In der Vorweihnachtszeit wird vielerorts gewerkelt, gebastelt und geschmückt. Auch in der kleinen Gemeinde Schechingen im Ostalbkreis sind dieses Jahr wieder viele fleißige Hände zugange. Denen geht es aber nicht um Weihnachten, sondern um: Ostern. Denn für den Osterbrunnen im April können die Vorbereitungen nicht früh genug beginnen.
Ostereier oder Christbaumkugeln?
Zumindest manche Exemplare erinnern auf den ersten Blick an Weihnachtsschmuck. Prachtvoll in Rot und Gold, teils mit passenden Motiven wie Schneemännern. Oder mit dem Schriftzug "Stille Nacht, Heilige Nacht".
Doch bei genauerem Blick auf die Form wird klar: Das hier ist sind keine Christbaumkugeln, sondern Ostereier. Auch wenn sich einige der kleinen Kunstwerke für beides eignen würden. "Das verschwimmt miteinander. Für mich ist Ostern und Weihnachten mit den Eiern eigentlich fast dasselbe", sagt Marianne Kolb. Denn ein Großteil der Eier entsteht in der Weihnachtszeit.
So sah der Osterbrunnen im Jahr 2023 aus:
200 Helferinnen und Helfer 13.000 Ostereier schmücken den Osterbrunnen in Schechingen
Mit knapp 13.000 Eiern ist der Osterbrunnen in Schechingen einer der größten im Land. Ab Samstag soll er wieder viele Besucherinnen und Besucher in den Ostalbkreis locken.
Osterwerkstatt zu Weihnachten im Schechinger Rathaus
Auch für Iris Jekel gehören Weihnachten und Ostern irgendwie zusammen. "Da gibt's den ersten Lebkuchen, während wir hier Ostereier bemalen. Aber es muss einfach früh angefangen werden, sonst werden wir nicht fertig."
Und so wird das Schechinger Rathaus im Winter zu einer kleinen Osterwerkstatt. Rund 15 Freiwillige arbeiten im Akkord, manche nehmen ihre Arbeit sogar mit nach Hause. Egal ob Hühner-, Gänse- oder Wachteleier.
Von den insgesamt rund 13.000 Ostereiern gehen immer wieder auch welche kaputt. Deshalb müssen jährlich Neue her. Auch für die frischen Eier gibt es verschiedene Stationen. Mit dem Fräsbohrer werden die Löcher vorbereitet, mit einem Kompressor die Eier ausgepustet. Dann werden sie grundiert, bevor die Freiwilligen mit der eigentlichen Arbeit beginnen: dem Malen.
Jedes Osterei erzählt eine Geschichte
Eine der Malerinnen ist Silvia Fahrion, für die das Bemalen der Eier für Ruhe und Besinnlichkeit steht. "Besinnlich ist das allemal. Es könnte das Haus über mir zusammenbrechen. Das würde ich, glaube ich, nicht merken." Fahrion ist vor allem für Porträts auf den Eiern zuständig.
So wird jedes Osterei zum Unikat und erzählt eine kleine Geschichte. Auch von dem Menschen, der es bemalt hat. Für Marianne Kolb kommt mit der Weihnachtszeit auch das Gedenken an Verstorbene, die im Osterbrunnen verewigt sind. "Wir sind eine große Gemeinschaft und auch die Verstorbenen leben mit diesem Brunnen weiter. Es ist einfach was Schönes."
Aber was wird eigentlich aus dem Inneren der Ostereier, die in der Adventszeit ausgepustet werden? Das kommt dann eben doch an Weihnachten "zum Einsatz". Eigelb und Eiweiß werden zu Spätzle verarbeitet, die werden eingefroren und an Heiligabend gegessen.