Statt einem Herzschlag hört man ein leises, regelmäßiges Piepen: Seit sechs Wochen lebt der 58 Jahre alte Ulrich Balbach aus Buchen (Neckar-Odenwald-Kreis) mit einem Kunstherz. Heidelberger Herzchirurgen haben ihm und einem weiteren Patienten erstmals eine solche High-Tech-Maschine in den Brustkorb implantiert. Das Kunstherz kann das biologische Herz - zumindest eine Zeitlang - komplett ersetzen.
Dem 58-Jährigen geht es viel besser als mit seinem alten, kranken Herz. Das hatte nur noch eine Herzleistung von 15 Prozent. Normalerweise liegt dieser Wert bei etwa 55 bis 70 Prozent.
Patient aus Buchen: Kunstherz war seine Rettung
Herzprobleme hatte der ehemalige Zugbegleiter schon seit sechs Jahren. Damals begann es mit einem Herzinfarkt. Trotz gesunder Lebensweise wurde sein Herz immer schwächer. Im Juni kam er dann in das Heidelberger Uniklinikum, weil es ohne die Unterstützung einer Herz-Lungen-Maschine nicht mehr geschlagen hätte. Seitdem wartete er auf ein Spenderorgan.
Doch die Situation wurde immer kritischer und kein Spenderherz war verfügbar. In letzter Minute entschieden sich die Ärzte und er für die immer noch sehr ungewöhnliche Lösung mit dem Kunstherzen.
Viele Menschen sterben bei Wartezeit auf ein Spenderherz
Nach Angaben der Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung warteten in Deutschland im Jahr 2022 fast 700 Patienten auf ein Spenderherz. Im selben Jahr wurden jedoch nur 358 Herzen transplantiert. Die Wartezeit auf ein Spenderherz schätzt die Bundeszentrale auf durchschnittlich ein halbes bis zwei Jahre. Viele sterben, während sie auf der Warteliste stehen.
Ein künstliches Herz kann die Wartezeit überbrücken, wenn kein Spenderherz verfügbar ist und der Patient sonst sterben würde. Das kommt jedoch nur für diejenigen in Frage, die ansonsten bei guter Gesundheit sind. Denn sonst wäre die Operation zu belastend, erklärt die Herzchirurgin am Uniklinikum Heidelberg, Anna Meyer. Die Oberärztin hat auch Ulrich Balbach operiert.
Für Menschen, die auf Spenderherz warten Uniklinikum Heidelberg implantiert Kunstherzen
Das Universitätsklinikum Heidelberg hat nach eigenen Angaben zwei künstliche Herzen implantiert. Sie sollen den Patienten helfen, die Wartezeit für ein Spenderorgan zu überbrücken.
Endlich wieder selbst kochen und Sport machen
Das Kunstherz, das jetzt in seiner Brust schlägt, ersetzt komplett sein altes Herz. Das einzige, was Ulrich Balbach trotzdem immer dabei haben muss, ist eine vier Kilo schwere Tasche mit Akkus, die das Kunstherz mit Strom versorgen. Sie halten sechs Stunden, dann müssen sie gewechselt werden. Nachts kann er sich an den Haushaltsstrom anschließen. Daran muss er sich erst einmal gewöhnen. Ulrich Balbach ist trotzdem voller Tatendrang: Er will bald nach Hause zu seiner Frau und freut sich, endlich wieder mit den beiden Enkelkindern spielen zu können.
Sein Kunstherz soll mindestens für ein halbes Jahr halten. Es gibt Patienten, bei denen es aber sogar schon zwei Jahre funktioniert. Ulrich Balbach weiß, dass das Kunstherz ihn nicht ewig am Leben halten wird. Trotzdem ist er zuversichtlich, dass in dieser Zeit noch ein passendes Spenderherz für ihn gefunden wird.