Nach 120 Jahren ist endgültig Schluss: Das alteingesessene Kaufhaus Kuhn in Buchen-Hettingen (Neckar-Odenwald-Kreis) hat am Dienstag zum letzten Mal geöffnet. Mit 70 Jahren geht Besitzer Albert Kirchgeßner in den Ruhestand. Wie so oft im ländlichen Raum, findet er keinen Nachfolger.
Familientradition seit 1905
Albert Kirchgeßner ist 70 Jahre alt und steht seit 55 Jahren fast täglich in dem Laden, den einst sein Großvater in Hettingen eröffnet hat. Es war immer ein Familienbetrieb, in dem alle mit anpackten. Fremde Angestellte gab es kaum. Auf rund 150 Quadratmetern Fläche gab es alles, was die Hettinger Bürgerinnen und Bürger brauchten: Lebensmittel, Zigaretten, Getränke, zeitweise Kleidung. Dazu Sämereien, Grußkarten, Putzmittel und Hygieneartikel.
Nur noch ein Bäcker in Buchen-Hettingen
Früher gab es noch mehrere solcher Kaufmannsläden in Hettingen. Außerdem bis vor wenigen Jahren auch noch vier Bäckereien und zwei Metzger. Übrig geblieben ist noch ein Bäcker und jetzt verabschiedet sich auch noch das Kaufhaus Kuhn.
Albert Kirchgeßner geht "mit einem lachenden und einem weinenden Auge", wie er selbst sagt. Er freut sich auf den Ruhestand, aber er weiß auch, was den Hettingern in Zukunft fehlen wird. "Der Albert" - wie alle das Geschäft hier nennen - war mehr als ein Laden. Das Kaufhaus Kuhn war Informationszentrale, Treffpunkt, eine Art sozialer Mittelpunkt im Ort.
Albert Kirchgeßner selbst kennt nichts anderes als die Arbeit im Laden, jeden Morgen ab sechs Uhr und manchmal bis spät in den Abend. Alles hat er selbst gemacht, für alles war er allein verantwortlich - das aufzugeben wird leicht und schwer zugleich, sagt er.
Ausverkauf im Geschäft läuft bereits
Eine 86-jährige Kundin ist am Montagmittag noch einmal vorbeigekommen, um ein letztes Mal im Kaufhaus Kuhn einzukaufen. Zu Albert Kirchgeßner sagt sie: "Jetzt kannst Du ja endlich mal in unsere Seniorengruppe kommen!" Er antwortet: "Aber nicht, dass ich da der Jüngste bin!" Dann lachen beide.
Im traditionsreichen Kaufhaus läuft schon seit Wochen der Ausverkauf, viele Regale sind leer, die Tiefkühltruhe nur noch halb gefüllt. Am Dienstagabend wird Kirchgeßner den Laden dann endgültig zuschließen, nach fast 120 Jahren. "Was dann verkauft ist, ist verkauft. Der Rest kommt weg", sagt er und lächelt ein bisschen wehmütig.