Es ist Sommer 2024 - und die Landtagswahl im Frühjahr 2026 in weiter Ferne. Dennoch legen die Protagonisten der Landespolitik einen nie gekannten Frühstart hin. Das Warm-up ist eröffnet und seit Ende Juli gibt es auch offiziell den ersten Starter. Kurz vor den Sommerferien hat die FDP ihren Fraktionsvorsitzenden Hans-Ulrich Rülke zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahl 2026 gekürt.
Grüne warten auf Özdemir
Viel zu früh, das weiß auch Rülke. Aber er sendet ein klares Signal: Seht her, es geht los und wir sind dabei. Rülke setzt verbal auf den harten Schlag. Er sieht in den Grünen einen taumelnden Boxer, der mit dem müden Kämpfer Winfried Kretschmann den Schlussgong in dieser Legislaturperiode entgegensehnt. Nach der empfindlichen Schlappe bei der Europawahl verharren die Grünen in einer Art Schockstarre.
Sie warten auf Cem Özdemir und setzen auf eine Art Wunderheilung. Der Grünen-Promi, den jeder kennt, wird’s schon richten, lautet das Grünen-Prinzip Hoffnung. Noch hat der amtierende Bundeslandwirtschaftsminister seinen Hut nicht in den Ring geworfen, aber Termine im Land mit dem schrägen Titel "Auf ein Bier mit Özdemir" zeigen, dass er sich warmläuft.
"Mensch Manu"-Tour: CDU-Landeschef Hagel will sich bekannter machen
Genau wie Manuel Hagel. Auch er ist noch nicht als Spitzenkandidat nominiert. Aber der junge Landeschef der CDU lässt keine Gelegenheit aus, sich als solcher zu präsentieren. "Mensch Manu" - unter diesem Motto tourt er durch Baden-Württemberg und hat dabei vor allem ein Ziel: sich bekannt machen. Denn anders als Özdemir ist Hagel außerhalb der Landespolitik ein unbeschriebenes Blatt.
Als Schattenboxer trainiert er jetzt für den Wahlkampf: mit Schlagkombinationen gegen einen imaginären Gegner. Hagel wettert gegen den Kulturkampf gegen das Auto und gegen eine Verbotspolitik. Jeder weiß, dass er damit die Grünen meint. Aber noch regieren Grüne und Schwarze zusammen im Land, deshalb spricht der CDU-Spitzenmann sie nicht offen an. Und boxt weiter im Schatten.
Wenn Hagel aus diesem heraustritt, wird sich zeigen, ob er Steherqualitäten hat und dem verbalen Punch von Grünen-Promi Özdemir gewachsen ist. Langen Atem brauchen sie beide: Bis Frühjahr 2026 sind es noch mehr als eineinhalb Jahre. So lange war der Wahlkampf noch nie in Baden-Württemberg.