Die Einkommen und Betriebsgewinne der Landwirtinnen und Landwirte in Deutschland sind im Wirtschaftsjahr 2022/2023 deutlich gestiegen. Das teilte das Bundeswirtschaftsministerium am Dienstag in Berlin mit. Demnach stieg das Durchschnittseinkommen je Arbeitskraft im Haupterwerb verglichen mit dem vorherigen Wirtschaftsjahr um 32,4 Prozent.
Im Vergleich der Bundesländer gab es jedoch unterschiedliche Entwicklungen. Landwirtschaftsbetriebe in Baden-Württemberg konnten ihr Einkommen nur um 18,3 Prozent steigern, während in anderen Bundesländern Steigerungen von bis zu 50 Prozent verzeichnet wurden. Damit liegt das Land auf dem vorletzten Platz.
Gewinnanstieg durch Preissteigerungen wegen Ukraine-Krieg
Die steigenden Betriebsgewinne führt Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) auf die Auswirkungen des russischen Kriegs gegen die Ukraine auf die Landwirtschaft zurück. "Es gab kräftige Preisanstiege bei fast allen Agrarerzeugnissen, die wiederum zusammenhängen mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine und den dadurch ausgelösten Preissteigerungen", so Özdemir. Dadurch konnten die Betriebe ihre eigenen gestiegenen Kosten bei Energie und Futter 'mehr als wettmachen'. Im laufenden Jahr erwarte man durch sinkende Lebensmittelpreise daher aber wieder geringere Einkommen. Der Landwirtschaftsminister mahnte zudem: "Wir dürfen uns aber nicht in falscher Sicherheit wiegen, sondern müssen jetzt erst recht anpacken." Es sei nötig, weitere Hürden aus dem Weg zu räumen und bürokratische Belastungen abzubauen.
Für die deutlichen regionalen Unterschiede in der Einkommensverteilung sind laut Landwirtschaftsministerium die unterschiedlichen Betriebsgrößen und -formen in den Bundesländern verantwortlich. Darüber hinaus verstärkten natürliche Standortfaktoren wie die Bodengüte, die Höhenlage und das Klima diese Unterschiede.
Schlusslicht BW: Mühsamer Obst- und Weinanbau wenig lukrativ
Baden-Württemberg ist schon das zweite Jahr in Folge unter den Schlusslichtern der landwirtschaftlichen Einkommensentwicklung. Bundesweit war das Einkommen der Bauern im Land im Wirtschaftsjahr 2021/22 am geringsten. Standortfaktoren wie Wetter und Klima sorgen in Baden-Württemberg für eine sehr vielfältige Landwirtschaft. In den Tälern lässt sich beispielsweise gut Acker- und Obstbau betreiben, während sich höhere Lagen für Viehhaltung eignen.
Wie viel Einkommen pro Kopf erwirtschaftet wird, unterscheidet sich aber je nachdem, welche Art von Landwirtschaft betrieben wird. In der Schweine- und Geflügelhaltung verdienten die Bauern in Baden-Württemberg in den letzten Jahren trotz großer Schwankungen durchschnittlich fast 12.000 Euro mehr als im mühsamen Obst- und Weinanbau - dieser wird im Land jedoch sehr häufig betrieben und benötigt fast dreimal so viele Arbeitskräfte wie der Ackerbau. Der Gewinn dieser Betriebe muss statistisch auf mehr Menschen aufgeteilt werden, die Einkommen pro Kopf fallen dementsprechend niedrig aus.
Landwirtschaft in Baden-Württemberg Einkommen der Bauern bundesweit das Niedrigste
Daten zeigen: Baden-Württembergische Bauern sind wirtschaftlich schwach. Vor allem die vielen kleinen Betriebe haben mit großen Problemen zu kämpfen.
Özdemir: Kleine Familienbetriebe in BW haben es schwerer
Selbst in lukrativen Bereichen wie dem Ackerbau sind die Einkommen in Baden-Württemberg niedriger als in den meisten anderen Bundesländern. Das liegt an der verhältnismäßig kleinen bewirtschafteten Flächen der Betriebe. Im Durchschnitt sind sie in Baden-Württemberg 70,5 Hektar groß - und damit kleiner als in vielen Bundesländern.
Özdemir sieht Baden-Württemberg im Bundesvergleich im Nachteil: "Die früheren LPG (Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften) im Osten mit deutlich größeren Flächen sind, was die Gewinne angeht, im Vorteil gegenüber kleineren Familienbetrieben in Baden-Württemberg", sagte Özdemir. Bei den Betriebsgewinnen ist das Land mit durchschnittlich 70.446 Euro Schlusslicht.