Es sind gute Zeiten für Füchse. Das liegt unter anderem an den Mäusen. Denn die kleinen Nager sind das täglich Brot der Füchse. Die Füchse profitieren dabei indirekt vom Klimawandel: Denn es gibt kaum noch kalte Winter mit geschlossener Schneedecke. Folge: Die Mäuse vermehren sich ebenso rasch wie die Füchse, erklärt Kreisjägermeister Ralph Steffen aus Gaiberg (Rhein-Neckar-Kreis).
Füchse auf Beutezug: Als Huhn lebt es sich gefährlich
Es sind dagegen gefährliche Zeiten für Hühner. Denn der Fuchs läuft zu Hochform auf, wenn fette Hühner oder auch mal eine Laufente im Stall auf ihn warten. Kreisjägermeister Ralph Steffen berichtet von einem Nachbarn in Gaiberg, der einen Hühnerstall mit einer Zeitschaltuhr für die Eingangsklappe hat. Um 7 Uhr morgens geht die Klappe auf.
Zahl der Füchse in Rhein-Neckar-Kreis "gleichbleibend hoch"
Das Problem bleibt wohl erst mal bestehen, denn die Zahl der Füchse im Rhein-Neckar-Kreis ist gleichbleibend hoch, bestätigt das Landratsamt auf SWR-Anfrage. Ein Problem, unter dem viele kommerzielle Hühnerhalter nicht nur in der Region leiden.
Philipp Theobald vom Weierhof in Mannheim-Feudenheim hält über 1.000 Hühner, die vor den Hühnerwagen im Freien leben. Er hat regelmäßig Verluste durch Füchse. Die Zeitumstellung kommt den Füchsen im Herbst entgegen, es wird früher dunkel, das hilft bei der Jagd auf Hühner. Für Philipp Theobald ist das auch betriebswirtschaftlich ein schwerer Schlag, denn die Füchse töten meist mindestens zwanzig Hühner auf einmal. Die Hühner sind weg und natürlich auch die Eier für den Verkauf.
Füchse überspringen Zaun in Edingen-Neckarhausen
Ähnliches berichtet Hühnerhalter Dennis Koch vom Heldenhof in Edingen-Neckarhausen (Rhein-Neckar-Kreis). Auch er hat erhebliche Einbußen. Die Raubzüge der Füchse haben ihn in diesem Jahr schon rund 50 Hühner gekostet. Den 1,20 Meter hohen Elektrozaun vor seinem Hühnerwagen überwinden hungrige Füchse elegant im Sprung oder graben einen Tunnel. Dennis Koch beobachtet die Füchse mittlerweile auch tagsüber.
Fuchs tötet meist massenhaft
Die Hühnerhalter versuchen, ihre Hühner zu schützen. Sie sichern ihre Ställe, stellen Ziegen dazu, denn vor denen haben die Füchse ein wenig Respekt. Wenn der listige Fuchs aber zuschlägt, geht mit ihm die Natur durch: Reflexartig beißt ein Fuchs Dutzende Hühner tot, bis zu Erschöpfung. Seine Beute lässt er bisweilen fein aufgereiht mit abgebissenem Kopf liegen. Dieses massenhafte Töten bezeichnet Kreisjägermeister Ralph Steffen aber bewusst nicht als "Blutrausch", er nennt es eine klassische "Fehlverknüpfung". Die Hühner können nicht fliehen, weil sie eingesperrt sind. Also flattern sie in Panik herum. Folge: Der Fuchs beißt in dieser Situation, die in der Natur nicht vorkommt, reflexartig immer wieder zu.
Fuchsjagd wegen Schweinepest eingeschränkt
Normalerweise versuchen Jäger, die Fuchs-Population klein zu halten. Allerdings ist die Jagd seit August 2024 wegen der Maßnahmen gegen die Ausbreitung der afrikanischen Schweinepest eingeschränkt. Das gilt auch für Mannheim, das in der Sperrzone 2 liegt.
Nächtliche Raubzüge von Füchsen in Ladenburg
Auch Ladenburg (Rhein-Neckar-Kreis) liegt in dieser Sperrzone 2. Die Füchse tummeln sich dort gern am dicht bewachsenen Neckarufer und ziehen nachts los, um sich zum Beispiel neben dem Hofladen bei Bauer Maas zu versorgen. Bei einem Raubzug eines oder mehrerer Füchse gingen laut dem Betreiber kürzlich über 30 Hähne und Hennen verloren. Anne Maas ist für die beiden Hühnerwagen mit jeweils rund 250 Tieren zuständig. Bei allem Verständnis für die Füchse wünscht sie sich, dass der Fuchsbestand reguliert wird.
Tollwut durch Impfung mit Ködern ausgeschaltet
Eine Füchsin mit Jungen, die Futter braucht, ist laut Experten am zielstrebigsten. Sie merkt sich den Weg zum fetten Huhn mit Leichtigkeit und kehrt gerne zurück. Es gibt weitere Gründe für die große Zahl an Füchsen. So ist die Tollwut durch die Impfung mit ausgelegten Ködern als tödliche Krankheit weitgehend ausgeschaltet worden. An der Tollwut sind früher viele Füchse gestorben.
Jagdgesetz seit 2015: Längere Schonzeit für Füchse
Dazu kommt die Einführung des Jagd- und Wildtiermanagement-Gesetzes im Jahr 2014 in Baden Württemberg. Darin sind die Schonzeiten für Füchse ausgeweitet worden. Das wiederum führte zu einer geringeren Zahl an erlegten Füchsen, bestätigt das Landratsamt des Rhein-Neckar-Kreises. Wie viele Füchse tatsächlich unterwegs sind, ist kaum zu ermitteln. Wild ist praktisch nicht zählbar, darauf weisen alle Fachleute hin. Ein Indikator ist aber die "Fuchsstrecke", also: wie viele Füchse erlegt wurden. Eine aktuelle Zahl gibt es nicht, die steht für den Rhein-Neckar-Kreis wohl erst Ende des Jahres fest.
Immer mehr Füchse krank durch Milben
Ein deutlicher Hinweis auf die große Zahl der Füchse ist auch die Ausbreitung der Milbenerkrankung "Räude". In den vergangenen drei bis vier Jahren häufen sich die Meldungen von an Räude erkrankten Füchsen aus dem Kreisgebiet.