An diesem Freitag tritt das Verbot der Straßenprostitution in Karlsruhe in Kraft. Die Stadt hatte das Verbot Anfang des Monats beschlossen. Demnach wird das "Ausüben von sexuellen Dienstleistungen im öffentlichen Raum" ab sofort mit einem Zwangsgeld von 500 Euro bestraft. Wer wiederholt dagegen verstößt, zahlt 1.000 Euro. Das Verbot gilt zunächst für ein halbes Jahr. Lizenzierte Bordellbetriebe sind davon nicht betroffen.
Die Stadt begründet die Entscheidung mit polizeilichen Ermittlungen aus dem Januar. Bei einer Aktion in Zusammenarbeit mit Behörden aus Ungarn waren mehrere Personen im Zusammenhang mit Menschenhandel und Zwangsprostitution festgenommen worden. Sie sollen Frauen gegen ihren Willen nach Deutschland gebracht und zur Prostitution gezwungen haben.
Fachberatungsstellen bieten Hilfe an
Seit 2014 gibt es einen weiträumigen Sperrbezirk für Straßen- und Wohnungsprostitution in der Innenstadt. Doch in den letzten Jahren gab es aber immer wieder Probleme und Beschwerden aus Durlach und an der Wolfartsweierer Straße/Ecke Ostendstraße. Knapp außerhalb des Sperrbezirks gibt es Hotspots, die auch der Karlsruher Beratungsstelle für Betroffene "Luise" bekannt sind. Sie wird von der Diakonie betrieben.
Wenn Frauen sich das Verbot zum Anlass nehmen, aus der Prostitution auszusteigen, haben wir ein Angebot mit Sprachkursen und helfen mit dem Jobcenter.
Die Beratungsstelle der Diakonie hat im Vorfeld versucht, sich bestmöglich auf das generelle Verbot in Karlsruhe vorzubereiten. "Unsere drei Sozialarbeiterinnen waren jetzt noch mal sehr präsent vor Ort und haben aufgeklärt", erklärt David Ostern von der Diakonie in Karlsruhe.
Er begrüßt zwar das offensive Vorgehen von Stadt und Polizei gegen Menschenhandel und Zwangsprostitution. "Unsere Befürchtung ist aber, dass die Frauen in andere Städte ausweichen oder ihrer Arbeit zu Hause nachgehen und wir sie dann nicht mehr erreichen." So könne sich die Situation der Betroffenen vielleicht sogar verschlechtern.
Verbot der Straßenprostitution in Karlsruhe: Beifall und Kritik
Auch die "Bürgerinitiative Durlach gegen Prostitution" betont, dass das Verbot ein guter Schritt sei. Vor allem für Anwohner in den betroffenen Straßen. Aber auch sie übt in einer Pressemitteilung Kritik daran, dass nun die Frauen kriminalisiert würden, aber nicht die Freier. Stattdessen fordert die Initiative eine bundesweite Neuregelung nach dem "Schwedischen Modell".
David Ostern von der Diakonie sucht Lösungsansätze eher in der näheren Umgebung. 2022 hatte die Diakonie mit Gemeinderatsmitgliedern einen Antrag eingebracht, der Straßenprostitution entsprechend regulieren wollte. "Es braucht einfach mehr als nur Verbote. Wir brauchen einen regulierten Ablauf und mehr Hygienestandards zum Schutz der Frauen."