Die Filiale von Galeria Kaufhof in Mannheim schließt Ende August 2024. Das geht aus einer Liste hervor, die der Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof am Samstag veröffentlicht hat. Am Montagvormittag sollen die 100 Mannheimer Beschäftigten von Betriebsrat und Gewerkschaft weitere Informationen bekommen. Insgesamt sollen 16 der noch bestehenden 92 Kaufhäuser in ganz Deutschland zumachen. In Baden-Württemberg soll auch die Karstadt-Filiale in Leonberg schließen, alle anderen Standorte bleiben erhalten.
Das Unternehmen will 76 Warenhäuser weiterführen. Darunter sind unter anderem die verbliebene Filiale in Heidelberg, die Warenhäuser in Stuttgart, Ulm, Karlsruhe, Heilbronn, Konstanz, Singen, Lörrach, Offenburg und die beiden Filialen in Freiburg. Auch Karstadt im Viernheimer Rhein-Neckar-Zentrum (Kreis Bergstraße) soll erhalten bleiben, so die Mitteilung des Konzerns.
180 Arbeitsplätze in Mannheim und Leonberg betroffen
Der ver.di-Fachbereichsleiter für Handel im Südwesten, Wolfgang Krüger, geht davon aus, dass in Mannheim etwa 100 Beschäftigte und in Leonberg knapp 80 Menschen ihren Arbeitsplatz verlieren. Das sagte er der Deutschen Presse-Agentur.
Mannheimer Kaufhof: Betriebsversammlung am Montag
Die Kaufhof-Filiale in Mannheim blieb am Samstag geschlossen. Die Mitarbeiter sind für diesen einen Tag freigestellt worden. Am Montag soll es eine Betriebsversammlung geben, die bis 11 Uhr geplant ist. Danach öffnet die Filiale in Mannheim zunächst wieder. Auch die Karstadt-Filiale in Leonberg war am Samstag geschlossen.
Kundinnen und Kunden aus Mannheim sind betroffen, dass nun auch der zweite Standort in der Stadt wegfallen soll.
Mannheimer OB will sich für Galeria-Filiale einsetzen
Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) will sich für den Erhalt der Filiale in Mannheim einsetzen. Er stehe seit mehreren Wochen in Kontakt mit der Geschäftsführung und den Mitarbeitenden. "Sie sind hoch motiviert, haben in den letzten Wochen und Monaten ihre Umsätze gesteigert und sind optimistisch. Sie wollen anpacken und diesen Standort erhalten", so Specht gegenüber dem SWR. Er bemühe sich, zusammen mit den neuen Eigentümern eine Lösung zu finden, dass Mannheim von der Schließungsliste herunter komme, sagte der Oberbürgermeister am Samstag. Er sei zuversichtlich, dass ein Kaufhaus-Konzept an diesem Standort auch langfristig eine Zukunft habe.
Die Immobilie im Mannheimer Quadrat P1, mitten in der Fußgängerzone, gehört zur insolventen Signa-Gruppe des bisherigen Galeria Karstadt Kaufhof Eigentümers René Benko. Signa wird vorgeworfen, überhöhte Mieten von den Warenhäusern verlangt zu haben.
Ver.di BW: Immobilien und Mieten haben entschieden
Aus Sicht des ver.di-Landesbezirksleiters Martin Gross haben nicht die Beschäftigten oder Kundinnen und Kunden der Kaufhäuser den Ausschlag für die Entscheidung gegeben - sondern die Immobilien und Mieten.
OB von Leonberg überrascht von Entscheidung
Der Oberbürgermeister der Stadt Leonberg, Martin Cohn (SPD), zeigte sich in einer ersten Reaktion überrascht von der Entscheidung. Die Politik habe viele Gespräche geführt und sei auf einem guten Weg gewesen, so Cohn gegenüber dem SWR. Letztlich träfen der Konzern und sein Insolvenzverwalter die Entscheidung. Man habe jetzt keinen Einfluss mehr.
"Nachdem wir in der Vergangenheit die Schließung immer erfolgreich abwehren konnten und auch darlegen konnten, dass unser Haus in Leonberg wirtschaftlich arbeitet, überrascht es mich umso mehr", so Cohn. Mit rund 6.000 Quadratmetern Verkaufsfläche gehe ein großer Händler verloren. Jetzt gehe es darum, mit dem Eigentümer über eine gute Nachnutzung zu sprechen, so der Leonberger Oberbürgermeister weiter.
1.400 Arbeitsplätze fallen in Deutschland weg
Galeria Karstadt Kaufhof hatte im Januar zum bereits dritten Mal innerhalb weniger Jahre einen Insolvenzantrag eingereicht. Anfang April war das Insolvenzverfahren eröffnet worden. Am 10. April wurde bekannt, dass ein Konsortium aus der US-Investmentgesellschaft NRDC Equity Partners und dem Mannheimer Unternehmer Bernd Beetz die Kaufhauskette übernimmt.
Insgesamt sollen bundesweit von den insgesamt 12.800 Arbeitsplätzen 1.400 wegfallen. Dadurch könnten aber auch 11.400 der Arbeitsplätze bei Galeria erhalten werden, heißt es.