Experten rechnen mit milder Saison

RS-Virus: So schätzen Kinderärzte in BW die Lage in diesem Winter ein

Stand
Autor/in
Luisa Weinig

Das RS-Virus hat im vergangenen Winter für überlastete Kinderkliniken gesorgt. Trotz Lieferengpässen beim Impfstoff wird in Baden-Württemberg eine milde Saison erwartet.

Kinderkliniken am Limit und viele Babys mit Atemwegserkrankungen: Im vergangenen Winter hat das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) Kinderkliniken in Baden-Württemberg hart getroffen. Die Saison in Deutschland hat zwar noch nicht begonnen. Doch seit Lieferengpässe beim RSV-Impfstoff für Säuglinge bekannt wurden, warnt der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) auch in diesem Jahr vor überlasteten Kinderkliniken. Im Sommer hatte die Ständige Impfkommission (Stiko) eine RSV-Immunisierung auch für Neugeborene empfohlen.

RSV in Baden-Württemberg: Landesgesundheitsministerium ist zuversichtlich

Europaweit besteht derzeit eine hohe Nachfrage nach dem Impfstoff, gab das Bundesgesundheitsministerium bereits Ende September im Bundesanzeiger bekannt. Wegen der Lieferengpässe haben die Bundesländer die Erlaubnis, im Einzelfall befristet qualitativ gleichwertige Ware aus dem Ausland zu importieren.

In Baden-Württemberg wird erwartet, dass der Bedarf an RSV-Impfstoffen durch ebendiese Importe gedeckt werden kann. Das teilte das Landesgesundheitsministerium bereits Anfang November mit. Zudem seien dem Landesgesundheitsamt in den vergangenen Wochen nur vereinzelte Fälle von RSV-Infektionen bei Kindern zwischen null und fünf Jahren gemeldet worden.

Klinikum Stuttgart hat aktuell ausreichend RSV-Impfstoff

Auch im Kinder- und Jugendklinikum Olgahospital in Stuttgart gibt es noch keine Patientinnen und Patienten mit dem RS-Virus. Laut Friedrich Reichert, Leiter der Pädiatrischen Interdisziplinären Notaufnahme des Klinikums Stuttgart, liegt man in Deutschland meist vier bis sechs Wochen hinter Großbritannien, wo derzeit die RSV-Welle beginnt.

So berichteten wir Anfang des Jahres über die Situation am Olgahospital in Stuttgart:

Außerdem würden die Kliniken ausreichend beliefert, um Neugeborene gegen das RS-Virus impfen zu können, betont Reichert. Bei den niedergelassenen Kinderärzten sei die Belieferung dagegen sehr wechselhaft: "Das führt dazu, dass die Kinder, die zwischen April und Oktober geboren wurden, und daher nicht in der Klinik geimpft wurden, sondern eben nur in der Saison in der Praxis geimpft werden sollten, eventuell keine Impfung erhalten oder diese verspätet bekommen."

Komplizierte Abrechnung des RSV-Impfstoffs

Auch der Reutlinger Kinderarzt Till Reckert erklärt, dass die Immunisierung gegen das RS-Virus in den Praxen eher schleppend vorangeht. Denn vorrangig würden die Kliniken mit dem Antikörper beliefert. "Das ist gut so, denn je jünger das Kind in der RSV-Saison ist, desto eher kann es ein Problem bekommen", so Reckert.

Für die Kinderpraxen sei die "Einzelrezeptlogistik" in Verbindung mit der unzuverlässigen Belieferung ein Problem, so Reckert weiter. Denn die Apotheken erhalten meist eine Packung des Impfstoffs aus den USA mit fünf Fertigspritzen. Die Impfdosen können zwar einzeln herausgeben werden, allerdings entsteht dadurch für die Apotheken bei der Abrechnung ein wirtschaftliches Risiko. Das erklärt Frank Eickmann vom Landesapothekerverband Baden-Württemberg so: "Abgerechnet werden kann nur die 1er-Abgabe, während die vier weiteren, übrig bleibenden Portionen nicht abgerechnet werden können."

Kinderärzte in BW erwarten milde RSV-Saison

Insgesamt sieht Friedrich Reichert vom Klinikum Stuttgart der RSV-Saison eher gelassen entgegen. Eine Überlastung der Kliniken wie im vergangenen Winter befürchtet er nicht. Denn die gefährdetsten Kinder seien Säuglinge und diese würden in den Kliniken geimpft. "Natürlich wird es aber unschön sein, wenn Kinder stationär aufgenommen werden müssen, die die Impfung nur wegen Lieferschwierigkeiten nicht bekommen haben", so Reichert weiter.

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Auch Kinderarzt Reckert rechnet mit einem "normalen Infektwinter". Überlastung gebe es in den Kinderpraxen sowieso und die Versorgung werde zunehmend schwerer. "Überarbeitete Kassenärzte gehen in den vorzeitigen Ruhestand und finden oft keine Nachfolger oder arbeiten nur privat weiter", sagt Reckert. Man müsse mehr junge Kolleginnen und Kollegen in den Praxen weiterbilden.

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