Ärzten in Heidelberg ist es erstmals gelungen, zwei Patienten vollständige Kunstherzen einzusetzen. Das hat das Uniklinikum mitgeteilt. Europaweit sind Kunstherzen bisher nur 50 mal verpflanzt worden. Die Patienten waren zwei 51 und 58 Jahre alte Männer.
Heidelberger Patienten warten auf Spenderherz
Im Juni und Juli haben die Mediziner des Universitätsklinikums Heidelberg den beiden Patienten die Kunstherzen eingesetzt. Den Männern geht es nach der Operation laut Klinikum gut. Sie konnten kurze Zeit später selbstständig atmen und auf die Normalstation verlegt werden. Einer sei bereits in einer Rehaklinik.
Die beiden Patienten standen auf der Warteliste für ein Spenderherz. Als sich ihr Zustand verschlechterte, habe man sich für die Kunstherzen entschieden. Die künstlichen Organe sollen jetzt ein halbes Jahr überbrücken, bis sich ein Spenderherz findet.
Kunstherzen ersetzen echtes Herz zeitweise
Die in Heidelberg implantierten Kunstherzen sind seit Ende 2022 in Deutschland zugelassen. Sie unterstützen das menschliche Herz nicht nur, sondern ersetzen es komplett. Das Blut wird also nicht mehr vom Herzmuskel, sondern von einem Miniroboter durch den Körper gepumpt, heißt es vom Heidelberger Uniklinikum.
Nur das Kabel zur Stromversorgung rage aus dem Bauch - es verbindet das Kunstherz mit den Akkus, die die Patienten in einer vier Kilogramm schweren Tasche mit sich tragen. Nachts wird das Ganze mit einem Netzstecker ans Stromnetz angeschlossen.
Für die Eingriffe wurde laut Uniklinikum schon mehr als ein Jahr vorher - im März 2023 - ein zehnköpfiges Team aus Heidelberg in Paris beim Hersteller der Kunstherzen geschult. Dazu gehören vier Herzchirurginnen und Herzchirurgen, ein Anästhesisten, ein Kardiotechniker, ein Kardiologen, eine Intensivpflegekraft und zwei Kunstherzkoordinatorinnen.
Wie fühlt sich ein Kunstherz an?
Einer der beiden Patienten berichtet, dass sich sein neues Kunstherz nicht anders anfühle als ein echtes Herz. Aber an das Geräusch habe er sich gewöhnen müssen. Sein eigenes Herz habe zuletzt nur noch 15 Prozent der normalen Herzleistung erbracht, sagt er. Er war auf Herzschrittmacher und einem implantierten Defibrillator angewiesen. Nach der Transplantation des Kunstherzes gehe es ihm wieder deutlich besser.
Ob in Zukunft noch mehr Kunstherzen zur Überbrückung der Wartezeit auf ein Spenderorgan verpflanzt werden, hängt laut Uniklinikum Heidelberg auch davon ab, wie sich der Gesundheitszustand der beiden Männer weiterentwickelt. Die Herzchirurginnen und -chirurgen seien aber optimistisch.