu kurz kommen. So sei beispielsweise die mentale Gesundheit und die Belastung durch das achtjährige Gymnasium kaum zur Sprache gekommen. Auch die Initiative, die einen Volksantrag für das neunjährige Gymnasium gestartet hat, vermisste die Einschätzung von Kinder- und Jugendärztinnen und -ärzten.

Der Philologenverband, der Gymnasiallehrkräfte vertritt, äußerte sich dagegen vorsichtig optimistisch. Der Vorsitzende Ralf Scholl sagte dem SWR nach der Auftaktveranstaltung, neue Argumente habe man zwar nicht gehört. Aber es komme darauf an, wie die Bürgerbeteiligung weiter ablaufe. Bisher habe man einen fairen Eindruck.

Landesregierung will offen in das Verfahren gehen

Die Landesregierung hatte sich erstmals Mitte Juni offen für eine Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium in Baden-Württemberg gezeigt. Man habe sich innerhalb der Koalition darauf geeinigt, diese Frage in einem Bürgerforum zu diskutieren - mit offenem Ergebnis, so Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) damals. "Wir gehen als Landesregierung offen in das Beteiligungsverfahren. Denn in der Demokratie haben wir am Ende letztlich nur Argumente - und davon werden wir uns als Regierung leiten lassen", so Kretschmann.

Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) äußerte Anfang des Jahres allerdings erhebliche Bedenken, denn für eine Rückkehr zu G9 an allen Gymnasien brauche es 1.400 bis 2.000 Deputate. Als solche werden die Anzahl der Pflichtstunden bezeichnet, die Lehrerinnen und Lehrer pro Woche unterrichten müssen. Dies würde Ressourcen an den Gymnasien binden, die im Vergleich zu anderen Schularten jetzt schon zu den am besten ausgestatteten Schulen gehörten.

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Opposition fordert Rückkehr zu G9

Die Opposition im Landtag fordert dagegen, sofort wieder G9 an weiterbildenden Gymnasien einzuführen. Man brauche kein Spiel auf Zeit mit "langwierigen Laberrunden", hieß es von der FDP im Juni. Auch die SPD hielt damals nichts von Diskussionsrunden zu der Thematik. Sie warf der Landesregierung vor, sie wolle lediglich ihr Gesicht wahren. Die AfD kritisiert zudem die Art und Weise, wie das Forum ablaufen soll. Schließlich wolle die Regierung selbst entscheiden, welche Fragestellungen dort diskutiert werden sollten.

Derzeit ist in Baden-Württemberg das achtjährige Gymnasium Standard. G9 gibt es nur noch als Modellprojekt an 44 staatlichen Schulen und an einigen Privatschulen. Die Elterninitiative "G9 jetzt" hatte im November mit der Sammlung von Unterschriften für einen Volksantrag begonnen, mit dem die Eltern die Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium erreichen wollen.

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