Das Heidelberger Kurfürst-Friedrich-Gymnasium (KFG) hat am Mittwoch bei einem Thementag zu Künstlicher Intelligenz (KI) teils hochkarätige Expertinnen und Experten zu Wort kommen lassen. Darunter auch Stephan Harbarth, Präsident des Bundesverfassungsgerichts, mit einem Vortrag zu "rechtlichen Aspekten der KI". Anschließend tauschten sich die Fachleute dann über KI in mehreren Workshops mit Schülerinnen und Schülern, Lehrkräften und Eltern aus.
Für Schulleiter Michael Alperowitz ist KI in der Schule "eine ambivalente Sache - erschreckend und faszinierend zugleich".
Wie und wann verwenden Schülerinnen und Schüler eine KI?
Im Schulalltag hat KI natürlich längst die Lehrerzimmer und Klassenräume auch des KFG erreicht. Die Oberstufenschüler Dan (19) und Phillip (18) nennen dabei vor allem die Kommunikations- und Text-KI ChatGPT.
Dan räumt ein, diese KI auch schon mal benutzt zu haben, bei der Recherche eines Themas für den Geschichtsunterricht. Sonst sei er ein "old-school"-Schüler, der von KI und technischen Hilfsmitteln eher wenig hält. Philipp hat ChatGPT bei einer Textanalyse benutzt, war mit dem Ergebnis aber nicht zufrieden: "Da fehlte der Geist irgendwie." KI im Schulalltag? Beide Schüler winken ab. Das spiele bei ihnen keine allzu große Rolle.
Was sagen Lehrerinnen und Lehrer über KI in der Schule?
Eine Lehrerin, die Religion und Latein am KFG unterrichtet, zeigt sich beim Thema KI ganz pragmatisch. Sie passe ihren Unterricht einfach an, weil sie weiß, dass Schülerinnen und Schüler zum Beispiel bei Hausaufgaben Zugriff auf KI haben. Heißt: Bestimmte Dinge gibt sie nicht mehr als Hausaufgabe auf, sondern als Aufgabe, die die Klasse im Unterricht lösen muss. Handynutzung ist dann verboten. Und wenn die Schüler daheim einen lateinischen Text übersetzen müssen und die Lehrerin anschließend erkennt, dass dabei KI benutzt wurde, dann bittet sie die Schüler eben an die Tafel, damit sie dort die grammatikalischen Konstruktionen des Textes herleiten.
Mathe-Lehrerin Claudia Köhrmann und Musik-Lehrer Harald Schneider sind sich einig: Beim Thema KI sei man in der Schule noch dabei, Erfahrungen zu sammeln und Fragen zu klären. Zum Beispiel ob und wie man wegen KI Prüfungsformate umstellen muss und welche rechtlichen Probleme es beim Einsatz von KI im Unterricht geben könnte. Das ganz große Thema sei KI im Lehrerzimmer jedenfalls noch nicht.
Wie gehen Eltern von Schülerinnen und Schülern mit KI um?
Philipp Hassler ist erster Vorsitzender des Elternbeirats, seine vier Kinder besuchen alle das KFG. Schule und KI: Das sieht Hassler ganz entspannt. Er selbst arbeitet bei einer Softwarefirma, da ist das Thema KI natürlich nicht weit. Seine Kinder, behauptet er, nutzen KI bei den Hausaufgaben so gut wie nie. KI könne auch nicht sämtliche Hausaufgaben lösen, so Hassler - "soweit sind wir noch nicht". Natürlich aber muss KI in der Schule ein Thema sein: "Weil uns das Thema auf jeden Fall erhalten bleibt. Es wird aber aktuell eher überschätzt, weil KI oft keinen Mehrwert bietet."
Doreen Reithmann hat eine Tochter und einen Sohn, die das KFG besuchen. Auch sie kann eine Bedrohung durch KI im Schulalltag nicht erkennen. Für sie sind Anwendungen wie ChatGPT "hilfreich und fortschrittlich". KI könne eine Bereicherung sein. Aber, schränkt sie ein: "Die KI müssen wir dabei aber immer kritisch hinterfragen". Reithmann zieht bei der Nutzung von KI dort eine rote Linie, "wo sich Schüler ausschließlich auf die KI verlassen, ohne nochmal in Büchern nachzuschlagen oder das Gespräch mit uns zu suchen".