Im Groß- und Einzelhandel wird seit Donnerstagmorgen drei Tage lang gestreikt. Die Gewerkschaft ver.di hat Beschäftigte im Bezirk Mittelbaden-Nordschwarzwald dazu aufgerufen. An einer zentralen Kundgebung in Karlsruhe nahmen am Freitag rund 200 Menschen teil. Zuvor hat es einen Protestmarsch durch die Innenstadt gegeben.
Streiks unter anderem im Nordwesten von Baden-Württemberg
Nach Angaben von ver.di beteiligen sich bis Samstag im Gewerkschaftsbezirk Mittelbaden-Nordschwarzwald Beschäftigte aus 16 Unternehmen an dem Streik. Betroffen sind unter anderem die Kaufland-Filialen in Ettlingen und Pforzheim und Primark in Karlsruhe. Mit der höchsten Streikbeteiligung hatte die Gewerkschaft im Vorfeld beim dm-Verteilzentrum in Waghäusel (Kreis Karlsruhe) gerechnet. Dort hatten bis Donnerstagvormittag nach Gewerkschaftsangaben rund 100 Beschäftigte ihre Arbeit niedergelegt. Gestreikt werde außerdem bei Betrieben in Bruchsal, Bretten, Calw, Freudenstadt und Nagold.
In dem seit April andauernden Tarifstreit fordert die Gewerkschaft 15 Prozent mehr Lohn für die Beschäftigten im Einzelhandel und 13 Prozent mehr im Großhandel. Der Tarifvertrag soll eine Laufzeit von 12 Monaten haben.
Einigung nicht in Sicht Rund 800 Beschäftigte bei Warnstreiks im RLP-Einzelhandel
Im Tarifstreit des Einzelhandels haben sich am Freitag in Rheinland-Pfalz rund 800 Beschäftigte an Warnstreiks beteiligt. Außerdem fand eine zentrale Kundgebung der Gewerkschaft ver.di in Mainz statt.
Handelsverband rät zu freiwilliger Lohnerhöhung
Die Arbeitgeberseite - der Handelsverband Deutschland - wirft der Gewerkschaft vor, ernsthafte Verhandlungen zu blockieren. Die Unternehmensvertreter hätten bereits zum Verhandlungsauftakt im April ein Angebot unterbreitet und dieses mehrfach nachgebessert, heißt es in einer Pressemitteilung des Handelsverbandes vom vergangenen Montag. Um langwierige Verhandlungen abzukürzen, empfiehlt der Handelsverband seinen Mitgliedern freiwillige vorab Lohnerhöhungen über die von Arbeitgeberseite angebotenen 5,3 Prozent. Die könnten dann bei einer späteren Einigung mit dem Verhandlungsergebnis verrechnet werden.
ver.di-Chef: "Schlag ins Gesicht der Beschäftigten"
Die Gewerkschaft ver.di lehnt solche Voraberhöhungen grundsätzlich ab. Sie seien nur ein Mittel der Arbeitgeberseite, mögliche Streikfolgen zu minimieren, erklärte der Karlsruher Gewerkschaftssekretär Robin Weller im Interview mit dem SWR. ver.di-Chef Frank Werneke nannte den Vorschlag einen "Schlag ins Gesicht für die Beschäftigten im Handel".
Drogeriemarktkette dm kündigt sechs Prozent mehr Geld an
Am Donnerstagnachmittag hat die Drogeriemarktkette dm mit Sitz in Karlsruhe angekündigt, dass sie das Tarifeinkommen aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter um sechs Prozent erhöhen wolle. Die Erhöhung gelte rückwirkend ab April, heißt es in einer Mitteilung. Zusätzlich sollen alle Angestellten und Auszubildende einen Inflationsausgleich und eine Jahresabschlusszahlung bekommen.