In Baden-Württemberg haben 75 Prozent der Fahrgäste negative Erfahrungen bei der Benutzung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) gemacht. Das geht aus einer ARD-Umfrage hervor. Sie ist anlässlich des ARD-Thementages #besserBahnfahren durchgeführt worden.
ARD-Thementag #besserBahnfahren Viele in BW machen negative Erfahrungen mit der Bahn
Auch in Baden-Württemberg haben zahlreiche Pendlerinnen und Pendler bei der ARD-Umfrage zu #besserBahnfahren teilgenommen. Das Ergebnis: Die meisten machen schlechte Erfahrungen mit der Bahn.
In Karlsruhe haben dagegen fast die Hälfte der Befragten von positiven Erlebnissen berichtet. Woran das liegt? Verkehrsökologe Jochen Eckart von der Hochschule Karlsruhe hat die Studie zusammen mit seinen Studierenden ausgewertet und hat Antworten.
Straßenbahnen in Karlsruhe fahren oft, Wartezeiten sind kurz
Die Takte der Stadtbahnen sind hoch und im Stadtgebiet von Karlsruhe kommt meistens innerhalb von wenigen Minuten eine Bahn, erklärt Jochen Eckart. Das wurde auch in der Umfrage häufig positiv genannt. Als positives Beispiel nennt der Verkehrsökologe den Bahnhofsvorplatz, wo die Reisenden meist direkt in eine Straßenbahn einsteigen können - ohne vorher lange auf den Fahrplan schauen zu müssen.
Hell, sauber und schön - die neuen Haltestellen der U-Bahn
Ein weiterer positiver Aspekt seien die neuen Tunnels unter der Karlsruher Innenstadt. "In der U-Strab, das sind ja sehr neue, saubere, schön gestaltete Stationen", stellt Jochen Eckart fest. In der Umfrage sei der Aspekt des Sich-Wohlfühlens im ÖPNV ein sehr großer Faktor gewesen, gerade in Baden-Württemberg. Die neuen Stationen im Karlsruher Untergrund würden laut dem Experten also dazu beitragen, dass man sich in Karlsruhe beim Aus-und Umsteigen wohl fühlt.
In anderen Städten sei das Thema Sicherheit sehr groß gewesen, in Karlsruhe tauche es gar nicht auf. "Es ist hier kein Thema für die Leute. Sicherheit erwähnt man ja meistens dann, wenn man sich unsicher fühlt", erklärt der Verkehrsökologe.
ÖPNV auf dem Land noch ausbaufähig
Ein weiterer positiver Punkt, den die Befragten positiv genannt hatten, ist, dass man mit den Karlsruher Bahnen weit ins Umland komme. Allerdings, so fügt der Verkehrsexperte Eckart an, sei die Taktung der Bahnlinien dort nicht so hoch wie in der Stadt, sodass die Bahnen auf dem Land aktuell noch weniger angenommen würden als innerhalb der Stadt.
Verspätungen, Züge, die einfach ausfallen oder auf offener Strecke stehenbleiben, völlig überfüllte Waggons - die Liste der unangenehmen Erlebnisse mit der Deutschen Bahn ließ sich noch ellenlang fortsetzen. Es gibt aber auch die schönen Erinnerungen. SWR Reporter Johannes Stier hat in Karlsruhe Passanten gefragt:
Kritik am ÖPNV in Karlsruhe: fehlende Barrierefreiheit an Haltestellen
Dennoch gibt es auch in Karlsruhe Kritik in Bezug auf den ÖPNV. So wurde von den Befragten häufig die fehlende Barrierefreiheit angekreidet. Wer im Rollstuhl, mit Rollator, Kinderwagen oder Fahrrad in der Bahn unterwegs ist, treffe im Stadt- und Landkreis Karlsruhe immer wieder auf Stationen, die noch nicht vollständig barrierefrei sind. Oft seien es zwar nur wenige Stufen, die dann aber zum großen Hindernis werden könnten.
So gibt es zum Beispiel am Bahnhof in Durlach am Bahnsteig der Stadtbahn keinen Aufzug, sondern nur eine steile Rampe. Reisende, die mit vollgepackten Fahrrädern unterwegs sind, können diese nur mit Mühe überwinden.
Dazu kommt noch ein Karlsruhe-spezifisches Problem mit dem barrierefreien Ein- und Ausstieg hinzu: Dadurch, dass die Karlsruher Stadtbahnen auch das Eisenbahnschienennetz befahren können, gibt es überall unterschiedliche Bahnsteighöhen. Dadurch kann es vorkommen, dass eine hohe Kante überwunden werden muss.
Auch wenn zur Perfektion noch einiges fehle, könne Karlsruhe Vorbild für andere Städte sein, fasst Jochen Eckart zusammen: "Von allen Städten, die wir ausgewertet haben, war Karlsruhe die Stadt mit den meisten positiven Meldungen, die es zum ÖPNV gab."