Immunisierung gegen RS-Virus

RS-Virus: Darum ist die Lage in BW in diesem Winter entspannter

Stand
Autor/in
Luisa Weinig

Das RS-Virus hat im vergangenen Winter für überlastete Kinderkliniken gesorgt. Trotz Lieferengpässen beim RSV-Impfstoff rechnet man in Baden-Württemberg mit einer milden Saison.

Kinderkliniken am Limit und viele Babys mit Atemwegserkrankungen: Das RS-Virus hat die Krankenhäuser in Baden-Württemberg im vergangenen Winter besonders hart getroffen. Die RSV-Saison hat zwar noch nicht begonnen, aber seitdem Lieferengpässe beim Impfstoff für Babys gegen das Respiratorische Synzytial-Virus bekannt wurden, warnt der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) auch in diesem Jahr vor überlasteten Kinderkliniken. In BW rechne man aber mit einer milden RSV-Saison.

Denn seit dem Sommer 2024 empfiehlt die Ständige Impfkommission des Robert-Koch-Instituts (Stiko) eine RSV-Immunisierung auch für Neugeborene. Demnach sollen alle Säuglinge vor oder in ihrer ersten RSV-Saison gegen das Virus immunisiert werden. Wegen der Impfempfehlung der Stiko rechne man in Baden-Württemberg für diesen Winter trotz Lieferengpässe mit einer milden RSV-Saison.

RS-Virus: Gesundheitsministerium in Baden-Württemberg ist zuversichtlich

Wie das Bundesgesundheitsministerium Ende September im Bundesanzeiger bekannt gegen hat, bestehe derzeit europaweit eine hohe Nachfrage nach RSV-Impfstoff und es komme beim diesem zu Lieferengpässen. Deswegen haben die Bundesländer die Erlaubnis, im Einzelfall von den strengen Vorgaben des Arzneimittelgesetzes abzuweichen und damit befristet qualitativ gleiche Ware aus dem Ausland zu importieren. Deshalb dürfe der Hersteller Sanofi auch den Impfstoff aus den USA sowie Frankreich und Spanien importieren, um auf Lieferengpässe zu reagieren.

Das Gesundheitsministerium in BW gehe Stand Anfang November davon aus, dass der Bedarf aktuell durch die importierte Ware gedeckt werde und voraussichtlich auch für die Saison so bestehen bleibe. Demnach wurden dem Landesgesundheitsamt in den vergangenen Wochen nur vereinzelte Fälle des RS-Virus bei Kindern zwischen null und fünf Jahren gemeldet.

Klinikum Stuttgart hat aktuell ausreichend Impfstoff

Auch im Kinder- und Jugendklinikum Olgahospital in Stuttgart gibt es noch keine Patientinnen und Patienten mit dem RS-Virus. Laut Friedrich Reichert, Leiter der Pädiatrischen Interdisziplinären Notaufnahme des Klinikums Stuttgart, liege man in Deutschland meist vier bis sechs Wochen hinter Großbritannien, bei denen gerade die RSV-Welle beginnt.

So berichteten wir Anfang des Jahres über die Situation am Olgahospital in Stuttgart. Damals waren überdurchschnittlich viele Kinder wegen Virusinfektionen in Behandlung:

Außerdem werden die Kliniken ausreichend beliefert, um Neugeborene gegen das RS-Virus impfen zu können, betont Reichert. Bei den niedergelassenen Kinderärzten sei die Belieferung dagegen sehr wechselhaft. "Das führt dazu, dass die Kinder, die zwischen April und Oktober geboren wurden, und daher nicht in der Klinik geimpft wurden, sondern eben nur in der Saison in der Praxis geimpft werden sollten, eventuell keine Impfung erhalten, oder diese verspätet bekommen", so der Chef der Kinder-Notaufnahme.

Viele Eltern in Baden-Württemberg lassen ihre Neugeborenen gegen das RS-Virus impfen, das zeigt eine nicht-repräsentative Umfrage des Evangelischen Pressedienstes. "Viele Eltern nehmen das Impfangebot gerne an, einige haben noch Nachfragen", heißt es zum Beispiel vom Klinikum Stuttgart. Die Erfahrung zeige, dass die Neugeborenen die Impfung gut bis sehr gut vertragen würden, heißt es weiter.

Komplizierte Abrechnung des RSV-Impfstoffs

Till Reckert, Kinderarzt in Reutlingen, bestätigt, dass die Immunisierung gegen das RS-Virus in den Praxen eher schleppend vorangeht, da vorrangig die Kliniken mit dem Antikörper beliefert werden. "Das ist gut so, denn je jünger das Kind in der RSV-Saison ist, desto eher kann es ein Problem bekommen", so Reckert. Für die Kinderpraxen sei die "Einzelrezeptlogistik" in Verbindung mit der unzuverlässigen Belieferung ein Problem.

Denn die Apotheken erhalten meist eine Packung des USA-Impfstoffs mit fünf Fertigspritzen. Die Impfdosen können zwar einzeln herausgeben werden, allerdings entsteht dadurch für die Apotheken bei der Abrechnung ein wirtschaftliches Risiko. Das erklärt Frank Eickmann vom Landesapothekerverband Baden-Württemberg so: "Abgerechnet werden kann nur die 1er-Abgabe, während die vier weiteren, übrig bleibenden Portionen nicht abgerechnet werden können."

Der Kinderarzt aus Reutlingen sowie Friedrich Reichert vom Klinikum Stuttgart blicken der RSV-Saison eher gelassen entgegen. Laut Reichert fürchte man keine Überlastung in der Klinik wie im vergangenen Winter. Denn die gefährdetsten Kinder seien Säuglinge und diese würden in den Kliniken geimpft. Somit rechnet er trotz Lieferengpass im ambulanten Bereich mit einer Abmilderung der RSV-Welle in den Kinderkliniken. "Natürlich wird es aber unschön sein, wenn Kinder stationär aufgenommen werden müssen, die die Impfung nur wegen Lieferschwierigkeiten nicht bekommen haben", so der Mediziner.

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