Wenn ein Notruf über die 112 eingeht und ein Herz-Kreislauf-Stillstand vermutet wird, muss es schnell gehen, denn: Je schneller mit einer Herzdruckmassage begonnen wird, desto höher ist die Überlebenschance von Betroffenen. Und jede Minute zählt, damit es nach einer Reanimation nicht zu bleibenden Hirnschäden kommt. Damit diese Hilfe noch schneller geleistet werden kann, soll es nun auch in Mannheim die bundesweite Ersthelfer-App "Katretter" geben. Am Donnerstag wurde sie vorgestellt.
So funktioniert die Ersthelfer-App
Das System ist simpel: Wenn in der Rettungsleitstelle ein Notruf über die 112 eingeht, werden ein Rettungswagen und ein Notarzt losgeschickt. Gleichzeitig werden die relevanten Daten (was, wer und wo) auf die App übertragen. Ersthelfer, die für die App registriert sind und sich in unmittelbarer Nähe des Einsatzortes befinden, erhalten eine Alarmierung auf ihre Handys und können so schnell helfen. Häufig sind sie schneller vor Ort als der Rettungsdienst oder der Notarzt und können so mit der Reanimation beginnen.
Wer sich auskennt, kann helfen
Die Ersthelfer-App richtet sich vor allem an Menschen aus Kliniken oder anderen medizinischen Berufen, die notfallmedizinisches Wissen haben. Aber: Auch Laien, die sich entsprechend fortgebildet haben, können sich in Mannheim als Erstretter registrieren lassen. Voraussetzung ist, dass der letzte Erste-Hilfe-Kurs nicht länger als zwei Jahre zurückliegt.
Wer sich registrieren möchte, lädt sich die App "Katretter" kostenlos runter, meldet sich bei der Integrierten Leitstelle an und weist die entsprechende Qualifikation nach. Dass auch Laien helfen können, hat einen einfachen Hintergrund: Bei einem Herzstillstand kann man eigentlich nichts falsch machen, erklärt der Geschäftsführer der Integrierten Leitstelle in Mannheim, Christoph Scherer.
Katretter-App soll flächendeckend genutzt werden
In Mannheim haben sich bereits 100 Ersthelfer registriert. Man hoffe, dass es noch deutlich mehr werden, heißt es von Seiten der Stadt. Im Kreis Bergstraße gibt es die App bereits seit 2022, auch in Ludwigshafen und der Vorder- und Südpfalz ist sie schon im Einsatz. Im Rhein-Neckar-Kreis und in Heidelberg soll sie ab 2025 eingeführt werden. Damit, so die Verantwortlichen, werde das System quasi in der gesamten Metropolregion Rhein-Neckar genutzt. Allerdings gibt es im Neckar-Odenwald-Kreis eine andere App, die sogenannte "Mobile Retter"-App. Man arbeite an einer Lösung, wie man beide Systeme langfristig zusammenführen kann, heißt es.
Das gelte im Übrigen auch für die App "Region der Lebensretter", die der Grünen-Stadtrat Chris Rihm für Mannheim etabliert hat. Laut Rihm haben sich dort rund 200 Menschen als Ersthelfer registriert. Vom Sicherheitsdezernenten Volker Proffen (CDU) heißt es dazu, man sei im Gespräch darüber, wie man dieses Potenzial nutzen kann.
Herz-Kreislauf-Stillstand trifft jedes Jahr 120.000 Menschen
Der Herz-Kreislauf-Stillstand außerhalb eines Krankenhauses stellt die dritthäufigste Todesursache in Deutschland dar, heißt es auf der Seite des Bundesministeriums für Gesundheit. In rund 60.000 Fällen können demnach Reanimationsversuche unternommen werden, doch nur elf Prozent der Betroffenen überleben solch einen Notfall. Mit Hilfe der "Katretter"-App soll diese Zahl vergrößert werden.