An mehreren Orten in Baden-Württemberg entstehen gerade große Solarparks auf Wiesen und Äckern. Der landesweit größte entsteht derzeit in Langenenslingen (Kreis Biberach).
Dass solche Solarparks auf Äckern und Wiesen entstehen, wirft für manche Fragen auf, wie Kommentare bei SWR Aktuell auf Instagram zeigen. Die SWR Umweltredaktion hat einige der Fragen beantwortet.
- Ist das nicht Verschwendung?
- Können Bauern davon profitieren?
- Und was ist mit der Natur?
- Reichen nicht Solaranlagen auf Dächern?
- Heizen sich Solarflächen besonders auf?
- Gibt es auch einen Kühlungseffekt durch Solarparks?
Solarparks auf Ackerflächen - ist das nicht Verschwendung? Macht es Sinn, Ackerflächen für große Solarparks zu opfern?
Photovoltaik-Freiflächenanlagen dürfen nicht auf wertvollen Äckern stehen - mal abgesehen davon, dass wohl kein Landwirt oder keine Landwirtin fruchtbares Land dafür hergeben würde. Bundesweit können solche Photovoltaik-Freiflächenanlagen nur dann gefördert werden, wenn sie auf ehemaligen Militärflächen, versiegelten Flächen oder Seitenrandstreifen entlang Autobahnen und Schienenwegen stehen.
In Baden-Württemberg gilt noch die zusätzliche Ausnahme, dass sie auf "benachteiligten Gebieten" errichtet werden dürfen. Das sind zum Beispiel Flächen, die sich schlecht bewirtschaften lassen oder die keinen guten Boden haben, also kaum landwirtschaftlichen Ertrag bringen.
Ist das ein Problem für die Landwirtschaft, weil es Flächen verknappt, oder profitieren Bauern davon?
Das muss nicht unbedingt eine Flächenkonkurrenz sein: entweder Landwirtschaft oder Solarstrom. Wenn man sich auf die wirklich minderwertigen landwirtschaftlichen Flächen konzentriert, dann konkurrieren die Solarmodule auch nicht unmittelbar mit Lebensmitteln. Mit dem derzeitigen Trend "Agri-PV" gibt es sogar ein Miteinander von Landwirtschaft und Freiflächenanlagen.
Da sind die Photovoltaikmodule besonders hoch aufgeständert, damit der Traktor noch durchfahren kann und Tiere dort weiden können - nicht nur Schafe, sondern auch Kühe. Man kann auch Beeren oder Obst darunter anbauen. Die Solarpanele halten die pralle Sonne oder den Starkregen ab und sorgen dafür, dass der Niederschlag ausreichend versickert.
Auch in Tübingen entsteht derzeit ein Solarpark.
Größter Solarpark in der Stadt Weiteres "Ohr“ an der B27 in Tübingen bald mit Photovoltaik
Die Gestelle fallen Pendlern bereits auf. Was fehlt, sind die Photovoltaik-Module für Tübingens drittes Solarohr. Im Sommer soll der neue Solarpark neben der B27 Strom liefern.
Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer verteidigt das Projekt gegen Kritik.
Selbst wenn bei solchen großen Solarparks kein landwirtschaftlich wertvolles Land verwendet wird: Verbrauchen Solarfreiflächenanlagen nicht viel zu viel wertvolle Natur?
So eine große Fläche mit Photovoltaikmodulen zu bestücken, ist natürlich ein Eingriff in den Naturhaushalt und das Landschaftsbild. Doch man kann diesen Eingriff so schonend wie möglich gestalten. Der Naturschutzbund NABU und der Bundesverband Solarwirtschaft haben zusammen Kriterien erarbeitet, wie das naturverträglich gehen kann.
Werden sie berücksichtigt, dann ist eine solche Freiflächenanlage sogar ein Beitrag für mehr Artenvielfalt, weil dort bodenbrütende Vögel oder Insekten Lebensraum finden. Wenn man zusätzlich Hecken und Steinhaufen arrangiert, sind das Plätzchen für die Zauneidechse oder die Kreuzkröte.
Reicht es nicht, wenn wir die Solaranlagen auf Dächer bauen? Müssen da unbedingt noch große Solarparks gebaut werden?
Um bis 2040 klimaneutral zu sein, wird es nicht ohne Solarparks gehen. Baden-Württemberg hat im vergangenen Jahr so viel Photovoltaikanlagen dazu gebaut wie nie zuvor. Aber der Solarausbau sei erst bei der Hälfte der erforderlichen Menge angekommen, so das "Solar Cluster Baden-Württemberg".
Der Branchenverband schätzt, dass pro Jahr rund 4.000 Megawatt an neu installierter Anlagenleistung nötig ist, um das Ziel Klimaneutralität zu erreichen. Das ist aber allein mit Solarmodulen auf Dächern oder über Parkplätzen nicht zu schaffen.
Heizen sich Solarflächen besonders auf?
Solarflächen können sich aufgrund der Absorption von Sonnenstrahlen und der Umwandlung von Sonnenenergie in elektrische Energie erheblich aufheizen. Wie heiß sie dabei werden, hängt von verschiedenen Faktoren ab.
Dazu zählen die Art der Solarzellen, die Oberflächenbeschaffenheit, die Ausrichtung der Module und die Umgebungstemperatur. Wird das Photovoltaikmodul zu heiß, wirkt sich dies negativ auf die Leistungsfähigkeit aus. Die Betriebsgrenze liegt herstellerabhängig bei bis zu ca. 90 Grad Celsius.
Hat eine Solarfläche auf einer Wiese dennoch einen Kühlungseffekt?
Scheint die Sonne auf eine begrünte Fläche, verwenden Pflanzen über 70 Prozent der Sonnenenergie für die Verdunstung. Ist der Boden dagegen unbedeckt - wie es auf konventionellen Äckern häufig über einen längeren Zeitraum der Fall ist - erwärmt er sich und gibt mehr Hitze an seine Umgebung ab. Die Vegetation eines Bodens kann somit einen erheblichen Einfluss auf die Umgebungstemperatur haben.
In der Landwirtschaft werden Solarmodule inzwischen bereits gezielt als Schattenspender auf dem Acker eingesetzt. Auswertungen des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme zeigten, dass besonders die Bodentemperatur auf dem Acker an sehr heißen Tagen durch Solarmodule verringert werden konnte. Außerdem sank die Lufttemperatur, allerdings in einem deutlich geringeren Maße.
Strom für 30.000 Haushalte Neuer Solarpark im Kreis Biberach soll Meilenstein fürs Land werden
In Langenenslingen (Kreis Biberach) entsteht laut EnBW der größte Solarpark Baden-Württembergs. Rund 140.000 Solarmodule sollen dort aufgebaut werden. Auch Schafe könnten eine Aufgabe übernehmen.