Der Deutsch-Iraner Reza Shari aus Mannheim ist im Iran festgenommen worden. Ihm wird vorgeworfen, sich kritisch über das autoritäre Regime in Teheran (Iran) geäußert zu haben. Viele Menschen in und um Mannheim machen sich große Sorgen um Shari, der in Mannheim Friseur und Besitzer eines Schönheitssalons ist. Er soll in einem Video zu sehen sein, das das iranische Regime veröffentlicht hat - angeblich als Anführer eines Protestes in Deutschland. In diesen Tagen soll im Iran der Prozess beginnen.
SWR Nahost-Korrespondentin Karin Senz mit Informationen, die es aktuell zu dem Fall und zum Prozess im Iran gibt.
WDR-Journalist zum Fall Reza Shari
Auch Bamdad Esmaili, Journalist beim Westdeutschen Rundfunk, hat sich mit dem Fall beschäftigt. Er geht davon aus, dass das Regime ein Video bewusst kurz vor dem Jahrestag der getöteten Kurdin Mahsa Amini veröffentlicht hat. In dem Video soll Shari angeblich bei einem Protest in Deutschland gegen das Regime als Anführer zu sehen sein.
Journalist Bamdad Esmaili im SWR-Interview:
Journalist Esmaili: Regime habe Geständnis erzwungen
Das Regime habe als Reaktion auf diese Veröffentlichung ein Geständnis erzwungen, so Esmaili weiter. Reza Shari habe zugegeben, einen Fehler gemacht zu haben. Demnach geht Bamdad Esmaili nach eigenen Angaben von einem sogenannten Scheinprozess aus. Weil Shari bereits gestanden habe, könne er sich vor Gericht nur schwer verteidigen.
Shari kam für einen Monat ins Gefängnis
Vor zwei Monaten ist der Besitzer eines Schönheitssalons in Mannheim in den Iran gereist. Dort wurde er nach SWR-Informationen festgenommen, musste seinen Pass abgeben und kam für einen Monat ins Gefängnis. Mittlerweile ist er auf Kaution frei, aber am Mittwoch soll ihm im Iran der Prozess gemacht werden, wegen angeblicher Kritik am Regime in Teheran. Ursprünglich stand der Montag als Prozessbeginn im Raum.
Mannheimer CDU bestürzt über die Verhaftung von Shari
Mit Bestürzung hat die CDU Mannheim auf die Verhaftung des Mannheimer Unternehmers Reza Shari reagiert. Der Deutsch-Iraner hatte bei der vergangenen Kommunalwahl in Mannheim als Stadtrat der CDU kandidiert und war sowohl privat als auch geschäftlich regelmäßig im Iran. Dort ist die Situation im Moment besonders angespannt, weil am Samstag der Jahrestag der Ermordung von Mahsa Amini war. Der Tod der Kurdin hatte heftige Proteste im Iran ausgelöst, auch in der iranischen Community im Ausland, darunter in Deutschland. Der Mannheimer CDU-Fraktionsvorsitzende Claudius Kranz sagte dem SWR, er sei entsetzt.
Heidelberg: Demo zum Jahrestag der Ermordung von Amini
Zum Jahrestag der Ermordung von Amini fanden weltweit Proteste statt. In Heidelberg hatten die Initiative "Be Our Voice Iran Rhein Neckar" und der Literaturherbst Heidelberg zum Demonstrationszug durch die Heidelberger Altstadt aufgerufen. Am Abend wurde dann das Heidelberger Schloss in den Farben der iranischen Flagge beleuchtet. Außerdem war der Schriftzug "Frau, Leben, Freiheit" zu sehen.