Biologisches Herz wird komplett ersetzt

Roboter statt Muskel: 58-Jähriger aus Buchen lebt mit einem Kunstherzen

Stand
Autor/in
Susanne Beßler

Ulrich Balbach aus Buchen hat am Uniklinikum Heidelberg ein künstliches Herz eingesetzt bekommen. Ohne das Kunstherz wäre er schon längst tot. Jetzt wartet er auf ein Spenderherz.

Statt einem Herzschlag hört man ein leises, regelmäßiges Piepen: Seit sechs Wochen lebt der 58 Jahre alte Ulrich Balbach aus Buchen (Neckar-Odenwald-Kreis) mit einem Kunstherz. Heidelberger Herzchirurgen haben ihm und einem weiteren Patienten erstmals eine solche High-Tech-Maschine in den Brustkorb implantiert. Das Kunstherz kann das biologische Herz - zumindest eine Zeitlang - komplett ersetzen.

Dem 58-Jährigen geht es viel besser als mit seinem alten, kranken Herz. Das hatte nur noch eine Herzleistung von 15 Prozent. Normalerweise liegt dieser Wert bei etwa 55 bis 70 Prozent.

Es fühlt sich ganz normal an, wie mein altes Herz. Aber es schlägt viel zuverlässiger und das ist sehr beruhigend.

Patient aus Buchen: Kunstherz war seine Rettung

Herzprobleme hatte der ehemalige Zugbegleiter schon seit sechs Jahren. Damals begann es mit einem Herzinfarkt. Trotz gesunder Lebensweise wurde sein Herz immer schwächer. Im Juni kam er dann in das Heidelberger Uniklinikum, weil es ohne die Unterstützung einer Herz-Lungen-Maschine nicht mehr geschlagen hätte. Seitdem wartete er auf ein Spenderorgan.

Doch die Situation wurde immer kritischer und kein Spenderherz war verfügbar. In letzter Minute entschieden sich die Ärzte und er für die immer noch sehr ungewöhnliche Lösung mit dem Kunstherzen.

Modell eines künstlichen Herzens
Das künstliche Herz, das in Heidelberg verwendet wird, ist laut Uniklinikum das modernste, das es derzeit gibt.

Viele Menschen sterben bei Wartezeit auf ein Spenderherz

Nach Angaben der Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung warteten in Deutschland im Jahr 2022 fast 700 Patienten auf ein Spenderherz. Im selben Jahr wurden jedoch nur 358 Herzen transplantiert. Die Wartezeit auf ein Spenderherz schätzt die Bundeszentrale auf durchschnittlich ein halbes bis zwei Jahre. Viele sterben, während sie auf der Warteliste stehen.

Ein künstliches Herz kann die Wartezeit überbrücken, wenn kein Spenderherz verfügbar ist und der Patient sonst sterben würde. Das kommt jedoch nur für diejenigen in Frage, die ansonsten bei guter Gesundheit sind. Denn sonst wäre die Operation zu belastend, erklärt die Herzchirurgin am Uniklinikum Heidelberg, Anna Meyer. Die Oberärztin hat auch Ulrich Balbach operiert.

Ärztin erklärt das Wechseln der Akkus.
Anna Meyer erklärt Ulrich Balbach, wie man die Akkus für sein künstliches Herz wechselt.

Er hat jetzt ein wenig Zeit gewonnen, um ein Spenderherz zu bekommen. Das Kunstherz war für ihn die einzige Chance.

Heidelberg

Für Menschen, die auf Spenderherz warten Uniklinikum Heidelberg implantiert Kunstherzen

Das Universitätsklinikum Heidelberg hat nach eigenen Angaben zwei künstliche Herzen implantiert. Sie sollen den Patienten helfen, die Wartezeit für ein Spenderorgan zu überbrücken.

Endlich wieder selbst kochen und Sport machen

Das Kunstherz, das jetzt in seiner Brust schlägt, ersetzt komplett sein altes Herz. Das einzige, was Ulrich Balbach trotzdem immer dabei haben muss, ist eine vier Kilo schwere Tasche mit Akkus, die das Kunstherz mit Strom versorgen. Sie halten sechs Stunden, dann müssen sie gewechselt werden. Nachts kann er sich an den Haushaltsstrom anschließen. Daran muss er sich erst einmal gewöhnen. Ulrich Balbach ist trotzdem voller Tatendrang: Er will bald nach Hause zu seiner Frau und freut sich, endlich wieder mit den beiden Enkelkindern spielen zu können.

Ich habe ein bisschen Aufschub bekommen. Diese Zeit werde ich genießen. Und dann muss man eben sehen, wie es weitergeht.

Patient mit Physiotherapeutin auf dem Flur.
Ulrich Balbach kann sechs Wochen nach der Operation schon wieder laufen und sogar Treppen steigen.

Sein Kunstherz soll mindestens für ein halbes Jahr halten. Es gibt Patienten, bei denen es aber sogar schon zwei Jahre funktioniert. Ulrich Balbach weiß, dass das Kunstherz ihn nicht ewig am Leben halten wird. Trotzdem ist er zuversichtlich, dass in dieser Zeit noch ein passendes Spenderherz für ihn gefunden wird.

Mehr zum Uniklinikum Heidelberg

Heidelberg

400 Einsätze in fünf Jahren Einsatzfahrzeug "MIC" in Heidelberg: Wie können mehr Leben gerettet werden?

Das spezielle Einsatzfahrzeug mit dem Namen "MIC" gibt es seit 2019. An Bord sind bis zu drei Notärzte, die mit speziellem medizinischen Equipment Schwerstverletzte behandeln.

Guten Morgen Baden-Württemberg SWR1 Baden-Württemberg

Mannheim

Hoffen auf Ministerentscheid von Robert Habeck Bundeskartellamt untersagt Klinikverbund Heidelberg-Mannheim

Das Bundeskartellamt untersagt den Zusammenschluss der Unikliniken Heidelberg und Mannheim. Der Bundeswirtschaftsminister könnte das Kartellamt aber noch überstimmen.

Mannheim

Nach langer Planung Entscheidet sich Kartellamt gegen den Verbund der Unikliniken Mannheim-Heidelberg?

Seit Monaten werden die Vorbereitungen für einen Uniklinikverbund zwischen Mannheim und Heidelberg getroffen. Nun droht ein Veto des Bundeskartellamtes. Aus Wettbewerbsgründen.

SWR4 am Freitag SWR4

Stand
Autor/in
Susanne Beßler

Mehr von SWR Aktuell Baden-Württemberg

Baden-Württemberg

Die wichtigsten News direkt aufs Handy SWR Aktuell Baden-Württemberg ist jetzt auch auf WhatsApp

Der WhatsApp-Kanal von SWR Aktuell bietet die wichtigsten Nachrichten aus Baden-Württemberg, kompakt und abwechslungsreich. So funktioniert er - und so können Sie ihn abonnieren.

Baden-Württemberg

SWR Aktuell - der Morgen in Baden-Württemberg Jetzt abonnieren: Newsletter mit BW-Nachrichten am Morgen!

Sie wollen morgens auf dem neuesten Stand sein? Dann abonnieren Sie "SWR Aktuell - der Morgen in BW". Die News aus Ihrem Bundesland ganz bequem in Ihrem Mailpostfach.

Reportagen, Shorts und Erklärvideos SWR Aktuell nun mit eigenem YouTube-Kanal am Start

Ab sofort ist SWR Aktuell auch bei YouTube mit einem eigenen Kanal zu finden. Damit ist die Nachrichtenmarke des SWR künftig neben Instagram und Facebook auch auf der wichtigsten Nachrichtenplattform präsent.